© APG/ENTSO-E / Stromverbrauch März 2020: Die Grafik zeigt, wie sich die Corona-Maßnahmen auf den Stromverbrauch in Europa ausgewirkt haben
© APG/ENTSO-E / Stromverbrauch März 2020: Die Grafik zeigt, wie sich die Corona-Maßnahmen auf den Stromverbrauch in Europa ausgewirkt haben

Derzeit höherer Anteil an grüner Energie in Europas Netzen

Stromtransport in Zeiten der Corona-Pandemie. Grafik: So hat sich der Stromverbrauch in Europa im März 2020 entwickelt.

Ebenso wie das Corona-Virus hält sich auch der Strom beim Transport nicht an Staatsgrenzen. Grenzüberschreitende Koordination und die intensive Zusammenarbeit aller nationalen Übertragungsnetzbetreiber (TSOs, Transmission System Operators) sind die Voraussetzung dafür, dass EU-weit nie die Lichter ausgehen. Einheitliche Regeln und Standards für den Netzbetrieb sind unumgänglich. Tahir Kapetanovic, Vorsitzender des System Operation Committee, dem höchsten netzbetrieblichen Entscheidungsgremium der ENTSO-E (Dachvereinigung aller europäischen Übertragungsnetzbetreiber) sowie Chef des APG-Kontrollcenters: "Der europäische Datenaustausch ist zum Großteil automatisiert und läuft über hochmoderne IT-Systeme. Die ausgewerteten Daten bilden die Grundlage für die Planung des Stromtransports. So können wir die Energieflüsse der kommenden Stunden prognostizieren und gegebenenfalls rechtzeitig transnational abgestimmte Notmaßnahmen wie das Anfahren von Kraftwerken einleiten." Neben einer starken Netzinfrastruktur ist dies die Voraussetzung für eine sichere Stromversorgung in Europa.

"Wir sind näher zusammengerückt"

Ungeachtet des gesunkenen Stromverbrauchs - der europaweit im Schnitt um 15 Prozent zurückgegangen ist - laufen der Austausch und der Stromhandel über die Grenzen hinweg reibungslos. Die durch den geringeren Verbrauch vereinzelt gesunkenen Leitungsbelastungen bieten zusätzliche Möglichkeiten der länderübergreifenden Unterstützung. So konnte zum Beispiel überschüssiger Strom aus Westeuropa verstärkt über das Netz der APG und weiter über Slowenien in den Nordosten Italiens umgeleitet werden. Angesichts der Corona-Krise sind alle näher zusammengerückt. Neben der bestmöglichen wechselseitigen Unterstützung haben alle TSOs gemeinsam beschlossen, dass Leitungsabschaltungen für Revisionen- und Umbauten vorläufig auf das Nötigste reduziert werden. "Somit maximieren wir die Transportkapazität und erhöhen dadurch die Sicherheit der Stromversorgung in Europa", konstatiert Kapetanovic. Die aktuelle Situation zeigt, wie wichtig ein stark ausgebautes Übertragungsnetz für die sichere Stromversorgung ist.

Mehr Anteil an grüner Energie

Aufgrund der geringeren Stromnachfrage hat sich auch der europäische Erzeugungsmix geändert. Während erneuerbare Energie weiterhin maximal genutzt wird, werden etwa preisbedingt kalorische Kraftwerke runtergefahren. Dadurch ändern sich auch die Stromflüsse im Übertragungsnetz. Um das Transportmanagement der Energie für Österreich kümmert sich das Team im APG-Kontrollcenter am Johannesberg in Wien. Laufend werden die Stromflüsse der kommenden 24 Stunden prognostiziert. Darüber hinaus stimmen sich alle TSOs am Abend um 21 Uhr über die sich daraus ableitenden Notmaßnahmen über eine Videokonferenz ab, um gemeinsam den sicheren Netzbetrieb und damit eine sichere Stromversorgung für alle Menschen in Europa zu gewährleisten. Das Erfolgsrezept, damit das auch in der Krise so bleibt: Absicherung des Kernpersonals durch strenge Hygiene- und organisatorische Vorsichtsmaßnahmen, wie beispielsweise Teamsplitting, europaweit koordinierte Maßnahmen, über welche sich alle TSOs regelmäßig austauschen.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /