Einseitig und unseriös: Umweltgruppen kritisieren Kick-Off-Veranstaltung der LNG Agentur Niedersachsen

Food & Water Action Europe, Deutsche Umwelthilfe e.V., BUND Landesverband Niedersachsen e.V., Klimabündnis äußern sich gemeinsam gegen LNG

Rund 100 Teilnehmer*innen haben am 18. Juni an der Online-Kick-off-Veranstaltung der LNG Agentur Niedersachsen teil­genommen, darunter auch Vertreter*innen von Umweltgruppen wie Food & Water Action Europe, das Klimabündnis gegen LNG und BUND Niedersachsen. Diese kritisieren massiv die voreingenommene Haltung dieser staatlich geförderten Agentur und das vollständige Fehlen der Betrachtung kritischer Studien zu den negativen Klima-, Umweltschutz- und Wirtschaftsauswirkungen bei der Etablierung einer LNG-Infrastruk­tur.

Veranstaltung: kritische Kommentare der Umweltvertreter*innen nicht zugelassen

„Auf der Veranstaltung wurden kritische Kommentare der Umweltvertreter*innen nicht zugelassen und pauschal als Halbwahrheiten abgetan“, berichtet Andy Gheorghiu von Food & Water Action Europe. „Es ist offen­sichtlich, dass ein seriöser Diskurs über die negative Klimawirkung von Erdgas und das Generieren von Investitionsruinen mit Steuergeldern im Keim erstickt werden soll.“

„Während die neue irische Regierung Fracking verbannt und damit das dortige Terminal beerdigt, will Deutschland es allen recht machen und den Import von US Fracking-Gas als LNG nach Deutschland ermöglichen“, kritisiert Christian Völker vom Klimabündnisses gegen LNG. „Jetzt versucht die LNG Agentur uns auch noch allen Ernstes Bio-LNG, welches in den benötigten Volumina gar

Niedersachsens Wirtschaftsminister Althusmann

"Wirtschaftsminister Althusmann betonte in seinem Grußwort, dass die LNG Agentur die Wirtschafts- und Umweltschutzpotenziale zusammen mit Stakeholdern erschließen soll“, ergänzt Heiner Baumgarten vom BUND Niedersachsen. „Bisher wurde jedoch kein*e Vertreter*in der Zivilgesellschaft oder der Umweltverbände in den Prozess eingebunden. Die LNG Agentur scheint komplett voreingenommen zu sein.“

Deutsche Umwelthilfe: LNG-Terminals in Niedersachsen leisten keinen Beitrag zur Energiewende

„Die geplanten LNG-Terminals in Niedersachsen leisten keinen Beitrag zur Energiewende. Sie bedeuten viel mehr das Risiko, die Lebensdauer fossiler Geschäftsmodelle zu verlängern und gefährden damit das Erreichen der Klimaziele“, sagt Constantin Zerger, Leiter Energie und Klimaschutz der Deutschen Umwelthilfe. „Es muss einen offenen Dialog darüber geben, welche Infrastruktur die Energiewende benötigt. Dafür ist es notwendig, auch umwelt- und klimapolitische Expertise in die Debatten einzubringen. Einseitige Veranstaltungen, in denen ausschließlich die LNG-Lobby zu Wort kommt, helfen da nicht weiter.“



Die Umweltgruppen verwiesen darauf, dass Erdgas mit seinen Treibhausgas-Emissionen Teil des Klima­problems ist. Insbesondere LNG aus Fracking-Gas sei wegen der Umweltauswirkungen bei der Förderung, den Vorkettenemissionen und den hohen Energieverlusten bei Herstellung und Transport mindestens so klimaschädlich wie Kohle. Auch haben Studien der niederländischen Regierung und des Umweltbundesamtes nachgewiesen, dass LNG im LKW keine Klimavorteile gegenüber Diesel erzielt. Die Förderung des Aus- bzw. Neubaus von Gasinfrastruktur mit einer Lebenszeit von 30 bis 50 Jahren mit öffentlichen Mitteln riskiert die Schaffung von sogenannten Lock-In-Effekten über den Zeitpunkt der vollständig notwendigen Dekarboni­sierung hinaus. Zudem haben Studien gezeigt, dass die vorhandene deutsche und europäische Gasinfra­struktur ausreichend ist und Milliarden an öffentlichen Mitteln in Investitionsruinen verschleudert werden.

Hintergrund:

Die LNG Agentur Niedersachsen wird als Projekt vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) und vom Land Niedersachsen über die „Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der regionalen Wirtschafts­struktur“ (GRW) gefördert. Sie ist bei der MARIKO gGmbH in Leer angesiedelt. Das übergeordnete Ziel der LNG Agentur Niedersachsen ist die Förderung der LNG-Infrastrukturentwicklung an der niedersächsischen Nordseeküste.


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