© Avtar Kamani  pixabay.com
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Die Klimakrise - Wir alle müssen andere Wege gehen

Die Entscheidungen der Politik zu diesem Thema gehören zu den wichtigsten unserer gesamten Generation - aber auch wir entscheiden mit.

Der neue IPCC-Bericht fasst den aktuellen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse zur globalen Klimakrise zusammen, und leg sich damit auf dringend erforderliche Schritte fest, um die globale Erwärmung unter 1,5 °C zu halten – Das ist ein Wert, den wir laut Bericht voraussichtlich innerhalb von 20 Jahren erreichen werden oder sogar überschreiten, wenn keine ausreichenden Maßnahmen ergriffen werden. Zusammen mit anderen Berichten bietet er eine kritische und gleichzeitig wahrheitsgetreue Grundlage für die Gestaltung der Politik in nächster Zeit. Diese Entscheidungen werden zu den wichtigsten Entscheidungen unserer gesamten Generation gehören.

Die Welt kämpft mit der Delta-Variante von COVID-19 und in manchen Ländern steigen die Coronavirusinfektionszahlten bereits wieder beunruhigend an. Gleichzeitig zeigen Überschwemmungen, Starkregen, Dürren, Hitzewellen, Megabrände, Stürme und andere Wetterkatastrophen wie schnell sie Teile unseres Planeten verwüsten können. Der IPCC-Bericht zeigt auf, dass diese Extremereignisse bereits auf ein weltweites Klimasystem hinweisen, das durch den Anstieg von C02 durch fossile Brennstoffe zutiefst verändert t wurde. Nur eine schnelle Dekarbonisierung, mit einer raschen Umstellung auf Wind-, Solar- und andere emissionsfreie Energietechnologien sowie mehr Energieeffizienz kann uns vor den immer dramatischer werdenden Katastrophen in Zukunft schützen.

Ein weiterer Bericht – „Biodiversity and Climate Change“, der vom IPCC und der zwischenstaatlichen Plattform zu Biodiversität und Ökosystemleistungen herausgegeben wurde dokumentiert den dramatischen Rückgang der Biodiversität und die Risiken, die durch den Klimawandel in diesem Bereich entstehen. EinZusammenbruch der Biodiversität ist nicht einfach nur ein paar Käfer weniger zu haben, sondern er bedroht die globale Nahrungsversorgung und viele andere Ökosystemleistungen, von denen wir vollkommen abhängig sind.

Aber das ist nicht alles: „The State of Food Security and Nutrition in the World“,der vor kurzem von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen herausgegeben wurde, zeigt: Der Welthunger, hat sich im Jahr 2020 dramatisch verschlimmert. Die Ernährungssicherheit von Millionen Menschen – darunter viele Kinder - steht auf dem Spiel. Rund 3 Milliarden Menschen, und das sind 40 Prozent der Weltbevölkerung, können sich eine gesunde Ernährung nicht leisten und der Klimawandel wird die Nahrungsmittelkrise verschärfen. Schätzungsweise 9,9 Prozent aller Menschen litten im vergangenen Jahr Hunger. Dazu ein Rückschwenk zum IPCC-Bericht: Dieser zeigt, dass ein Großteil der Welt als Folge des Klimawandels mit einer Zunahme landwirtschaftlicher und ökologischer Dürren konfrontiert sein wird bzw. es sogar schon ist! Bei den aktuellen Entwicklungen schätzt der Bericht „The State of Food Security and Nutrition in the World“, dass das Ziel 2 für nachhaltige Entwicklung (Zero Hunger bis 2030) um fast 660 Millionen Menschen verfehlt werden wird.

Auch wenn in der österreichischen Politik in letzter Zeit das Wort Hausverstand mehrmals genannt wurde: Es muss politische entschlossen gehandelt werden, für eine rasche Transformation der Wirtschaft und auch der Gesellschaft. Wir brauchen nicht nur eine r nachhaltige Erzeugung und Nutzung von Energie, genauso wie eine weniger flächenverbrauchende Landnutzung. Gleichzeitig muss die Gesellschaft sich verändern.

Die Internationale Energieagentur gilt eher als eine "konservativ" vorausschauende Organisation. Trotzdem hat sie heuer eine Roadmap veröffentlich mit dem Titel "Net Zero bis 2050", die aufzeigt, dass das globale Energiesystem mit bereits verfügbaren oder greifbaren Technologien auf Netto-Null-Emissionen umgestellt werden kann. Die Technologien sind vorhanden: Solar- und Windkraft, Biomasse, Elektrofahrzeuge, Energieeffizienztechnologien, usw. Damit kann eine schnelle und sogar kostengünstigere Energiewende vorangetrieben werden.

Und wie verändern wir die Gesellschaft? Notwendig dazu sind z.B. mehr Mitsprache der Bevölkerung, beispielsweise bei Bürgerräten, da demokratisch ausgewählte Menschen viel mutiger sind als die Politik, wie die Entscheidungen bisheriger Bürgerräte zu Klimathemen ganz klar aufzeigen. Wir brauchen dann auch mehr Information der Bevölkerung und schlussendlich Steuern für große Unternehmen und Superreiche die ihre Gewinne international hin und herschieben können, um Ernährung, Bildung und andere Grundbedürfnisse für alle Bürger weltweit sicherstellen zu können. Das dies funktioniert zeigen bereits einige Staaten auf.

Die Staats- und Regierungschefs treffen sich bereits im September zu einem UN-Gipfel zu Ernährungssicherheit und dem Weg dahin. Im Oktober treffen sie sich bei der UN-Biodiversitätskonferenz in China, und schließlich bei der UN-Klimakonferenz im November in Glasgow. Dabei sind klare Entscheidungen ein Muss.

In der Zwischenzeit kann jeder, der im Alltag Entscheidungen zur Energiewende, zu mehr Energieeffizienz, zu nachhaltiger Mobilität, zu entsprechender Ernährung (weniger Fleisch.., regionales Gemüse, Bioprodukte usw.) treffen muss, seine persönlichen Entscheidungen treffen. Aktives Handeln ist nciht unbedingt ein Verzicht: Es macht Freude, wenn die Stromrechnung sinkt, weil die Photovoltaik vom Dach Strom liefern kann, oder es ist angenehmer mit dem Zug zu fahren als mit dem Auto, weil man in dieser Zeit arbeiten kann. Auch ein Passivhaus oder ein Solarhaus ist ein absoluter Komfortgewinn. Wenn jeder von uns in seime Bereich mögliche Schritte setzt, in unterschiedlichen Bereichen, bei der Ernährung, bei der Mobilität, bei Energieerzeugung und -verbrauch, etc. dann kommen wir voran. Gestalten wir gemeinsam alte Gewohnheiten um. Handeln wir, sagen wir unsere Meinung, melden wir uns zu Wort. Damit wird auch die Politik motiviert, sich nicht mehr vor vielleicht einschneidenen und verändernten Maßnahmen zu fürchten und klare Entscheidungen für die Zukunft und nicht mit Blick in die Vergangenheit zu fällen, weil viele Menschen bereits handeln.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /