© Passivhausinstitut/ Wohnanlage Vögelebichl - ein Passivhaus Plus
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Cleverer sozialer Wohnbau

Wie sozialer Wohnungsbau energieeffizient und kostengünstig umgesetzt werden kann.

Niedrige Nebenkosten für Heizung und Strom und gleichzeitig hoher Wohnkomfort: Der Arbeitskreis kostengünstige Passivhäuser widmete sich in seiner jüngsten Sitzung dem sozialen Wohnungsbau und der Frage, wie dieserkostengünstig und energieeffizient umgesetzt werden kann. Bei einer Exkursion dazu nahmen zahlreiche Teilnehmer das Passivhaus-SozialPlus in Darmstadt in Augenschein, ein deutschlandweites Modellprojekt für sozialen Wohnungsbau.Gerade in Ballungsräumen gehen viele Kommunen die dringende Aufgabe an, vermehrt bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Obwohl es von staatlicher Seite häufig eine Förderung für energieeffiziente Gebäude gibt, nehmen Bauträgerjedoch gerade Investitionen in die Energieeffizienz als wesentlichen Faktor für Kostensteigerungen wahr.

„Ganz allgemein greift die Betrachtung der reinen Investitionskosten beim Bauen zu kurz. Für sozialverträgliche Mieten sind die Mietnebenkosten mitentscheidend“, erläutert Oliver Kah vom Passivhaus Institut. Beiden Kostenbereichen widmete sich der vom Passivhaus Institut initiierte Arbeitskreis zum sozialen Wohnungsbau.

Aktiver Klimaschutz

Dr. Wolfgang Feist, Gründer des Passivhaus Instituts,zeigte auf, wie energieeffizienter Wohnungsbau dabei unterstützt, die Klimaschutzziele zu erreichen. „Es gibt bereits nennenswerte Erfolge durch verbesserte Energieeffizienz. Diese Lösungen müssen jetzt mit Engagement angewendet werden.“

Einsparpotentiale und Kostentreiber beim Wohnungsbau identifizierte Esther Gollwitzer vom Passivhaus Institut bei dieser 55. Sitzung des Arbeitskreises kostengünstige Passivhäuser. Sie zeigte am Beispiel von bereits realisierten Geschosswohnungsbauten, dass die Baukosten selbst bei gleichem energetischem Standard erhebliche Schwankungen aufweisen. Das liege zum Beispiel an unterschiedlichen Entwürfen der Gebäude. Gollwitzer betonte jedoch, dass die Energieeffizienz nur einen geringen Einfluss auf die Gesamtkosten des Gebäudes hat und nannte Mehrkosten in Höhe von vier bis sieben Prozent beim Bauen im Passivhaus-Standard. A



„Diese Mehrinvestitionen in höhere Energieeffizienz werden jedoch häufig durch Förder-programme deutlich verringert, im Unterschied zu Kostenerhöhungen für das Grundstück oder die Ausstattung des Gebäudes“, erklärte Oliver Kah vom Passivhaus Institut. Kah betrachtete in seinem Vortrag die Gesamtkosten beim Neubau. Er rechnete detailliert vor, wie einerseits steigende Preise für Bauland oder eine Tiefgarage und andererseits Kosten für mehr Energieeffizienz, darunter eine gute Dämmung, die Baukosten der Gruppe und damit auch die spätere Miete beeinflussen.

Bewohner zufrieden

Zudem seien energieeffiziente Gebäude auch für die Bewohner attraktiv, so Kah. Whnbauunternehmenberichteten, dass das Leerstandsrisiko bei Passivhaus-Wohnungen aufgrund der niedrigen Nebenkosten und des gleichzeitig hohen Wohnkomforts gering sei. Marc Großklos vom Institut Wohnen und Umwelt (IWU) sowie Passivhaus-Planer Folkmer Rasch befassten sich beim Arbeitskreisschwerpunktmäßig mit dem Passivhaus SozialPlus in Darmstadt.

Bundesweites Modellprojekt

Das PassivhausSozialPlus in Darmstadt ist ein deutschlandweites Modellprojekt. Es stand auch einige Tage später bei der Exkursion zu den Tagen der offenen Tür im Passivhaus im Fokus. Bei diesem Projekt des sozialen Wohnungsbaus zielen die Nebenkosten auf durchschnittlich zwei Euro pro Quadratmeter Wohnfläche. Diese Kostensollen pauschal abgerechnet werden. Darin enthalten sind Budgets für Strom und Warmwasser sowie die Internetnutzung. Die Teilnehmer beider Veranstaltungen waren beeindruckt von dem Projekt, das zwei Mehrfamilienhäuser umfasst, einen sanierten Bestandsbau sowie einen Neubau. Beide Gebäude sind mit einer Photovoltaikanlage sowie einem Batteriespeicher ausgestattet.

Harald Malzer stellte verschiedene Projekte der NHT vor, darunter das Modell 5-Euro-Miete beieinem Passivhaus in Schwaz, Tirol.Kunst am SozialbauDie 18 Wohnungen in diesem Passivhaus vermietet die NHT zu monatlichen Kosten von knapp fünf Euro pro Quadratmeter inklusive Heizkosten kostendeckend. Die NHT bemühe sich außerdem um eine freundliche Atmosphäre in den Gebäuden und integriere zur Aufwertung zusätzlich an jedem Objekt ein Kunstwerk, so Malzer.

Wirtschaftlichste Variante

Ralf Werner stellte Neubauten und energetische Modernisierungen der Wohnbau Gießen vor.Er verdeutlichte, dass die Sanierung mit Passivhaus-Komponenten bei Inanspruchnahme der Förderprogramme für die Wohnbau Gießen die wirtschaftlichste Variante darstelle.Mitarbeiter des Passivhaus Instituts stellten zum Abschluss der Arbeitskreissitzung noch bewährte Lösungen für eine energieeffiziente Gebäudehülle sowie für zentrale und dezentrale Systeme der Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung vor. „Für sozialverträgliche Mieten sind nicht nur die Investitionskosten, sondern auch die Mietnebenkosten mitentscheidend“, so das Passivhaus Institut bei der 55. Sitzung des Arbeitskreises kostengünstige Passivhäuser. Die Ergebnisse des Arbeitskreises werden in einem Protokollband veröffentlicht.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /