© unsplash / Laden eines Elektroautos
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Ottakring hat vor dem 1. und 15. Bezirk den höchsten E-Pkw Anteil

VCÖ: Ausstieg aus Verbrennungsmotor bei Neuwagen ist früher als 2035 nötig

Wien - Ottakring, vor Innere Stadt, Rudolfsheim-Fünfhaus, Neubau und Josefstadt - das sind Wiens Top 5 Bezirke beim Anteil der E-Pkw an den Neuzulassungen im 1. Halbjahr, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. Ottakring erreichte mit 42,6 Prozent norwegisches Niveau, Europas Spitzenreiter bei den E-Pkw. Ab dem Jahr 2035 sollen in der EU nur mehr emissionsfreie Pkw neuzugelassen werden. Damit Österreich das Ziel der Klimaneutralität im Jahr 2040 erreichen kann, ist bei Neuwagen ein früherer Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor nötig, so der VCÖ.

"Die Unterschiede beim Anteil der E-Pkw sind innerhalb Wiens so groß wie in keinem anderen Bundesland. Wer mit der U3 von Simmering nach Ottakring fährt, ist vom Bezirk mit dem niedrigsten E-Pkw Anteil Wiens zum Bezirk mit dem höchsten E-Pkw Anteil Österreichs unterwegs", fasst VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen ein Ergebnis der aktuellen VCÖ-Analyse aus Basis von Daten der Statistik Austria zusammen.

In Simmering fahren 3,2 Prozent der im 1. Halbjahr neuzugelassenen Pkw zu 100 Prozent mit Strom. Ottakring erreichte mit 42,6 Prozent einen in Österreich noch nie erreichten Rekordwert von E-Pkw bei den Neuzulassungen, berichtet der VCÖ. An zweiter Stelle folgt Wien Innere Stadt mit 22,9 Prozent vor Rudolfsheim-Fünfhaus (19,9 Prozent), Neubau (19,5 Prozent) und Josefstadt (19,0 Prozent). Fünf weitere Bezirke liegen über dem Österreich-Schnitt von 11,4 Prozent, nämlich Mariahilf (18,0 Prozent), Hernals (16,6 Prozent), Margareten (16,4 Prozent), Alsergrund (15,1 Prozent) und Leopoldstadt (14,7 Prozent).

Da insgesamt rund zwei Drittel der Neuwagen von Unternehmen und anderen juristischen Personen angeschafft werden, spielen Betriebe bei der Umstellung der Pkw-Flotte auf emissionsfreie Antriebe eine zentrale Rolle. Bei E-Pkw lag der Anteil der "juristischen Personen" im 1. Halbjahr bei 84 Prozent. Je mehr Betriebe ihren Fuhrpark sukzessive auf E-Pkw umstellen, umso mehr Elektroautos kommen in den Gebrauchtwagenmarkt. "Künftig sollten nur emissionsfreie Firmenwagen steuerlich begünstigt werden", betont Rasmussen. Die Kaufförderung für Plug-In-Hybride ist zu beenden. Sowohl nationale als auch internationale Studien zeigen, dass der reale CO2-Ausstoß von Plug-In-Hybriden im Schnitt um ein Vielfaches höher ist als die Herstellerangaben versprechen.

"Das von der EU-Kommission vorgestellte Ziel, dass in der EU ab dem Jahr 2035 nur mehr emissionsfreie Neuwagen verkauft werden, ist nicht so ambitioniert, wie es auf den ersten Blick erscheint. Denn immer mehr Autohersteller geben einen früheren Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor bekannt", stellt Rasmussen fest. Opel beispielsweise wird ab dem Jahr 2028 nur mehr E-Modelle auf den Markt bringen, Volvo ab dem Jahr 2030. Schweden, Dänemark, Niederlande, Slowenien, Irland und zuletzt auch Großbritannien haben den Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor für das Jahr 2030 beschlossen, Norwegen sogar für das Jahr 2025. In Norwegen waren im Vorjahr 51,6 Prozent der Neuzulassungen Batterieelektrische Pkw, noch im Jahr 2013 lag der Anteil bei nur 5,8 Prozent.

E-Pkw verursachen laut Umweltbundesamt im Schnitt in ihrer Gesamtbilanz inklusive Fahrzeug- und Batterieherstellung in Österreich um 59 Prozent weniger CO2 als durchschnittliche Benzin- und Diesel-Pkw. Aber: "Wer in Wien mit den Öffis oder Fahrrad fährt und kurze Strecken zu Fuß zurücklegt, ist natürlich viel klimafreundlicher mobil als mit einem E-Pkw. Und auch E-Pkw verbrauchen viel Platz, verursachen Staus", erinnert VCÖ-Expertin Rasmussen. In Wien sind 47 Prozent der Haushalte, das 430.000 Haushalte, autofrei. Für das Erreichen der Klimaziele ist der Antriebswechsel bei Pkw viel zu wenig. Wichtig ist, den Verkehrsaufwand insgesamt zu reduzieren und den Anteil der klimaverträglichen Mobilität, also des Öffentlichen Verkehrs, des Radverkehrs und Gehen, stark zu erhöhen, stellt der VCÖ fest.


VCÖ: Ottakring hat höchsten E-Pkw Anteil an Neuzulassungen

(Anteil E-Pkw an Pkw-Neuzulassungen im 1. Halbjahr 2021, in Klammer Anzahl neuzugelassene E-Pkw)

Ottakring: 42,6 Prozent (253)

Innere Stadt: 22,9 Prozent (188)

Rudolfsheim-Fünfhaus: 19,9 Prozent (77)

Neubau: 19,5 Prozent (39)
Josefstadt: 19,0 Prozent (24)

Mariahilf: 18,0 Prozent (45)

Hernals: 16,6 Prozent (36)
Margareten: 16,4 Prozent (43)

Alsergrund: 15,1 Prozent (39)

Leopoldstadt: 14,7 Prozent (218)

Döbling: 11,3 Prozent (149)

Liesing: 10,7 Prozent (398)
Hietzing: 10,3 Prozent (57)

Wieden: 9,9 Prozent (41)
Brigittenau: 9,7 Prozent (53)
Währing: 9,6 Prozent (27)

Penzing: 8,7 Prozent (52)
Favoriten: 8,5 Prozent (191)

Landstraße: 7,6 Prozent (140)
Floridsdorf: 6,8 Prozent (130)

Meidling: 5,0 Prozent (85)

Donaustadt: 4,9 Prozent (193)

Simmering: 3,2 Prozent (51)

Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2021


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /