© Lothar Spurzem
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Die Feuerwehrlüge

An angeblicher Blackout-Gefahr soll Ökostrom schuld sein

Was Lügen bewirken können, zeigte jüngst der Sturm auf das Capitol in Washington, der fünf Tote zur Folge hatte.

Es ist eine glatte Lüge, dass vermehrt erneuerbare Stromproduktion in Österreich zu einer steigenden Blackout-Gefahr in heimischen Stromnetzen führt!
Die für europäische Länder jährlich erstellte Blackout-Statistik beweist das Gegenteil: Bei uns und auch in Deutschland, wo seit 2000 ein vielfach stärkerer Zubau von Ökostromanlagen stattgefunden hat, ist die an sich extrem niedrige Blackoutrate (gemessen in Minuten/Jahr) nochmals gesunken!

Ja, die Eingriffe ins heimische Netz haben in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Na und? Daraus leitet die Wien Energie in ihrer Presseaussendung sachlich völlig unhaltbar NOTsituationen und feuerwehrartige Einsätze ihrer heroischen Stromnetzmanager ab. Was 240mal pro Jahr vollführt wird, ist eher "part of the game":

Photovoltaik (PV)

Hat Wien 10% Photovoltaikstrom im Netz? Wohl eher selten, wenn österreichweit erst 2% erzeugt werden. Geht die Sonne plötzlich auf oder unter? Rasen schwarze(!) Wolken mit Hochgeschwindigkeit über Wien und verursachen urplötzliche Lastschwankungen in PV-Anlagen? Nein.
Sollte die PV-Leistung künftig endlich stark zunehmen, dann ist die wichtigste Aufgabe der Wiener Netze, endlich regelbare Ortsnetztrafos einzubauen! Eventuell besorgt man sich endlich die aktuellste Wetterprognose-Software mit Wolkendichte-Anzeige.
Vielleicht haben sie das alles längst und machen nur medial Stimmung gegen Ökostrom, wer weiß.

Wind

Moderne Wettersimulationen können die Windstromproduktion 24 Stunden im Voraus mit ca. 90 prozentiger Wahrscheinlichkeit errechnen. Sie werden von vielen Netzbetreibern auf der Erde verwendet. Folglich gibt es so gut wie gar keine Überraschungsmomente für Netzbetreiber, die von Windrädern her rühren würden.

Edgas

"Ohne äußere Einflüsse" können laut Wien Energie Erdgas-Strom- und zugleich Wärmekraftwerke allzeit bereit helfen, wenn volatiler Ökostrom versage.
2009 im Jänner drehte Putin den Erdgashahn zu. Die größte Gefahr in Österreich drohte damals Wien. In Sofia froren die Menschen bereits heftig. Die Wiener Bevölkerung schrammte haarscharf am selben Schicksal vorbei.

Konzernfeindliche Stromwende

Simulationen belegen: Je mehr und je dezentraler die Stromversorgung aufgestellt ist, umso sicherer ist sie für alle. Laut Jahresbericht 2020 der Internationalen Energieagentur ist Photovoltaik mittlerweile die billigste Art neue Stromkapazitäten ans Netz zu bringen.
Aber dezentral ist nicht zentral, wie bisher in den Händen von Stromkonzernen. Das ist wohl das eigentliche Problem, das Selbige mit dem Ökostrom haben - weltweit.

Angstmache ist gefährlich!

Wien Energie und andere, darunter allzu oft selbsternannte Strom(netz)experten sollten sehr genau darauf achten, was sie publizieren, und nicht ihre Medien/Werbemacht für Lügen oder Halbwahrheiten missbrauchen, die den Eindruck vermitteln, Ökostrom sei das Problem. Wahr hingegen ist, er ist die Lösung für Klima- und Umweltkrisen - und längst billiger als Fossil- oder Atomstrom!

Fritz Binder-Krieglstein
renewable.at



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Artikel Online geschaltet von: / Dr. Fritz Binder-Krieglstein /