© GPCEE IT / Aus dem Gasinvestigativ Report (Foto Aderklaa Infrarot)
© GPCEE IT / Aus dem Gasinvestigativ Report (Foto Aderklaa Infrarot)

Greenpeace dokumentiert erstmalig klimaschädliche und gesundheitsgefährdende Methan-Leaks in Österreich

244.200 Tonnen Treibhausgase entweichen jährlich in Österreich durch Gasverluste der Öl- und Gasindustrie - Greenpeace fordert sofortige Behebung der Missstände und ein Aus für Gas bis 2040

© GPCEE IT / Aus dem Gasinvestigativ Report (Foto Aderklaa Infrarot)
© GPCEE IT / Aus dem Gasinvestigativ Report (Foto Aderklaa Infrarot)

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace deckt mit eindrucksvollem Video- und Bildmaterial erstmalig Methan-Leaks an österreischen Gas- und Öl-Standorten auf. Erdgas, auch fossiles Gas genannt, macht immer noch 21,8% des heimischen Energieverbrauchs aus. Es besteht zu rund 85% oder mehr aus dem gefährlichen Treibhausgas Methan. Das farblose, höchst klimaschädliche Gas ist für das bloße Auge unsichtbar, kann jedoch mittels hochspezialisierter Infrarotkameras sichtbar gemacht werden. Bei zwei unabhängigen, zufällig gewählten Einsätzen konnte das Investigativ-Team von Greenpeace nun erstmals durch Einsatz einer solchen Kamera der Firma FLIR (FLIR GF320) an drei zentralen Standorten der heimischen Öl- und Gasindustrie - dem Gas Connect Austria Knotenpunkt Baumgarten, der Borealis & OMV Raffinerie Schwechat, sowie an der OMV Gasstation Aderklaa - verdächtige Ausströmungen dokumentieren. Das aufgezeichnete Material wurde dem renommierten US-amerikanischen Experten Tim Doty, der bereits für die New York Times und die texanische Kommission für Umweltqualität tätig wurde, zur Analyse übermittelt. Das Gutachten des internationalen Top-Experten fällt vernichtend aus: An allen drei Standorten wurden teils unkontrollierte Austritte von höchst klimaschädlichem und potentiell gesundheitsgefährdendem Methan und zusätzlichen Gasen nachgewiesen. Greenpeace fordert von der OMV, deren Tochter Borealis und der Gas Connect Austria die sofortige Kontrolle und Behebung der dokumentierten Missstände und ein Aus für den Klimakiller fossiles Gas bis 2040.

"Es ist ein Skandal: Aus den Schornsteinen der heimischen Gasindustrie strömt unkontrolliert, unbeobachtet und ungehindert das Klimagift Methan in die Luft und untergräbt die Klimaschutz-Bemühungen der Menschen in Österreich", prangert Jasmin Duregger, Klima- und Energieexpertin bei Greenpeace an. "Gleichzeitig verkauft die schmutzige Öl- und Gas-Branche - allen voran die OMV mit ihren Tochterfirmen - den Menschen Gas weiterhin als angeblich klimaschonende Zukunftstechnologie. Eine absurde Behauptung, wenn man weiß, dass Methan 25-mal klimaschädlicher als CO2 ist. Greenpeace hat heute erstmalig für Jede und Jeden sichtbar gemacht, wovor UmweltschützerInnen schon lange warnen: Gas ist und bleibt unkontrollierbar. Die Unternehmen können den Austritt von klimaschädlichem Gas nie vollständig verhindern", warnt Duregger.

Methan ist ein äußerst starkes Treibhausgas - 25-mal klimaschädlicher als CO2 - und damit Gift für das Klima. Im Jahr 2018 entstanden durch Methanverluste bei der Öl- und Gasförderung und im Erdgasnetz laut offiziellen Zahlen des Umweltbundesamts 244.200 Tonnen an klimaschädlichen Treibhausgasen allein in Österreich - das gleicht dem jährlichen Emissionsausstoß von rund 125.000 Autos oder knapp den jährlichen Emissionen aller in Graz zugelassenen Autos. Noch dramatischer gestaltet sich die Bilanz des hiesigen Gas-Riesen OMV: Weltweit schlagen sich 49.376 Tonnen an Methan-Emissionen zu Buche. Das entspricht der Klimaschädlichkeit von 1,23 Mio Tonnen CO2 oder knapp den jährlichen Emissionen aller in Wien zugelassenen PKW - Tendenz der letzten 3 Jahre steigend.

Global wird die klimazerstörerische Wirkung von Methan immer mehr zum Brennpunktthema in der Klima-Debatte. So warnt etwa ein kürzlich erschienener Artikel im Fachmagazin "Nature", dass das Ausmaß der vom Menschen verursachten Methan-Emissionen um 25-40% unterschätzt wird. Mitverantwortlich sind auch die Methanerhebungen der fossilen Öl- und Gasindustrie: Eine systematische und vollständige Kontrolle der Austritte ist technisch quasi unmöglich. Die bekannten Zahlen beruhen weitgehend auf Schätzungen und Hochrechnungen der Branche selbst. So auch in Österreich, wo der Branchenführer OMV versucht, sich vor den Augen aller zu verstecken: Die OMV veröffentlicht zwar in ihrem Nachhaltigkeitsbericht Schätzungen zu Methan-Leaks, gibt an, sich des Problems bewusst zu sein und verspricht Besserung - Fakt bleibt aber, in den letzten drei Jahren sind die Austrittsmengen gewachsen und nicht zurückgegangen.

Dabei ist Gas nicht nur für das Klima pures Gift, sondern kann auch negative Auswirkungen auf Umwelt, Tier und Mensch haben. Fossiles Gas enthält gesundheitsgefährdende Bestandteile, die bei unkontrolliertem Austreten je nach Wetterlage und Konzentration ein Risiko für die Umgebung darstellen. Auch Österreichs führender Umweltmediziner Prof. DI Dr. Hans-Peter Hutter (ÄrztInnen für eine gesunde Umwelt) zeigt sich besorgt über die von Greenpeace aufgedeckten Missstände. Hutter warnt: "Unkontrollierte Gas- bzw. Methanfreisetzungen wurden bisher zu wenig beachtet. Angesichts der damit verbundenen möglichen Gesundheitsrisiken der ausgasenden Kohlenwasserstoffe müssen solche diffusen Emissionen im Sinne des vorbeugenden Gesundheitsschutzes unbedingt vermieden werden."


"Die schockierenden Bilder der Methan-Leaks machen deutlich: Gas ist unkontrollierbar, stellt ein Gesundheitsrisiko dar und treibt die Klimaerhitzung weiter voran. Wenn wir das Klima retten wollen, müssen wir dem Klimakiller fossiles Gas den Rücken zuwenden und vollständig auf erneuerbare Energien bis 2040 umsteigen", fordert Duregger. "Die heute aufgedeckten Missstände müssen von der OMV, der Borealis und der Gas Connect Austria unverzüglich kontrolliert und behoben werden. Gleichzeitig muss die Branche endlich die Weichen für eine wirklich nachhaltige Neuausrichtung stellen: Das heißt, raus aus Gas bis 2040. Es ist völlig unverantwortlich, dass die OMV als größter Gaskonzern in Österreich nicht nur vor hat, ihre Gasförderung beizubehalten, sondern weiterhin in Gasinfrastruktur und deren Verkauf zu investieren. Damit schlägt sie einen klimazerstörerischen Pfad für die nächsten Jahrzehnte ein und macht sich mitverantwortlich an der drohenden Klimakatastrophe", warnt Duregger.

Ein umfassendes Factsheet zu den Erkenntnissen der Investigativ-Recherche sowie Hintergrundfakten zum Klimakiller Gas finden Sie hier

Das Original-Gutachten US-amerikanischen Experten Tim Doty finden Sie hier
Eine Übersetzte Version finden Sie hier



Verwandte Artikel:


_____
Weitere Infos: Greenpeace Österreich

Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /