© Schwoaze pixabay.com / Autobahn
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C02-Emissionen auf Tempo-140-Strecken im Fokus

Greenpeace meint: Anstieg der CO2-Emissionen durch Tempo 140 wesentlich größer als öffentlich dargestellt

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat die detaillierten Messdaten der von der ASFINAG beauftragten Studie zu den beiden Tempo-140-Teststrecken analysiert. Dabei zeigt sich ein wesentlich dramatischeres Bild, als bislang medial dargestellt wurde: Die tatsächliche Zunahme der CO2-Emissionen auf den beiden Teststrecken liegt nicht bei 1,2% bzw. 1,6% wie von den Projektbefürwortern behauptet, sondern bei zumindest 2,5% bzw. 2,6% - im reinen Pkw-Bereich sogar bei 3,5% bzw. 3,6%.

Möglich wurde die Präsentation der scheinbar geringen Zahlen durch eine Aufsummierung der Messwerte, da die Gesamt-Emissionen der Teststrecken und nicht die Emissionen jener Fahrzeuge betrachtet wurden, die tatsächlich schneller fahren durften. Mehr als 42% der CO2-Emissionen auf den beiden Teststrecken wurden vom Schwerverkehr (Lkw und Busse) verursacht, für den nach wie vor Tempo 80 gilt. Wenn man die relativ hohen, unveränderten Emissionen des Schwerverkehrs in die Berechnung miteinbezieht, drückt das natürlich die Zunahme der Emissionen bei den schneller fahrenden Pkw und Klein-Lkw anteilig nach unten, wodurch das Problem großteils versteckt wird. "In diesem Kontext nur von 1 bis 2 Prozent Zunahme zu sprechen, ist eine Irreführung der Öffentlichkeit. Das ist so, als würde die Politik den Wehr- und Zivildienst um zwei Monate verlängern und behaupten, dass es für den gesamten Jahrgang ohnehin nur ein Monat sei, da ja die Frauen nicht betroffen sind€, kritisiert Greenpeace-Programm-Manager Volker Plass die Auslegung der Studienergebnisse.

Die von der ASFINAG beauftragte Studie zeigt zudem, dass die beiden Teststrecken zu einer Zunahme der CO2-Emissionen um fast 5.700 Tonnen pro Jahr geführt haben. Würde man Tempo 140 österreichweit auf zwei Drittel aller Autobahnstrecken ausdehnen, würden die CO2-Emissionen aus dem Autoverkehr nach einer vorsichtigen Schätzung von Greenpeace um rund 100.000 Tonnen pro Jahr zunehmen, was etwa zusätzlichen 50.000 Pkw, oder fast der Gesamtzahl der in Innsbruck gemeldeten Autos, entspricht. "Der Verkehr ist das größte Problemfeld der österreichischen Klimaschutz-Politik. In keinem anderen Sektor sind die Emissionen während der letzten Jahre so dramatisch gestiegen wie im Verkehr. Wir müssen um jedes Gramm an CO2-Reduktion kämpfen und haben keinen Spielraum für unnötige Experimente wie Tempo 140!"


Die ASFINAG meint nach der Kritik klar: Bei der Berechnung der Schadstoff-Emissionen in den Testbereichen der Tempo-140-Strecken durch die unabhängigen Expertinnen und Experten kann der Schwerverkehr nicht ausgeklammert werden. Die durchgeführten Untersuchungen der Emissionen zeigten, dass an beiden Autobahnabschnitten die Änderungen des Ausstoßes der wichtigen Abgaskomponenten Kohlendioxid (CO2) und Stickstoffoxide (NOx), 1 bis 2 % betragen.

Dies erklärt sich dadurch, dass die mittleren Geschwindigkeitszunahmen relativ klein waren und ein überwiegender Anteil des Abgasausstoßes an Autobahnen vom Nutzfahrzeugverkehr kommt. Ein Teil der Veränderungen betrifft leichte Lkw. Die schweren Lkw werden vom geänderten Tempolimit nicht beeinflusst. Das heißt: Die Berechnung einzelner Fahrzeuggruppen, wie von Greenpeace angesprochen, spiegelt aus Sicht der ASFINAG nicht die tatsächliche Gesamtbelastung hinsichtlich der Emissionen wider. Im Gutachten wird also explizit auf den großen Einfluss des Nutzfahrzeugverkehrs hingewiesen.

Im Ergebnisbericht wurden auch Absolut-Zahlen zur Veränderung veröffentlicht. Hierdurch ist es möglich, relative Änderungen für andere Fahrzeuggruppen zu errechnen. Diese andere Darstellungsart ändert jedoch nichts an der Menge an Luftschadstoffen, die tatsächlich mehr emittiert wird. Aus Sicht der ASFINAG ist also die Darstellung der Berechnungen durch Greenpeace keine umfassende Betrachtung über alle Fahrzeuge hinweg, die letztendlich die Luftgüte beeinflussen.

Fakt ist auf alle Fälle, dass es mehr C02-Emissionen auf der Strecke gibt und Österreich gerade im Verkehrsbereich seine Klimaziele nicht erreichen wird.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /