© World Health Summit
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Klimawandel ist die größte Bedrohung für die Gesundheit

Eckart von Hirschhausen: „Wir müssen nicht das Klima retten, sondern uns. Denn gesunde Menschen gibt es nur auf einem gesunden Planeten.“

Berlin - „Der Klimawandel ist die größte Bedrohung für unsere Gesundheit im 21. Jahrhundert, ein medizinischer Notfall für die Erde – wir müssen schnellstens handeln“ – darin waren sich alle Experten der Pressekonferenz zu den Folgen des Klimawandels für die Gesundheit während des World Health Summit einig.

Dr. Eckart von Hirschhausen, Arzt, Moderator, Kabarettist, Scientist for Future, fand deutliche Worte: „Wir müssen nicht das Klima retten, sondern uns. Denn gesunde Menschen gibt es nur auf einem gesunden Planeten.“ Mediziner hätten eine besondere Verpflichtung, so Hirschhausen: „Jeder, der einen Gesundheitsberuf ausübt, hat die Aufgabe angenommen, Leben zu schützen und auf Gesundheitsgefahren hinzuweisen.“

Das Pariser Klimaabkommen von 2015 besagt, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, derzeit allerdings wird mit einem Temperaturanstieg von mehr als drei Grad gerechnet.

Prof. Dr. Dr. Sabine Gabrysch, Ärztin, Epidemiologin und Professorin für Klimawandel und Gesundheit an der Charité und dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), betonte, dass viele Maßnahmen zur Begrenzung des Klimawandels auch direkt unserer Gesundheit guttun. „Wenn wir in Deutschland unseren Fleischkonsum reduzieren, wäre das gut für die Gesundheit und für’s Klima. Mehr gute Gemüsegerichte in Kantinen und im Krankenhaus wären ein Schritt in die richtige Richtung.“ Hinzu kämen die enormen Flächen, die für die Fleischproduktion nötig sind: „Halb so viel Fleisch, dafür doppelt soviel Gemüse ist ein vierfacher Gewinn: für unsere Gesundheit, für das Wohlergehen der Tiere, für die Artenvielfalt und für das Klima.“ Sie rief dazu auf, nicht ständig über Verzicht zu reden: „Wir sollten darüber reden, was wir gewinnen: Nämlich eine gesündere Umwelt und gesündere Menschen.“

Die Erderwärmung führt zum Anstieg des Meeresspiegels mit Überschwemmungen und Extremwetterereignissen wie Unwettern, Hitzeperioden und Dürren. Die Folgen: zerstörte Infrastrukturen, Nahrungs- und Wassermangel, politische und soziale Instabilität, Ressourcenkonflikte, Flucht und Vertreibung. Alle diese Faktoren haben grundlegenden Einfluss auf die menschliche Gesundheit und das Wohlergehen.

Prof. Dr. Detlev Ganten, der Präsident des World Health Summit forderte, dass Klimaschutz ein zentrales Thema der heutigen Zeit sein sollte. Es ginge schließlich um unsere Gesundheit: „Die Gesundheit der Erde und die Gesundheit der Menschen gehören zusammen.“

Christoph Heinrich, Vorstand Naturschutz des WWF Deutschland betonte, dass die Klimakrise alles und jeden betreffe: „Sie treibt auch den Verlust der Biologischen Vielfalt an: „Das ist, als ginge die Festplatte unserer Erde verloren.“ Insbesondere der Waldverlust sei besorgniserregend: „Durch Entwaldung berauben wir uns nicht nur einer wichtigen CO2-Senke, wir verursachen obendrein zusätzliche Treibhausgasemissionen: Ein Ökosystem, das ein wichtiger Teil der Lösung ist, wird zum Problemfall.“

Sylvia Hartmann, Vorstandsmitglied der Deutschen Allianz für Klimawandel und Gesundheit (KLUG) und Vertreterin der Medizinstudierenden BVMD rief dazu auf, die Klimakrise und ihre Folgen für die Gesundheit zu einer zentralen Aufgabe des Gesundheitssektors zu machen: „Das Thema Klimawandel und Gesundheit muss in die Lehrpläne aller Gesundheitsberufe.“ Gesunde Menschen gäbe es nur auf einem gesunden Planeten: „Das lernen wir viel zu wenig im Studium.“ Hartmann rief dazu auf, dass der Gesundheitssektor politischer werden müsse: „Jede Ärztin, jeder Pfleger kann was tun, genau wie jeder einzelne von uns.“

Eckart von Hirschhausen ergänzte: „Den Gesundheitsberufen kommt eine wichtige Rolle zu: Sie sind zentrale Kommunikatoren in die Mitte der Gesellschaft.“

Der World Health Summit ist eine der international bedeutendsten Konferenzen für globale Gesundheitsfragen. Unter den waren rund 20 Minister aus aller Welt, der Chef der WHO, Top-Wissenschaftler und führende Vertreter von NGOS. Drei Tage lang diskutierten rund 2.500 Teilnehmer aus 100 Nationen über die Verbesserung der Weltgesundheit.

Im Programm unter anderem: Auswirkung des Klimawandels auf die Gesundheit, Verbesserung von Gesundheitssystemen in Afrika und weltweit, Kampf gegen Antibiotika-Resistenzen, Digitalisierung der Gesundheitsversorgung, Umsetzung der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen, SDGs.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /