© Ematec / RBC Traverse
© Ematec / RBC Traverse

RBC: Eine Traverse für alle Fälle

Allgäuer Spezialanbieter Ematec entwickelt die weltweit erste Traverse, die alle Flügelformen am Markt aufnehmen kann

Memmingerberg - Einzigartig auf dem Weltmarkt: Der Allgäuer Spezialanbieter Ematec AG mit Sitz in Memmingerberg bei Memmingen hat eine neue Rotorblatttraverse entwickelt, die alle bisherigen Features und Standards am Markt übersteigt. Als weltweit erste Rotorblatttraverse überhaupt kann die neue Rotorblatt Clamp RBC alle Flügelformen am Markt aufnehmen – auch zukünftige. Möglich macht das eine automatisch adaptive Blattauflage, die auch für eine variable Schwerpunktkompensation sorgt. Zudem punktet die RBC mit einem Neigewinkel von ±60 Grad.

Dank der neuen Technologie passt sich die RBC selbständig jeder Rotorblattform individuell und exakt an. Die neue Traverse kann somit jede Flügelform am Markt mit einem Blattgewicht bis zu 40 Tonnen sicher aufnehmen und handhaben. Mit dem ausgeweiteten Neigewinkel und der adaptiven Blattauflage ist die RBC universell in der Windkraftbranche einsetzbar – sowohl On- als auch Offshore. „Nicht nur für Windkraftanlagenhersteller, sondern vor allem auch für die Service-Unternehmen, die die Wartung von Windkraftanlagen unterschiedlicher Hersteller übernehmen, ist das ein entscheidender Vorteil“, betont Manfred Eberhard, Vorstand der Ematec AG. Für eine besonders umweltschonende Montage gibt es die RBC auch als ökologische GreenLine-Version mit akkubetriebenem Elektromotor.

„Mit der RBC reagieren wir auf Trends und die aktuellen Herausforderungen für unsere Kunden, die immer größere und vor allem getriebelose Windkraftanlagen montieren müssen. Dafür bieten wir ihnen jetzt die perfekte Lösung“, so Eberhard. Der Spezialist aus dem Allgäu will mit seiner Neuheit erneut eine Benchmark für die effiziente Montage von Rotorblättern auf dem Weltmarkt setzen und den Ruf als Innovationsschmiede für Hebezeuge im Heavy-Duty-Bereich stärken. Schon jetzt setzen einige große Windkraftanlagenhersteller bei der Einzelblattmontage auf das Know-how von Ematec.

Perfekte Passform dank adaptiver Blattauflage

Die RBC ist nun die erste Traverse überhaupt, die sich dank einer hydraulisch adaptiven Blattauflage allen aktuellen und künftigen Flügelformen individuell anpasst. Einzelne, speziell gummierte Pads schmiegen sich über ein hydraulisches System automatisch am Flügel an. Es ist also kein Greifen im klassischen Sinn, sondern vielmehr ein Halten des Rotorblatts. Die Kräfte, die auf den Flügel einwirken, sind dabei so gering, dass dem Blatt nichts passieren kann. Denn die adaptive Blattauflage sorgt für eine homogene Lastverteilung mit einer Auflagefläche von 2,5 m x 1,2 m pro Seite.

Variable Schwerpunktkompensation

Die RBC lässt sich individuell auf die unterschiedlichen Schwerpunktlagen aller Rotorblätter ausrichten. Die variable Schwerpunktkompensation erfolgt manuell über das Einstellen von Gewichten an der Traverse. Somit wird sichergestellt, dass der Schwerpunkt des Rotorblatts, des Greifers sowie der Schwerpunkt des Greifers mit Rotorblatt übereinstimmen. „Das verhindert, dass der Greifer nach dem Anbringen des Rotorblatts an der Nabe, wenn er sich vom Flügel löst, unkontrolliert ausschert und schlimmstenfalls das Rotorblatt beschädigt. Das ist ein Riesenthema in der Branche“, erklärt der Ematec-Vorstand.

Neigewinkel von ±60 Grad

Der Neigewinkel von ±60 Grad, war eine Anforderung aus dem Markt, die der Allgäuer Spezialanbieter gezielt in seiner Innovation umgesetzt hat. Der weltweit führende Windkraftanlagenhersteller Gold Wind aus China forderte explizit diesen großen Neigewinkel. „Eine einseitige Neigung von +60 Grad ist längst Stand der Technik, aber in die andere Richtung ist schon etwas kniffliger. Hier die -60 Grad zu erreichen, das war schon eine ziemliche Herausforderung, der wir uns als Spezialanbieter und Sonderanlagenbauer aber gerne stellten“, erklärt Eberhard. Mit dem vergrößerten Neigewinkel reagieren Gold Wind und Ematec auf die gestiegenen Anforderungen, die durch die Einzelblattmontage bei getriebelosen Windkraftanlagen entstehen. Großer Vorteil in der Praxis: Durch die große Variabilität der Neigung von ±60 Grad in beide Richtungen muss die Nabe nicht mehr nach jedem montierten Flügel gedreht werden. Das macht die Einzelblattmontage von Rotorblättern jetzt noch einfacher, schneller und effektiver.

Für Blattgewichte bis zu 40 Tonnen

Darüber hinaus ist die RBC auf die Blattgewichte der nächsten Generation ausgelegt, denn die Rotorblätter werden immer länger und damit auch schwerer. Die neue Ematec-Traverse hebt und montiert zuverlässig Flügel mit einem Gewicht von bis zu 40 Tonnen. „Das können nur sehr wenige Hersteller am Markt. Wenn man bedenkt, dass das Maximalgewicht vor einigen Jahren noch bei fünfzehn Tonnen lag, ist das schon eine enorme Entwicklung“, betont Eberhard. Weiterer Vorteil der RBC: Der Abstand vom Krankhaken bis zur Mitte des Rotorblatts beträgt gerade einmal 3,7 Meter. Auf der Baustelle bedeutet das, dass eventuell eine kleinere Krangröße als bislang üblich angemietet werden kann, was letzten Endes Kosten spart.

Auch mit Akku-Antrieb erhältlich

Passend für die regenerative Windenergiebranche ist die RBC auch als GreenLine-Version verfügbar. Anstelle eines Dieselmotors kommt hier ein elektrohydraulisches Aggregat mit Akku zum Einsatz, das emissionsfrei und nahezu geräuschlos arbeitet. Der Akku ist bis zu einer Temperatur von -20 Grad Celsius für eine Arbeitszeit von 16 Stunden ausgelegt. So garantiert Ematec, dass auch bei kalten Temperaturen drei Rotorblätter an einem Tag montiert werden können. Mit einer Ladedauer von 2,5 Stunden ist selbst ein leerer Akku wieder schnell einsatzbereit. Weiterer Vorteil: Dank GreenLine umgehen Windkraftanlagenhersteller die verschärften Abgasvorschriften nach Euro-5-Norm und USA EPA Tier 4 final, die seit 1. Januar 2019 gelten. Zudem hat Ematec den elektrischen Motor bewusst unter 24 Volt gehalten, wodurch er auch in den USA problemlos einsetzbar ist und die Anforderungen der UL (Underwriters Laboratories) erfüllt.

Wie auch die früheren Rotorblatttraversen RBT und RBT Bunny von Ematec ist auch die neue RBC innerhalb von gerade einmal 15 Minuten einsatzbereit und sorgt somit für eine deutliche Zeit- und Kostenersparnis auf der Baustelle. „Bis die Traversen anderer Hersteller erst einmal zusammengebaut sind, haben unsere Traversen schon zwei Rotorblätter montiert“, verdeutlicht Eberhard. Die RBC ist mit Scheinwerfern für die Montage bei Dunkelheit ausgestattet. Über fünf Kameras haben die Mitarbeiter jedes Detail bei der Rotorblattmontage im Blick – für präzises Arbeiten. Die Ematec-Traversen sind darüber hinaus mit GPRS, einem integrierten Ferndiagnosesystem ausgestattet, das via Internet bei eventuellen Störungen die Fehlersuche und -behebung erheblich beschleunigt und erleichtert, und verfügt über eine Logbuchfunktion, ähnlich einer Blackbox im Flugzeug.

Die Rotorblatttraversen im Einsatz

Insgesamt 16 Ematec-Traversen sind weltweit bei der Installation von Windrädern im Einsatz: elf für die Firma Nordex und fünf bei Siemens Gamesa. Die Traversen vom Typ RBT und RBT Bunny (für die Hasenohrmontage) ermöglichen das Greifen der Rotorblätter in jeder beliebigen Drehlage. Die Blätter können direkt vom Trailer oder auch vom Boden aufgenommen werden. Sie werden von Vielgelenk-Greifarmen und großflächig gummierten Druckplatten umfasst, die formschlüssige Blattsicherung wird durch eine umgreifende Halteklaue sichergestellt.

Gegenüber ähnlichen Systemen warten die Ematec-Traversen noch mit einem entscheidenden Alleinstellungsmerkmal auf: Um die Windangriffsfläche so gering wie möglich zu halten, lassen sich die Rotorblätter in einem Winkelbereich von -10 bis +95 Grad pitchen. „Dadurch erreichen wir bei bestimmten Rotorblättern die Reduzierung der Windangriffsfläche um bis zu 50 Prozent. Das gibt dem Monteur eine hohe Arbeits- und auch Projektsicherheit, denn er kann mit unserer Traverse selbst noch bei Windgeschwindigkeiten und Windböen sicher arbeiten, die mit anderen Systemen nicht mehr zu realisieren sind“, erklärt Eberhard.

Die Konstruktion der Allgäuer Ingenieure lässt sich in der Längsachse um ± 8 Grad neigen. Ein nicht hundertprozentig im Schwerpunkt erfolgter Blattanschlag kann problemlos ausgeglichen werden, ohne dass ein mehrmaliges Anschlagen und Austarieren des Rotorblatts über den Bediener nötig wäre.

Die perfekte Kombination von Pitch- und Neigefunktion bringt dem Anwender auch beim Blattanschluss an der Nabe große Vorteile, denn das Blatt kann millimetergenau an die Bohrlöcher für die Befestigungsschrauben angeschlossen werden.

Mit Hilfe des Kettengehänges mit Ausgleichswippe können die Rotorblatttraversen von Ematec bequem, sicher und zeitsparend an die verschiedensten Kranhaken angeschlagen werden.

Top-Schutz

Beim Arbeiten mit den Ematec-Traversen sind die Rotorblätter bestens vor Beschädigungen geschützt. Die Greifplatten sind kardanisch gelagert und passen sich automatisch der Blattkontur an. Die Gummidruckplatten gewährleisen einen stets sicheren Halt, auch bei nasser Witterung. Sie sind licht- und alterungsbeständig und hinterlassen daher keine Greifspuren, außerdem lassen sie sich ohne Werkzeug auswechseln.

Höchste Arbeitssicherheit und Funktionssicherheit bieten die Rotorblatttraversen durch die redundante Ausführung aller technischen Ressourcen, bis hin zur Energieversorgung. Der zusätzliche Notfallmotor kann im Bedarfsfall nicht nur über die Funkfernsteuerung, sondern notfalls auch per Hand gestartet werden. In der Praxis bewährt haben sich auch die an den Traversen angebrachten Scheinwerfer zum Ausleuchten des Arbeitsbereichs. „So konnten schon einige Projekte noch zu Ende geführt werden, die man sonst aufgrund der einbrechenden Dunkelheit hätte abbrechen müssen. Gerade in Skandinavien wird unsere Beleuchtung wegen der dort häufig vorkommenden Nachtarbeit sehr geschätzt“, erklärt Manfred Eberhard.



Technische Details:
Greifbereich: Individuell anpassbar auf die Blattfamilie

Transportmaße: 13,0 x 3,0 x 3,1 Meter (L x B x H); Wirtschaftlicher Straßentransport mit nur einem Sattelauflieger möglich.

Energieversorgung: Autarke, redundante Energieversorgung über zwei Diesel-Hydraulikaggregate mit Generator oder wahlweise elektrohydraulisches Aggregat mit Akku (GreenLine)

Greiferantriebe: Redundante Ausführung

Bedienung: Funkfernsteuerung mit zwei Funksendern inklusive Übergabefunktion für Bodenpersonal und für Nabenpersonal, inklusive Anzeige von Betriebszuständen.

Zusatzbeleuchtung: Zwei große Scheinwerfer zum Ausleuchten des Arbeitsbereichs, über Funk abschaltbar.

Zugänglichkeit: Offene Bauweise für gute Zugänglichkeit aller Komponenten.

Zertifizierung: Die Rotorblatttraverse wurde vom TÜV Süd baumustergeprüft, optional ist die Zertifizierung durch DNVGL

www.ematec.de

Autorin: Sabrina Deininger


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /