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Wohin mit dem Schadholz?

Tarifende in Sicht: Holzkraftwerk Ennsdorf stellt Holzübernahme ein

Seit 13 Jahren ist das Holzkraftwerk in Ennsdorf in Betrieb und versorgt den Wirtschaftspark Ennsdorf und die Stadt Enns mit Fernwärme. Zusätzlich werden jährlich 42.500 MWh Strom produziert. Doch das könnte bald vorbei sein, denn der Einspeisetarif läuft aus. Positive Aussagen über die Zukunft fallen Johann Glöckl, Geschäftsführer der GEM, schwer: "Was soll ich dazu sagen? Ja, es gibt jetzt das Biomasse-Grundsatzgesetz und damit theoretisch eine Nachfolgetarifregelung. Aber wie es momentan aussieht, wird uns diese Regelung auch dann nichts nützen, wenn sie zeitnah beschlossen wird. Unser Werk ist zwar technisch in einem optimalen Zustand, erreicht aber den geforderten Brennstoffnutzungsgrad von 60 % nicht. Und das obwohl wir die Stadt Enns jedes Jahr mit rund 30.000 MWh Fernwärme versorgen. Die Anlage ist effizient und läuft jedes Jahr 8.500 Stunden, aber für 60 % Brennstoffnutzungsgrad ist sie einfach technisch nicht konzipiert. Als die Anlage 2006 gebaut wurde, gab es dieses Kriterium ja auch noch gar nicht."

Ohne Nachfolgetarif kann die GEM das Holzkraftwerk Ennsdorf jedenfalls nicht in Betrieb halten: "Für den Weiterbetrieb brauchen wir eine Verlängerung der Einspeisetarife um weitere 7 Jahre zu den gleichen Bedingungen wie bisher. 20 Jahre Förderung ist in ganz Europa üblich. Schauen Sie nach Deutschland! Warum geht das in Österreich nicht?", fragt Glöckl und bemerkt weiter: "Wir versuchen wirklich jeden Strohhalm zu ergreifen. Sogar an den Herrn Bundespräsidenten habe ich schon geschrieben. Untätigkeit kann man uns zumindest nicht vorwerfen!"

Die Folgen einer Stilllegung des Kraftwerks sind bereits jetzt spürbar: "Wir stellen im April die Holzübernahme ein. Unsere Lieferanten sind bereits informiert. Bisher haben wir jeden Tag 1.000 Schüttraummeter Waldhackgut abgenommen, das meiste davon Schadholz. Gut zur Bewältigung der Borkenkäferkatastrophe in Niederösterreich ist das jedenfalls nicht", betont Glöckl die Bedeutung der Holzkraftwerke für die Schadholzaufarbeitung. Doch laut Glöckl sind noch weitere Konsequenzen zu befürchten: "Unser Kraftwerk erzeugt neben Strom auch Fernwärme. Ob wir die Wärmeversorgung ohne Ökostromproduktion aufrechterhalten können, ist noch völlig unklar. Im schlimmsten Fall müssen unsere Kunden wieder auf fossile Brennstoffe umsteigen."

Und Johann Glöckl hat noch eine Botschaft für die Politik: "Wenn es in Österreich bis 2030 wirklich 100 % Ökostrom geben soll, dann kann man sich Kraftwerksschließungen jetzt sicher nicht leisten. Die Politik wird letzten Endes immer an ihren Versprechungen gemessen. Ob sie das Versprechen, 47 Holzkraftwerke zu retten, erfüllt, wird sich sehr bald zeigen. So wie es momentan aussieht, bezweifle ich den Erfolg des Biomasse-Grundsatzgesetzes."

GEM - Gesellschaft für Energieversorgung und Management mbH


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /