© Anna Schöpfer WWF/ Bauarbeiten im Tiroler Längental 2020
© Anna Schöpfer WWF/ Bauarbeiten im Tiroler Längental 2020

Nach Straßenbau-Evaluierung: WWF fordert Klima- und Bodencheck in ganz Österreich

Weitere große Bauprojekte neu bewerten - Boden- und Klimaschutz als öffentliches Interesse festschreiben

Anlässlich der wichtigen Evaluierung zahlreicher Straßenbauprojekte durch das Klimaschutzministerium fordert die Naturschutzorganisation WWF die Verankerung eines generellen "Klima- und Bodenchecks" in Österreich. Die beiden Faktoren sollen als zentrale öffentliche Interessen definiert und große Bauprojekte unter diesem Gesichtspunkt neu bewertet werden - unabhängig, wissenschaftsbasiert und mit Konsequenzen. "Die Erderhitzung wird immer akuter, der Flächenfraß gefährdet überlebenswichtige Bodenfunktionen und die biologische Vielfalt. Daher müssen Projekte, die beim Klima- und Boden-Check durchfallen, rasch gestoppt oder durch eine umweltfreundliche Lösung ersetzt werden", fordert WWF-Bodenschutzsprecherin Maria Schachinger. Mit durchschnittlich 11,5 Hektar verbautem Boden pro Tag verfehlt Österreich das Nachhaltigkeitsziel des Bundes um mehr als das Vierfache. Zugleich ist der Flächenfraß seit 20 Jahren knapp dreimal schneller gewachsen als die Bevölkerung. Der WWF fordert daher einen "Bodenschutz-Vertrag" gegen den Flächenfraß sowie eine grundlegende Reform des Umweltrechts.

Anhand neun aktueller Negativbeispiele zeigt der WWF, wie geplante Skigebiete, Chaletdörfer, Straßen, Wasserkraftwerke und Logistikzentren unser Land zu zerstückeln drohen. In allen Bundesländern stehen massive Verbauungsprojekte an, die das Klima schädigen, wertvolle Böden versiegeln und in einigen Fällen nicht einmal vor Naturschutz-Gebieten halt machen. "Die Projekte zeigen die jahrzehntelangen Versäumnisse einer Raumordnungspolitik, die vor allem auf kurzsichtige Profitinteressen ausgerichtet ist. So werden immer mehr Böden zu Asphaltwüsten und Betonburgen, worunter sowohl unsere eigene Gesundheit, als auch Klima und Artenvielfalt leiden", warnt WWF-Expertin Maria Schachinger.

Versiegelt und verbaut - Neun Negativbespiele für die Verbauung Österreichs

Besonders deutlich zeigt sich der Bedarf nach einem umfassenden Klima- und Bodencheck bei den vielen flächenfressenden, klimaschädigenden Straßenbauprojekten wie der Lobau-Autobahn, der Marchfeldschnellstraße oder der Bodensee-Schnellstraße. Gleichzeitig verdeutlicht der laufende Ausbau der Skigebiete, wie beispielsweise in Vorderstoder (OÖ) oder Zauchensee (Salzburg) gravierende Schwachstellen bei Bodenschutz und Umweltrecht mit viel zu hohen Schwellenwerten. Rund 40.000 Hektar Leerstand stehen laut Daten des Umweltbundesamts in Österreich zur Verfügung. Dennoch soll einem Logistikzentrum in Graz-Liebenau wertvolle Ackerfläche zum Opfer fallen. Währenddessen schreitet der Ausverkauf der Natur in Kärnten durch zahlreiche geplante Chalet-Dörfer voran, die zum Teil in weitgehend naturbelassenen Berglandschaften wie dem Spitaler Berg Goldeck entstehen sollen. Im Burgenland liegt eines der letzten wichtigen Vogelbrutgebiete direkt vor dem Nationalpark und UNESCO-Weltkulturerbe am Neusiedlersee. Ausgerechnet hier soll das Krankenhaus Gols errichtet werden - trotz mehrerer Alternativstandorte. Und in Tirol gefährdet der Ausbauplan des Kraftwerks Kaunertal eine streng geschützte Hochgebirgslandschaft, die hinter einer 120 Meter hohen Staumauer zu verschwinden droht.

Über den Klima- und Bodencheck

Der WWF fordert, dass ein umfassender Klima- und Boden-Check in alle relevanten Gesetze, Verordnungen und Strategien integriert wird. Anstatt zahnloser und lückenhafter Wirkungsfolgenabschätzungen braucht es unabhängige, wissenschaftsbasierte Kontrollen (vor allem bei Klimaschutz, Bodenverbrauch und Biodiversität) sowie die verpflichtende Vorlage von Alternativen. Das gilt vor allem dann, wenn geplante Vorhaben die Ziele des Pariser Klimavertrags, des EU-Naturschutzrechts und der Biodiversitätsstrategie verletzen oder konterkarieren.

Informationen zu den Negativbeispielen


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /