© Land EIV /Umweltfreundlich zur Arbeit
© Land EIV /Umweltfreundlich zur Arbeit

Vorarlberg: 9 große Arbeitgeber verbinden Gesundheitsförderung und Klimaschutz

Mehr als 40 Prozent aller Treibhausgasemissionen in Vorarlberg stammen aus dem Mobilitätssektor.

Der motorisierte Individualverkehr sorgt neben CO2-Emissionen auch für Bewegungsmangel: Die daraus resultierenden Wohlstandserkrankungen wie Übergewicht, Diabetes oder Herz-Kreislaufprobleme bringen das Gesundheitssystem unter Druck und verursachen enorme Kosten. Die Lösung? Zu Fuß gehen, mit dem Rad oder mit Öffis fahren und mehr Bewegung in den Alltag bringen.

Wie wir uns zu mehr gesunder und umweltfreundlicher Mobilität animieren lassen, damit beschäftigt sich das Interreg-Projekt AMIGO, in dessen Rahmen am 5. November eine internationale Fachtagung in Hard stattfindet.

9 Unternehmen testen Nudging und Decision Prompts

Wissenschaftliche Ansätze zur Verhaltensänderung wie die des „Nudging“ (des sanften Anstoßens) oder der „Decision Prompts“ (das sind Hinweise an Orten der Entscheidungsfindung) erfahren im AMIGO-Projekt ihren Praxistest. Insgesamt 9 Unternehmen im Vierländereck D, CH, FL und Ö haben sich als Pilotbetriebe zur Verfügung gestellt.

„Dabei sind öffentliche Verwaltungen ebenso vertreten wie Gesundheitseinrichtungen oder Produktionsbetriebe“, erklärt Projektleiterin Susanne Backmeister (Energieinstitut Vorarlberg). In Vorarlberg beteiligen sich mit finanzieller Unterstützung der Initiative Vorarlberg MOBIL die illwerke vkw, haberkorn und das LKH Hohenems am Projekt.
Andrea Sutterlüty, Nachhaltigkeitsbeauftragte bei Haberkorn zu ihrer Motivation: „Für uns bietet AMIGO die Möglichkeit, neue Maßnahmen mit wissenschaftlicher Begleitung auszuprobieren und Synergien zwischen Betrieblichem Mobilitätsmanagement und Betrieblicher Gesundheitsförderung zu nutzen.“

Über 5.000 Mitarbeiter*innen werden befragt

Erster Schritt wird eine Befragung der Mitarbeiter*innen im Herbst 2020 sein. Die Befragung wird am Ende des Projektzeitraums 2022 wiederholt. „Mit dieser Vorher-Nachher-Erhebung wollen wir Veränderungen und damit auch die Wirkung von einzelnen Maßnahmen dokumentieren“, erklärt Marlene Brettenhofer (aks Gesundheit GmbH).

Der AMIGO-Fragebogen erhebt neben dem Mobilitätsverhalten der Mitarbeiter*innen auch deren subjektives Gesundheitsempfinden. Allein in Vorarlberg werden bis Ende 2020 rund 2.200 Mitarbeiter*innen befragt. Im gesamten Projektgebiet sind es über 5.000.
Kleiner Anstoß, großer Nutzen: Das AMIGO Maßnahmenpaket

Die Maßnahmen, die im Rahmen des AMIGO Projekts in den Betrieben zu gesunder Mobilität motivieren sollen und partizipativ erarbeitet werden, sehen ganz unterschiedlich aus. Sie reichen

• von Job-Rädern – eine Art Rad-Leasing für Mitarbeiter*innen, mit der Möglichkeit, das Fahrrad am Ende der Periode zu einem symbolischen Betrag zu erwerben,
• über die Einführung von Eco-points – einem elektronischen System, das die tägliche Verkehrsmittelwahl erfasst und mit Anreizen verbunden ist, bis hin zu
• Mobilitätsstartpaketen für neue Mitarbeiter*innen, die in der sensiblen Phase des Neueinstiegs die geltende Unternehmenskultur vermitteln.
• Anstöße sollen jedoch vor allem auch durch gezielte Ansprache gegeben werden. Dort, wo Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter täglich entscheiden, ob sie mit dem Auto, dem Fahrrad oder mit Bus und Bahn zur Arbeit kommen.

„Wir zielen bei AMIGO auf jene Personen ab, die ihr Verhalten verändern möchten, dazu aber noch einen kleinen Anstoß (englisch ,nudge‘) brauchen“, erklärt Projektleiterin Susanne Backmeister. Gleichzeitig nutzen wir bewusst Phasen der persönlichen Veränderungen, in denen große Offenheit für Neues gegeben ist – z.B. bei einem Jobwechsel.“


5. November 2020: Fachtagung mit international renommierten Expert*innen

Die Verbindung von wissenschaftlichen Erkenntnissen und deren Anwendung in der Praxis steht im Zentrum von AMIGO. Daher lädt das Energieinstitut Vorarlberg im November zu einer internationalen Fachtagung nach Hard.

„Wie können wir Veränderungen hin zu gesunder und umweltfreundlicher Mobilität anstoßen? Was wirkt? Wo sind uns Grenzen gesetzt? Und wie viel Regulation ist in einer freien Gesellschaft überhaupt zulässig?“ Diese Fragen stehen im Mittelpunkt des eintägigen Austauschs, zu dem Verantwortliche aus dem Mobilitäts- und Gesundheitsbereich ebenso
Notwendige Veränderungen anstoßen – ja, aber wie?
Internationale AMIGO Fachtagung

Do, 5. November 2020, 9 bis 16:30 Uhr, Hard
Details und Anmeldung bis 25.10. unter www.energieinstitut.at/fachtagung

Das Projekt AMIGO

Unter Federführung des Energieinstitut Vorarlberg und in Kooperation mit CIPRA International und aks Gesundheit gehen der Kanton St. Gallen, des Land Liechtenstein und Vorarlberg der Frage nach: Wie können Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Unternehmen dazu motiviert werden, ihren Weg von und zur Arbeit umweltfreundlich und gesund zurückzulegen? Sprich, sich im Alltag mehr zu bewegen.

Projektzeitraum: Juni 2019 bis Ende 2022

Budget: 493.000,- Euro, davon rund 150.000,- Euro Förderung der EU und der Schweiz.
Weitere finanzielle Unterstützer: Fonds Gesundes Österreich, Vorarlberg MOBIL


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /