©  Oldiefan auf Pixabay / Girlitz
© Oldiefan auf Pixabay / Girlitz

Girlitz benötigt Blütenwiese statt Einheitsgrün

BirdLife Österreich meldet dramatischen Schwund des Jahresvogels 2021

Wien – Die ersten warmen Frühlingstage ziehen ins Land und mit ihnen die ersten Girlitze, die ihre Winterquartiere im Mittelmeerraum verlassen, um zu uns, in ihre heimischen Brutreviere zurückzukehren. Doch es werden immer weniger. Innerhalb der letzten 20 Jahre nahm der Girlitzbestand österreichweit auf ein Fünftel ab (minus 80 Prozent 1998-2016). Die Bodenversiegelung an den Stadträndern und eine naturferne Gestaltung von Gärten und Grünanlagen nehmen dem Wildkräuter fressenden Gartenbewohner die Nahrungsgrundlage. Die Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich kürte daher den kleinsten der heimischen Finken zum Vogel des Jahres 2021, da er zu den Sorgenkindern der heimischen Vogelwelt zählt.

Der Girlitz (Serinus serinus) ist ein samenfressender Gartenvogel aus der Familie der Finken. Sein Gesang besteht aus einer Reihe von klirrenden Tönen, die er in rascher Folge von einer höheren Sitzwarte aus, wie etwa einem Baumwipfel oder Dachgiebel vorträgt. „Rund 50.000 Brutpaare werden dieses Jahr bei uns brüten“, informiert Gábor Wichmann, Geschäftsführer von BirdLife Österreich. „Damit zählt der Girlitz momentan zwar noch zu den häufigen Brutvögeln, aber gleichzeitig zu denen, deren Anzahl am dramatischsten zurückgegangen ist: In den letzten 20 Jahren sind acht von zehn Vögeln in Österreich verschwunden. Der einzigartige Gesang ist nahezu verstummt!“ Auch europaweit sind deutliche Rückgänge zu bemerken, etwa in Deutschland hat sich der Bestand halbiert. So zählt der Girlitz zu den Sorgenkindern der Vogelwelt.

Lebensraumveränderung führt zu Nahrungsknappheit

„Zum Verhängnis wird dem kleinen Finken seine Abhängigkeit von Wildkräutersamen“, berichtet Wichmann. Wo Stadtrandgebiete und Wegränder versiegelt, Gärten, Parks und öffentliches Grün steril und naturfern gestaltet werden, kommen keine Wildkräuter auf. Samen von Hirtentäschel, Löwenzahn, Gänsedistel, Vogelmiere, Wegrauke oder Wildkamille sowie Samen von Ulme und Birke werden zur Mangelware. „Das zu wissen, macht es einfach, auf die Bedürfnisse des Girlitz Rücksicht nehmen“, so der Experte, „So werden wir zu Vogelschützern!“

Blütenwiese statt Einheitsgrün

„Blütenwiese statt Einheitsgrün!“ lautet die dringende Empfehlung der Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich, um dem Vogel des Jahres 2021 unter die Flügel zu greifen. Gartenbesitzer haben es in der Hand, dem kleinen, wilden Bruder des Kanarienvogels zu helfen! Vogelschützer Wichmann fasst zusammen: „Lassen Sie Wildkräuter in Pflasterritzen und Blumenbeeten zu. Verwenden Sie Gittersteine mit Ritzenvegetation als Pflasterung anstelle von völlig versiegelten Flächen. Legen Sie Wildblumenbeete an und lassen Sie in wilden Ecken Wildkräuter wachsen!“

Das „Finkenbuffet“ ist eröffnet

Gemeinsam mit dem niederösterreichischen Familienunternehmen „da Erdwurm“ entwickelte BirdLife Österreich sogenannte „Finkenbuffet-Seedballs“, kleine, in Handarbeit angefertigte Samenkugeln aus regionaler Herkunft. Diese spenden Wildkräuter fressenden Gartenbewohnern wie dem Girlitz wichtige Nahrung und erfreuen gleichzeitig Gartenbesitzer mit ihrer Wildblumenpracht. Die Samenbomben werden ganz einfach in die Erde gepflanzt und nach Möglichkeit gegossen. Pro verkaufter Seedball-Packung geht ein Teilerlös an die Vogelschutzprojekte von BirdLife Österreich. Mehr Informationen und (Vor-) Bestellmöglichkeit her

HINWEIS:

Tipps und Tricks für einen finkenfreundlichen Garten liefern die Broschüren „Gefiederte Gäste im Hausgarten“ und „Finkenschutz im Siedlungsraum“ – kostenfrei zu bestellen bei BirdLife Österreich unter der Hotline 01-523 46 51 und unter office@birdlife.at.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /