© Christoph Glanzl Global 2000 / Lokalaugenschein in Krsko
© Christoph Glanzl Global 2000 / Lokalaugenschein in Krsko

AKW Krsko: Österreichische Politik unterstützt Forderungen von über 46.000 Menschen

Umweltministerin bei Treffen in Ljubljana - unabhängige Bewertung des Erdbebenrisikos und Alterungsprüfung durchsetzen, dann wird Abschaltung wahrscheinlich

Beim EU-UmweltministerInnenrat in Slowenien hat Österreichs Ministerin Leonore Gewessler die Forderungen der GLOBAL 2000-Petition im Gespräch mit Sloweniens Umweltminister Andrej Vizjak aufgegriffen.

Dass diese Forderungen sowohl letzte Woche von Bundespräsident Alexander Van der Bellen als auch zuvor von Bundeskanzler Sebastian Kurz sowie jetzt von Umweltministerin Leonore Gewessler in diplomatischen Gesprächen aufgegriffen werden, ist ein erster Erfolg der Petition auf dem Weg zur tatsächlichen Stilllegung der problematischen Anlage.

Gerade nach dem nur 85 Kilometer vom Reaktor entfernten Erdbeben der Stärke 6,4 vom 29.12.2020 fordern GLOBAL 2000 und ihre Partnerorganisationen in Slowenien, Kroatien, Italien, Bosnien-Herzegowina und Ungarn eine Neubewertung der Erdbebengefährdung durch unabhängige internationale ExpertInnen sowie die technische Prüfung der Alterung der Anlage im Zuge der grenzüberschreitenden Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP).

"Solche umfassenden Überprüfungen sind aber nach Auskunft des slowenischen Ministeriums derzeit nicht vorgesehen", so Dr. Reinhard Uhrig, Atomsprecher von GLOBAL 2000. "Wir erwarten daher von unseren RegierungsvertreterInnen, sich entschlossen für die tatsächliche Prüfung des Reaktors einzusetzen. Die Chance ist, im Zuge der UVP notwendige Sicherheits-Upgrades durchzusetzen - und damit die Betreibergesellschaft vor die Wahl zu stellen, die teuren Upgrades durchzuführen oder den Reaktor (kostengünstiger) zu verschrotten, wie dies bereits in der Schweiz (AKW Mühleberg 2019) und in Schweden (AKW Ringhals) geschehen ist."

EU-Stresstests zeigen Erdbeben-Gefährdung des alternden Reaktors - Ergebnisse verzögert oder nicht umgesetzt

Das slowenische AKW KrÅ¡ko ist das einzige Atomkraftwerk in Europa, das in einer hochaktiven roten Erdbeben-Risikozone zwischen drei plattentektonischen Einheiten betrieben wird. Ein aktueller Forschungsüberblick im Auftrag von GLOBAL 2000 weist auf eine noch höhere Erdbeben-Gefahr als zuvor angenommen hin: Bei der Planung des Atomkraftwerks wurden aktive Erdbeben-Störungen nicht berücksichtigt. Durch tektonische und seismotektonische Untersuchungen in den letzten 20 Jahren hat sich herausgestellt, dass Starkbeben mit Magnituden um 6 mehrmals innerhalb weniger Jahrzehnte hintereinander auftreten können.

Die im April 2012 veröffentlichten Ergebnisse der EU-Stresstest-Missio in Krs¡ko zeigen die Gefährdung des AKWs im Falle eines schweren Bebens: Spitzenbeschleunigungen (PGA) über 0,8 g können das Einfahren der Kontroll-Stäbe verhindern und dadurch eine Kernschmelze verursachen. Ab 0,9 g kann das Abklingbecken mit über tausend abgebrannten Brennelementen beschädigt werden, die Freilegung von Kernbrennstoff wird als wahrscheinlich angesehen. Ein noch stärkeres Erdbeben ab 1 g würde mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zu einer schnellen Freisetzung von radioaktiven Stoffen aus dem zerstörten Reaktor führen. Zentrale Erkenntnisse der EU Stresstests wurden jedoch durch die Betreibergesellschaft mit Erlaubnis der slowenischen Atomaufsicht mehrfach verschoben oder ganz gestrichen, aus organisatorischen, technischen und wirtschaftlichen Gründen.

"Nur der gemeinsame Druck von Zivilgesellschaft und den sie vertretenden PolitikerInnen führt dazu, dass die slowenische Atomaufsicht die tatsächliche Prüfung des alternden Erdbeben-Reaktors vorschreibt - und damit den Schlüssel für die Abschaltung dreht", so Uhrig abschließend. "Wir bedanken uns bei den zehntausenden UnterstützerInnen unserer Petition, den vielen starken Stimmen aus Zivilgesellschaft und Politik dafür, diesen Druck auch weiterhin aufrechtzuerhalten."


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /