© AAE/ Solare Prozesswärmeanlage für die KKI-Gerberei
© AAE/ Solare Prozesswärmeanlage für die KKI-Gerberei

Größte thermische Solaranlagen südlich der Sahara kommen aus Österreich

Mit technischem Know-how und finanzieller Unterstützung aus Österreich gelingt in sechs Ländern im südlichen Afrika die großangelegte Nutzung erneuerbarer Energien.

© AAE / Die erste Nahwärmeanlage südlich der Sahara versorgt 14 Gebäude des Studentenheims der WITS University in Johannesburg mit Warmwasser und Heizung.
© AAE / Die erste Nahwärmeanlage südlich der Sahara versorgt 14 Gebäude des Studentenheims der WITS University in Johannesburg mit Warmwasser und Heizung.

In Afrika südlich der Sahara haben nur 24 Prozent der Menschen Zugang zu Elektrizität. Stromausfälle zählen zum Alltag, ihre Auswirkungen hemmen langfristig das Wirtschaftswachstum und die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen vor Ort. Für die Endverbraucher bedeutet die mangelhafte Stromversorgung hohe Kosten und wenig Sicherheit.

Potenzial für erneuerbare Energien und Energieeffizienz nutzen

Mit der Übergabe der zwei größten thermischen Solaranlagen in der Region ändert sich das nun schrittweise. Die Anlagen sorgen für zuverlässige Warmwasserversorgung aus solarer Energie, die noch dazu Kosten spart. Die Kernelemente beider Anlagen stammen von der Kärntner Firma GREENoneTEC. Den Rest - Speicher, Verrohrung, Wärmetauscher - erzeugten Unternehmen vor Ort. Mitte der Woche eröffnete der österreichische Botschafter in Südafrika Johann Brieger die Anlagen in Johannesburg.

Konkret handelt es sich dabei um die erste Nahwärmeanlage südlich der Sahara für die WITS University in Johannesburg sowie eine großangelegte solare Prozesswärmeanlage für eine Gerberei. Sie messen jeweils 600m² Kollektorenfläche und wurden im Rahmen der "Southern African Solar Thermal Training and Demonstration Initiative” (SOLTRAIN) des österreichischen außeruniversitären Forschungsinstituts [AEE INTEC] (https://www.aee-intec.at/) errichtet. AEE INTEC arbeitet mit Universitäten, Forschungseinrichtungen sowie mit Berufsschulen, der lokalen Solarindustrie und Energieministerien in insgesamt sechs Ländern (Südafrika, Namibia, Botswana, Lesotho, Mosambik und Simbabwe) zusammen, um das enorme Potenzial für Solarthermie in der Region zu nutzen.

Strom(kosten) sparen mit Warmwasser aus Solarenergie

Solarthermische Anlagen unterstützen diese Länder langfristig bei der Erreichung ihrer Klimaziele. Denn in Namibia und Südafrika durchgeführte Messungen zeigen, dass lokale Haushalte 40 bis 50 Prozent des Stroms zur Warmwasserbereitung nutzen. Ein breit angelegter Umstieg auf thermische Solaranlagen entlastet den Elektrizitätssektor massiv - und trägt darüber hinaus zur Reduktion lokaler CO2-Emissionen bei. Der überwiegende Teil des Energiebedarfs der Region wird aktuell mit Kohle bedient.

Letzten Endes bedeuten diese Anlagen eine spürbare Verbesserung für die Lebensbedingungen der Menschen vor Ort: Ihre Stromkosten sinken, die lokale Wertschöpfung steigt, sie haben gesicherten Zugang zu Warmwasser aus erneuerbarer Energie und neue Arbeitsplätze entstehen. In den vergangenen zehn Jahren profitierten bisher rund 7.000 Menschen jährlich von dem Projekt.

Vorzeigeprojekt für Entwicklungszusammenarbeit

Mittlerweile nennt sich SOLTRAIN ein Best-Practice-Beispiel der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit: Die Austrian Development Agency (ADA) unterstützte die Initiative mit einer Anschubfinanzierung und Förderungen in Höhe von knapp 8 Millionen Euro über drei Projektphasen hinweg. Denn der Zugang zu leistbarer, verlässlicher und ökologisch nachhaltiger Energie ist in Entwicklungs- und Schwellenländern ein wichtiger Schlüssel zur Bekämpfung der Armut - und damit ein wesentliches Ziel der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit. Der OPEC Fonds für Internationale Entwicklung OFID ist weiterer Fördergeber.

Beitrag zu bezahlbarer und sauberer Energie für alle

"Die ADA steht seit zehn Jahren hinter SOLTRAIN. Wir gehen damit langfristig auf die konkreten Bedürfnisse unserer Partnerländer ein. Und wir leisten einen Beitrag für weniger Energiearmut im südlichen Afrika", erläutert ADA-Geschäftsführer Martin Ledolter die Bemühungen der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit, bis 2030 bezahlbare und saubere Energie weltweit sicherzustellen. "Mit SOLTRAIN im Allgemeinen und der Eröffnung der zwei größten thermischen Solaranlagen südlich der Sahara im Konkreten kommen wir diesem Ziel einen beträchtlichen Schritt näher. Vor Kurzem haben wir weitere 2,5 Millionen Euro für eine vierte Projektphase zugesagt", so Ledolter bei der Eröffnung in Johannesburg.

"Erneuerbare Energie-, aber auch Effizienzdiskussionen konzentrieren sich fast ausschließlich auf den Stromsektor. Dabei wird übersehen, dass rund die Hälfte des weltweiten Endenergiebedarfs auf Wärme und Klimatisierung entfallen. Lediglich 20 Prozent des Endenergiebedarfs entfallen auf Strom. Vor allem in Ländern südlich der Sahara nutzen Haushalte, Hotels, Restaurants und Spitäler, aber auch Gewerbe- und Industriebetriebe einen nicht unerheblichen Teil ihres Strombezugs für Heizung, Kühlung und Warmwasserbereitung. Das bedeutet eine Verschwendung von ohnedies rarer Energie. Gepaart mit der hohen Sonneneinstrahlung in der Region ergeben diese Rahmenbedingungen ein enormes Potenzial für thermische Solaranlagen. Mit SOLTRAIN sorgen wir dafür, dass dieses Potenzial nicht ungenutzt bleibt", ergänzt Werner Weiss, Geschäftsführer von AEE INTEC.

Die errichteten Anlagen reichen von kleineren Anlagen mit 2 m² Kollektorfläche zur Warmwasserbereitung von Einfamilienhäusern über mittelgroße Anlagen zwischen 20 und 50 m² Kollektorfläche für soziale Einrichtungen, Studentenheime oder Hotels bis hin zur Versorgung gewerblicher und industrieller Prozesse mit bis zu 600 m² Kollektorfläche. Der jährliche Solarertrag aller errichteten Anlagen beträgt 1,83 Millionen Kilowattstunden (kWh). Dies entspricht einer Stromeinsparung von 2,02 Millionen kWh und der Vermeidung von 1.222 Tonnen CO2.

In Summe wurden seit 2009 2.380 Personen in der Planung, Errichtung und Qualitätskontrolle von thermischen Solaranlagen ausgebildet. Das in den Kursen Gelernte setzen lokale Firmen in insgesamt 326 Demonstrationsprojekten um - und garantieren damit die langfristige fachgerechte Nutzung und Instandhaltung der Anlagen. Zusätzlich unterstützt das Projekt Studentinnen und Studenten bei Masterarbeiten, die sich mit dem Thema Solarenergie beschäftigen.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /