© Torsade de Pointes, wikimedia commons / Atomkraftwerk in Doel
© Torsade de Pointes, wikimedia commons / Atomkraftwerk in Doel

Stromversorgung in Belgien auch ohne umstrittene Reaktoren Doel 1 und 2 gewährleistet

Hochumstrittene Atomreaktoren sind nicht mehr unverzichtbar

München - Die Sicherheit der Stromversorgung in Belgien wäre durch eine sofortige Abschaltung der Atomreaktoren Doel 1 und 2 nicht beeinträchtigt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse des Umweltinstitut München. Unter Beibehaltung der bisherigen Importstromkapazitäten ist sogar ein vollständiger Atomausstieg Belgiens machbar.

„Die sofortige Abschaltung der Reaktoren Doel 1 und 2 würde die Versorgungssicherheit in Belgien nicht negativ beeinträchtigen“, stellt die Autorin des Papiers, Anika Limbach, fest. „Ein Kapazitätszuwachs grundlastfähiger Leistung innerhalb der letzten vier Jahre – insbesondere von Gaskraftwerken – gleicht den Wegfall der beiden Meiler mehr als aus.“

Die Atomreaktoren im belgischen Doel sind hoch umstritten. Mit Brennstoff versorgt werden sie seit jeher aus der Atomfabrik im niedersächsischen Lingen. Gegen den Brennelemente-Export nach Doel 1 und 2 ist derzeit die Klage eines Aachner Bürgers anhängig. Der Betrieb dieser Meiler ist insbesondere aufgrund altersbedingter Sicherheitsdefizite in hohem Maße risikobehaftet. Aus Sicht des Betreibers Engie Electrabel ist ein Weiterbetrieb jedoch für die Sicherheit der Stromversorgung Belgiens unverzichtbar – und dies, obwohl Doel 1 und 2 seit 2018 zweimal für jeweils rund 8 Monate zeitgleich stillstanden.

„Noch vor wenigen Jahren ließ vor allem eine angespannte Situation auf dem belgischen Strommarkt einen Atomausstieg in Belgien unmöglich erscheinen. Doch die Rahmenbedingungen haben sich verändert“, so Limbach weiter. „Anhand einer aktuellen Leistungsbilanz des belgischen Stromsektors wird deutlich, dass heute sogar ein vollständiger Atomausstieg unter Beibehaltung der jetzigen Importstromkapazitäten möglich wäre.“

Im Falle eines Super-GAUs im belgischen Atomkraftwerk Doel wären Menschen in ganz Europa betroffen. Doch die Atommeiler gefährden nicht mehr nur die Bevölkerung, sondern sie belasten auch das Stromsystem selbst. „Die belgischen Atommeiler sind inzwischen so unzuverlässig geworden, dass sie die Versorgungssicherheit gefährden“, stellt Philip Bedall, Referent für Atompolitik am Umweltinstitut München fest. „Ungeplante Ausfälle sind eine hohe Belastung für das belgische Stromsystem. Ein Atomausstieg schafft mehr Stabilität im Stromsektor und Freiraum für den Ausbau der Erneuerbaren.“

Hintergrund

„Zur Sicherheit der Stromversorgung in Belgien – aktuelle Situation und Entwicklung“, Factsheet des Umweltinstitut München, Oktober 2020


Kontakt

Anika Limbach
Redaktion des Factsheets
Tel.: +49 2206 - 910579

Dr. Philip Bedall
Umweltinstitut München e.V.
Referent für Energie- und Atompolitik
pb@umweltinstitut.org
Tel. +49 89 - 30 77 49 25

Pressestelle

Fabian Holzheid
Umweltinstitut München e.V.
Pressesprecher, Vorstand
fh@umweltinstitut.org
Tel. +49 89 - 30 77 49 19

Umweltinstitut München e.V.
Goethestr. 20
80336 München
www.umweltinstitut.org


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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /