© Gerd Altmann pixabay.com
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Atomkraft ist keine nachhaltige Wirtschaftsform: EU "Taxonomie" muss Hochrisiko-Technologie mit ungelöstem Atommüll-Problem ausschließen

GLOBAL 2000 fordert anlässlich des Berichtsentwurfs des Joint Research Center volle Transparenz und keine schmutzigen Atom-Deals

Im März 2020 veröffentlichte die Technische ExpertInnen-Gruppe der EU-Kommission ihren Abschlussbericht, der Atomkraft aufgrund der Gefahren eines "signifikanten Schadens" nicht in die Taxonomie einordnete - unter anderem wurde die ungelöste Atommüll-Frage als Grund angegeben. "Wie zu befürchten war, kam es unter politischem Druck einiger pro-atomarer Mitgliedsstaaten zu einem Parallel-Prozess, in dem durch die Hintertür nun doch Atomkraft als förderwürdig eingestuft werden soll", so Patricia Lorenz, Atom-Sprecherin von GLOBAL 2000. "Das bekannt pro-atomare Joint Research Center der Europäischen Kommission soll demnächst zwei internen Komitees der EU einen Bericht vorlegen, der allerdings nicht veröffentlicht wird und somit ohne Begutachtung zur Reinwaschung der Atomenergie dienen soll. Dieser muss veröffentlicht und breit diskutiert werden, um hier schmutzige Deals und weitere atomare Geldverschwendung zu verhindern." Dies fordert GLOBAL 2000 in einem Schreiben an die EU-Kommission.

Mithilfe einer Nachhaltigkeits-Einstufung von wirtschaftlichen Aktivitäten will die Europäische Kommission Klarheit schaffen, ob bestimmte Wirtschaftszweige zukunftsfähig und im Sinne der Klima-Ziele der Union förderwürdig sind - und über solche, die diese Kriterien nicht erfüllen und daher auch nicht mit Steuergeld gefördert werden können. Laut so genannter "Taxonomie" muss eine wirtschaftliche Aktivität unter diesen Vorgaben substantiell mindestens zu einem von sechs Umwelt-Kriterien wie zum Beispiel Klimaschutz, Klimawandel-Anpassung, Wasser-Schutz und Kreislaufwirtschaft beitragen und gleichzeitig keinen signifikanten Schaden unter einem anderen Kriterium anrichten ("do no significant harm").

Atomkraft kann die Nachhaltigkeitskriterien der EU nicht erfüllen

Ein offenkundiger Grund gegen die Aufnahme von Atomkraft in die Liste förderwürdiger Technologien wurde bereits von der Technischen ExpertInnengruppe genannt: Das Atommüll-Problem ist, entgegen anderslautender Behauptungen der Industrie, weiter ungelöst. Auch das am weitesten fortgeschrittene Projekt in Finnland ist durch neue Erkenntnisse zur Korrosion des geplanten Behälter-Materials Kupfer völlig in Unklarheit geraten.

Bereits Routine-Emissionen aus dem Regelbetrieb von Atomkraftwerken verursachen Schäden bei Mensch und Umwelt. Noch schlimmer ist aber die Verseuchung von landwirtschaftlichen Flächen, Flora und Fauna im Falle von schweren Unfällen, mit denen laut neueren Studien mit 50 %iger Wahrscheinlichkeit alle 60 bis 150 Jahre zu rechnen ist.

Atomkraft ist ebenfalls - anders als die Industrie behauptet - nicht "recyclingfähig". Nur ein winziger Teil (maximal 1 %) des Nuklearmaterials kann wiederaufbereitet werden. Riesige Mengen von radioaktivem Müll entstehen entlang der ganzen Uran-Kette, von Erzabbau, über Anreicherung bis hin zur dauerhaften Lagerung des Mülls. Atomkraft ist also nicht kompatibel mit einer von der EU vorgesehenen Kreislaufwirtschaft, die Abfälle minimieren soll.

Atomkraft ist natürlich auch nicht CO2-frei: je nach Ausgangs-Urangehalt des geförderten Erzes liegt die CO2-Bilanz bei 57g CO2 pro Kilowattstunde (laut Betreiber der französischen Atomkraftwerke) bis weit über 100g CO2.

Schließlich erwähnt auch der Weltklimarat IPCC in seinem Bericht von 2018 die Gefahren der Proliferation von Atomwaffen durch den Einsatz von Atomkraftwerken - eine Gefahr, die jederzeit buchstäblich das Ende der Welt verursachen kann.

"Argumente gegen die Aufnahme der wirtschaftlich gescheiterten Hochrisiko-Technologie Atomkraft in die Gruppe der zukunftsfähigen Technologien der EU Taxonomie sind klar belegt", so Lorenz. "Wir rufen die österreichische Bundesregierung, allen voran Klimaministerin Leonore Gewessler, auf, sich für die Veröffentlichung und Diskussion des Berichts des Joint Research Center einzusetzen und alle Vorstöße der Atom-Lobby abzuschmettern."

Eine genaue Analyse, warum Atomkraft die EU Nachhaltigkeitskriterien nicht erfüllt finden Sie im GLOBAL 2000 Hintergrundpapier zur EU Taxonomie und Atomkraft.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /