©  Yves Bernardi auf Pixabay
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Holzkraftwerke mobilisieren ungenütztes Biomassepotenzial

Strasser/Titschenbacher/Broidl: Importabhängigkeit bei Erdgas und Erdöl verringern

"Die Land- und Forstwirtschaft nimmt eine Schlüsselrolle für die Erreichung der Klimaziele ein. Wir wollen ein von fossilen Energieträgern abhängiges Wirtschaftssystem in Richtung erneuerbare Energieträger weiterentwickeln. Darum braucht es Unterstützung durch den Waldfonds", betonten Bauernbund-Präsident Georg Strasser sowie Franz Titschenbacher, Präsident des Biomasse-Verbandes, und Jungbauern-Obmann Franz Xaver Broidl bei der Besichtigung des österreichweit modernsten Holzkraftwerkes im niederösterreichischen Ternitz.

Potenzial als Rohstofflieferanten ausbauen

"Der Kampf gegen den Klimawandel ist nur mit der Land- und Forstwirtschaft zu gewinnen. Bäuerinnen und Bauern liefern nachwachsende Rohstoffe für Biomasseanlagen und Holzkraftwerke. Damit sind wir wichtige Akteure bei der Energiewende. Mit den Zukunftstechnologien Holzgas und Holzdiesel wollen wir unser Potenzial als Rohstofflieferanten für Holzkraftwerke und Biomasseanlagen weiter ausbauen. Mir ist es ein Anliegen, dass bäuerliche Betriebe Teil regionaler Energiekreisläufe werden", so Strasser. Er sieht auch im Grünen Gas viel Potenzial: "Grünes Gas ist für uns als Rohstofflieferanten ein weiterer wichtiger Baustein beim Ausstieg aus fossilen Energien. Wenn Bundesministerin Leonore Gewessler Importabhängigkeiten bei fossilen Energien verringern will, führt am Grünen Gas im Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz kein Weg vorbei", unterstrich der Bauernbund-Präsident.

Holzgas und Treibstoffe aus Holz

Um die Rohstoffpotenziale aus der Forst- und Holzwirtschaft bestmöglich zu nutzen, soll die energetische Verwertung verbessert werden. Mit den 30 Mio. Euro aus dem Waldfonds soll die Forschung von Holzgas und Treibstoffen aus Holz gefördert sowie eine Forschungsanlage errichtet werden. "Mit den im Waldfonds verankerten Forschungsmitteln kann die Erzeugung von Kraftstoffen aus niederwertigen Holzsortimenten zur Marktreife gebracht werden. Holzgas hat den großen Vorteil, dass aus verschiedenen Rohstoffen wie Rinde, Astmaterial und nicht nachgefragten Holzteilen sowie Baumarten hocheffizient Strom oder Holzdiesel erzeugt werden können. Als Nebenprodukt entsteht Wärme", erklärte Titschenbacher.

"Viele Baumteile, Baumarten, zu lange gelagertes Holz werden von der Industrie nicht nachgefragt und würden ohne Bioenergie ungenutzt im Wald verrotten. Mit der Bioenergie können wir fossile Brennstoffe wie Erdöl und Erdgas ersetzen und schaffen Einkommen für die nachhaltige Waldbewirtschaftung. So leisten wir einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz, zu mehr erneuerbarer Energie sowie zur Biodiversität", sieht Titschenbacher großes Potenzial für den Energiesektor.

Investition für Generationen

"Jede Investition in die Forst- und Holzwirtschaft ist eine Investition für Generationen und schafft somit vor allem uns Jungbäuerinnen und Jungbauern Perspektiven für eine nachhaltige Zukunft. Durch die Investition in Biomasseanlagen können wir nicht nur die vorhandenen Rohstoffpotenziale unserer Forstwirtschaft nutzen, wir schaffen auch für unsere Waldbesitzer weitere wichtige Absatzmöglichkeiten, welche vor allem jetzt in Hinblick auf den enormen Schadholzanfall durch Dürre und Borkenkäferplage unbedingt notwendig sind. Damit wird auch dem Wirtschafts- und Lebensraum Wald wieder ein höherer Stellenwert gegeben und ein intaktes Öko- und Kreislaufwirtschaftssystem forciert", lobte Broidl diese Investitionen in die Zukunft.

Modernstes Holzkraftwerk in Österreich steht in Ternitz

Neben der Biomasse für den Raumwärmebereich bietet gerade Holzgas Potenziale zum Ausstieg aus fossilen Energien. Holzkraftwerke, wie das von der Tiroler Firma Syncraft in Ternitz 2020 neu errichtete, sind Vorzeigeanlagen. "Wir haben uns mit der Firma Syncraft einerseits und dem Unternehmen Riebenbauer andererseits auf alle Fälle für die richtigen Unternehmen zur Umsetzung von diesem Projekt entschieden", betont Andreas Posch, Geschäftsführer der KWS Ökokraft Ternitz und Betreiber der Anlage. In dieselbe Richtung geht auch Marcel Huber als Geschäftsführer von Syncraft: "In Ternitz haben wir gezeigt, wie moderne Holzkraftwerke ausschauen können: hocheffizient, sauber und klimapositiv."

"Für uns ist es wichtig, bestehende Biomasse-Heizwerke durch hocheffiziente Holzverstromungsanlagen wie jene der KWS Ökokraft Ternitz zu ergänzen, um damit eine jahreszeitenunabhängige Stromversorgung zu gewährleisten und die Wertschöpfung in der Region zu erhöhen. Die dezentrale, regionale Energieproduktion ist der Weg zur Energiewende im Strom- und Wärmebereich", erläuterte Leo Riebenbauer, der ein Ingenieurbüro für erneuerbare Energie betreibt und als Planer der Anlage fungierte.

Holzgas-Technologie<7b>

Bei der Holzvergasung finden ähnliche Vorgänge wie bei der Holzverbrennung statt, allerdings bei stark reduziertem Sauerstoffangebot. Dabei entsteht ein Produktgas (Holzgas), das nach einer Gasreinigung zur Produktion von Wärme, Strom, Kraftstoffen (Holzdiesel, Wasserstoff, Kerosin etc.) oder als Ausgangsstoff für chemische Produkte eingesetzt werden kann. Die Zusammensetzung des Produktgases variiert je nach angewandter Vergasungstechnologie. Wird das Gas aufbereitet, kann es in das Erdgasnetz eingespeist und über große Strecken zu Verbrauchern transportiert oder in Erdgasspeichern zwischengelagert werden.

Von bilanziellem zu realem Klimaschutz

Die Holzvergasung bietet die Chance für 100% erneuerbare Fernwärme und 100% reale (nicht nur bilanzielle) erneuerbare Stromerzeugung. Sie ermöglicht über die Produktion von Holzdiesel und Holzgas den Umstieg auf erneuerbare Mobilität in zur Elektrifizierung ungeeigneten Bereichen. Die Holzvergasung kann in verschiedenen Sektoren als Problemlöser Kosten einsparen, weil bestehende Infrastruktur - vom Gasnetz bis zum Fahrzeugpark - weiter genutzt werden kann. Der Einsatz von aufwendig produziertem und aufbereitetem Holzgas in der Raumwärme wird (Ausnahmen gelten im dicht verbauten Raum) aufgrund kostengünstiger effizienter erneuerbarer Alternativen nicht empfohlen. Weitere Informationen dazu sind hier verfügbar.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /