© OekoBusiness Wien/APA-Fotoservice/Juhasz / Am ersten Wiener Biokebapstand von Murat Oguz
© OekoBusiness Wien/APA-Fotoservice/Juhasz / Am ersten Wiener Biokebapstand von Murat Oguz

Bewusstsein für Bio vermeidet auch Lebensmittelabfälle

Erfahrungen in "Natürlich gut essen"-Betrieben zeigen bereits positive "Nebenwirkungen"

"Die Umstellung zu einer umwelt-, klima- und tierfreundlichen Ernährung bringt viele dazu, auch in anderer Hinsicht achtsam und umfassend nachhaltig mit Lebensmitteln umzugehen", betont Wiens Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky anlässlich der Aktionswoche. "Nix übrig für Verschwendung". "Ein gutes Beispiel dafür sind jene Betriebe, die im Rahmen unseres "Natürlich gut essen"-Programms ausgezeichnet wurden."

Denn wie sich zeigt, hat der Umstieg zu Bio-Lebensmitteln meist auch eine deutliche Reduzierung von Lebensmittel-Abfällen in den Betrieben zur Folge. Wie etwa bei "Kebabio" am Naschmarkt, dem ersten zertifizierten Bio-Kebapstand von Wien: "Wir haben nach unserer Auszeichnung durch ,Natürlich gut essen" unseren Betrieb neu ausgerichtet, sodass am Ende des Tages einfach nichts übrig bleibt oder weggeworfen werden müsste", berichtet Standbetreiber Murat Oguz.

Reduziertes Angebot - in Topqualität

Murat Oguz hatte in den ersten Wochen des Betriebes beobachtet, dass die Nachfrage während der Mittagszeit zwar sehr groß ist - nach 15 Uhr die Kundenfrequenz aber deutlich abfällt. Was der angestrebten hohen Qualität abträglich war, da das Fleisch drohte trocken zu werden. "Wir bestücken unseren Kebapspieß daher jetzt mit weniger Fleisch und bieten nur noch bis 15 Uhr an - und auch nur, solange der Vorrat reicht." So bekommt die Kundschaft nur Topqualität - und am Ende des Tages stellt sich die Frage gar nicht mehr, was mit den Überbleibseln geschehen soll.

"So eine Neuausrichtung hat natürlich damit zu tun, dass unsere "Natürlich gut essen"-Betriebe nicht nur die Bio-Qualität ihrer Produkte nachweisen müssen, sondern auch genau wissen, woher sie kommen, wie sie produziert wurden und ob dabei auch auf das Tierwohl geachtet wurde", erläutert Karin Büchl-Krammerstätter, Leiterin der Stadt Wien - Umweltschutz. "Damit steigt auch das Bewusstsein, wie wertvoll Lebensmittel sind - nicht nur in finanzieller Hinsicht - und dass es schrecklich ist, wenn sie nach all dem Aufwand und Ressourcen-Einsatz am Ende im Mistkübel landen. Was für Fleisch in ganz besonderem Ausmaß gilt, denn wenn man Fleisch wegwirft, ist ein Tier umsonst gestorben."

Weniger ist mehr - in Bioqualität

Dazu kommt, dass sich der achtsame Umgang mit Lebensmitteln natürlich auch im Geldbörsel bemerkbar macht - ein Effekt, den man auch daheim beim privaten Einkauf und Konsum leicht nachvollziehen kann. Derzeit kosten Bio-Lebensmittel mehr - aber diese Mehrkosten kann man mit der Umstellung auf eine bewusste und vor allem gesündere Ernährung auch wieder weitgehend ausgleichen.

Wenn man beispielsweise auf Fleisch verzichtet oder den Fleischkonsum reduziert und nur gelegentlich etwas Besonderes genießt (Stichwort: Sonntagsbraten), hilft das dem Klima, der Umwelt, dem Tierwohl und der eigenen Gesundheit - und spart dabei auch noch Geld. Und wenn man dann auch noch gezielter und weniger einkauft, kann man sich im Gegenzug dann auch wieder mehr Waren in Bioqualität leisten.

"Wien isst G.U.T. - Gesund, Umwelt-, Klima und Tierfreundlich"

"Natürlich gut essen" ist ein wichtiges Standbein des Programms "Wien isst G.U.T. - Gesund, Umwelt-, Klima und Tierfreundlich", dessen Erstellung und Umsetzung von der Stadt Wien - Umweltschutz koordiniert wird. Durch "Wien isst G.U.T. werden alle Aktivitäten, Initiativen und Programme der Stadt zusammengefasst, die einen umfassend nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln zum Ziel haben. Sei es innerhalb der Stadtverwaltung - wie etwa dem ökologischen Beschaffungsprogramm "ÖkoKauf Wien" - oder auch außerhalb - wie beispielsweise die langjährige Unterstützung der Wiener Tafel oder eben auch "Natürlich gut essen."

Vom Haubenlokal bis zum Würstelstand

"Inzwischen sind es bereits mehr als 40 Betriebe, die wir im Rahmen unseres Beratungs- und Kofinanzierungsprogrammes ,Natülich gut essen" auszeichnen konnten", berichtet Thomas Hruschka von der Stadt Wien - Umweltschutz und Leiter des übergeordneten OekoBusiness Wien-Programmes. "Die Bandbreite reicht inzwischen vom klassischen Beisl bis zum Haubenlokal, vom veganen Restaurant bis zum Heurigen, von Universitätskantinen und Schulküchen bis zum Würstel- und zum Kebab-Stand."

"Natürlich gut essen" wurde 2018 von Stadt Wien - Umweltschutz für Wiener Gastronominnen und Gastronomen ins Leben gerufen, um ein nachhaltiges Speise- und Getränkeangebot in der Außer-Haus-Gastronomie zu fördern und sichtbar zu machen. Ausgezeichnete Betriebe setzen auf das Angebot regionaler, saisonaler und ökologisch produzierter Speisen unter besonderer Beachtung des Tierwohls. Im Rahmen der Beratung für die "Natürlich gut essen"-Auszeichnung werden die Betriebe auch gezielt auf zusätzliche Angebote zur Lebensmittel-Abfallvermeidung durch "Küchenprofi(t)" und "smart KITCHEN" im Rahmen von OekoBusiness Wien hingewiesen.

"Küchenprofi(t)" wird in Kooperation mit der Initiative United Against Waste durchgeführt und bietet eine individuelle Begleitung bei der Reduktion der Lebensmittelabfälle in Küchenbetrieben - von der Analyse der Abfallursachen bis zur Entwicklung von punktgenauen Einsparmaßnahmen. "smart KITCHEN" wiederum sind Events mit einem Workshopcharakter: GastronomInnen, Küchenpersonal, KöchInnen, KüchenchefInnen oder Lehrlinge aus den unterschiedlichsten Gastronomiebetrieben nehmen an den Veranstaltungen teil, um gemeinsam zu kochen, ihre Erfahrungen auszutauschen und über die Thematik der Lebensmittelverschwendung zu diskutieren.

Mehr Informationen unter:www.natuerlichgutessen.at


Roman DAVID-FREIHSL


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /