© Hardebeck Media auf Pixabay / Fluss
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Geplantes Kalserbach-Kraftwerk fällt beim Landes-Gutachten durch

"Nicht tolerabel": Vernichtendes Gutachten des Landes Tirol für Kraftwerksvorhaben am Kalserbach - WWF fordert LH Platter zum endgültigen Schutz der Osttiroler Gletscherflüsse auf

Das Kraftwerksvorhaben Haslach-Kalserbach fällt beim naturkundefachlichen Amtsgutachten des Landes Tirol klar durch. Demnach führt das Kraftwerk zu einer "konkreten und erheblichen Beeinträchtigung" des bestehenden Natura-2000-Gebiets und des sensiblen Flussökosystems. Ein weiterer Verlust dieser geschützten und gefährdeten Flusslebensräume sei "fachlich nicht tolerabel" und widerspreche nationaler und internationaler Gesetzgebung. "Dieses Gutachten belegt eindeutig, dass das Kraftwerk Haslach-Kalserbach nicht bewilligt werden kann", sagt Marianne Götsch, Gewässerschutzexpertin des WWF Österreich. "Es untermauert einmal mehr die internationale Bedeutung der Osttiroler Gletscherflüsse und die Verantwortung, die wir in Tirol für die Erhaltung dieses Naturerbes haben. Laut dem Gutachten darf kein einziger Quadratmeter dieser geschützten Lebensräume mehr zerstört werden. Daher muss Landeshauptmann Günther Platter dem Kraftwerksbau im gesamten Isel System endgültig einen Riegel vorschieben."

Ein Aushängeschild der Osttiroler Naturflusslandschaft ist die Deutsche Tamariske, ein vom Aussterben bedrohter immergrüner Strauch, der an Ufern und auf Kiesbänken wächst. Einst weit verbreitet ist ihr Lebensraum heute laut Roter Liste gefährdeter Biotoptypen Österreichs "von vollständiger Vernichtung bedroht", da sie auf dynamische und naturnahe Flusslandschaften angewiesen ist. Die Vorkommen an Isel, Kalserbach, Schwarzach und Tauernbach bilden die größte Population Österreichs und sind laut Gutachten von "übernationaler Bedeutung" im gesamten Ostalpenraum. Der geplante Kraftwerksbau gefährdet mehrere Vorkommen und damit die gesamte Population, da die Vernetzung der Isel mit ihren Zubringern für ihr Überleben essenziell ist. "Wer die Isel als Naturjuwel für zukünftige Generationen bewahren will muss daher auch ihre Zubringer schützen", fordert Marianne Götsch und nimmt dafür die Landesregierung in die Pflicht. "Dieses sensible Flusssystem verträgt kein weiteres Kraftwerk mehr. Stattdessen braucht es ein umfassendes Naturschutzgebiet, von dem ganz Osttirol profitieren würde."

Gemeinsam mit 50 lokalen, nationalen und internationalen Organisationen und Wissenschaftler*innen fordert der WWF die Ausweisung der gesamten Osttiroler Gletscherflüsse Isel, Kalserbach, Tauernbach und Schwarzach als Naturschutzgebiet. Die Energiewende müsse konsequent naturverträglich sein. "Um den Ausstieg aus Öl und Gas zu schaffen, muss deutlich mehr Energie gespart und das gesamte Steuersystem ökologisiert werden. Anstatt auch noch die letzten unberührten Flüsse zu verbauen, braucht es eine massive Photovoltaik-Offensive auf Gebäuden und den Stopp umweltschädlicher Subventionen. Darauf muss der Schwerpunkt liegen", fordert Marianne Götsch.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /