© Peter Dargatz / Windkraft
© Peter Dargatz / Windkraft

Anteil erneuerbarer Energien in Österreich sinkend

Politische Bekenntnisse helfen nicht, wenn sie nicht umgesetzt werden

Wien- Während in Katowice noch ein Weg aus dem Verbrennen fossiler Energien hin zu einer sauberen Energieerzeugung aus Erneuerbaren Energien diskutiert wird, befindet sich Österreich im Rückwärtsgang, weg von den Erneuerbaren. Die gestern von der Statistik Austria präsentierte Analyse zum Status der Erneuerbaren Energien zeigt einen Rückgang beim Anteil Erneuerbarer Energien. Obwohl nur gering, von 33% auf 32,5% gesunken, zeigt sich durch den starken Anstieg des Verbrauchs, insbesondere bei Kohle, Öl und Gas und einem empfindlich niedrigen Ausbau Erneuerbarer Energien eine erschreckende Entwicklung.

"Wir rutschen immer stärker in eine Abhängigkeit von Importen. Das gefährdet letztlich auch die Versorgungssicherheit," so Peter Püspök, Präsident Erneuerbare Energie Österreich (EEÖ).


"Damit zeigt sich die Unzulänglichkeit der österreichischen Politik an den nackten Zahlen der Energiestatistik", bemerkt Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft. Im letzten Jahr ist erstmals seit 2010 der Anteil an erneuerbaren Energien am Stromverbrauch um 1,2% gesunken. Gleichzeitig nimmt die Anzahl der geförderten Windräder immer weiter ab. "Da ist es wirklich unverständlich, wieso die Politik nicht den 200 fertig genehmigten Windrädern sofort die Umsetzung ermöglicht, anstatt sie in einer jahrelangen Warteschlange ohne Perspektive auf Realisierung zu lassen", so Moidl.

"Seit Jahren weist die erneuerbare Branche darauf hin, dass die Anstrengungen beim Ökostromausbau nicht ausreichen. Nun zeigen die Zahlen schwarz auf weiß, dass Österreich in die falsche Richtung geht", bemerkt Moidl.

Zurück in die Erdölsteinzeit statt vorwärts ins Solarzeitalter

Der abfallende Anteil der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch hat wenig mit den Schwankungen bei der erneuerbaren Stromproduktion zu tun. Auch sind die Zahlen der Statistik Austria auf mehrere Jahre normiert. Zwar war das Jahr 2017 ein schlechtes Jahr für die Wasserkraft, die Stromproduktionsreduktion im erneuerbaren Bereich konnte aber durch die Windkraft, die im letzten Jahr ein überdurchschnittliches Jahr aufzuweisen hatte, bei weitem wettgemacht werden. In Summe konnte die Stromproduktion durch erneuerbare Kraftwerke sogar um 0,5% gesteigert werden. Im Gegensatz dazu nahm der Stromverbrauch um 2,2% zu und liegt bereits bei 74 Milliarden Kilowattstunden. "Allein diese Zahlen zeigen sehr klar den Missstand der österreichischen Energiepolitik auf", ärgert sich Moidl und ergänzt: "Offenbar ist es in Österreich noch nicht gelungen, das Wirtschaftswachstum vom Energieverbrauch zu entkoppeln. Darüber hinaus stockt der Ausbau der Erneuerbaren. Statt hier voll durchzustarten hält die Politik die Handbremse fest in der Hand." Dies ist auch bei der Anzahl der Windräder, die mit der Ökostromförderung unterstützt werden mehr als deutlich. Von Jahr zu Jahr werden weniger Windräder gefördert. "So kann die Energiewende nicht gelingen. Allein schöne Worte der Politik helfen weder Kohle- und Gasstrom aus den Netzen zu drängen, noch die Klimakrise zu bekämpfen. Wir brauchen Taten und Gesetz nicht Worte", bemerkt Moidl und fordert die österreichische Politik auf, den 200 fertig genehmigten Windräder endlich rasch die Umsetzung zu ermöglichen.

Rückgang unter Niveau von 2014

Durch den Rückgang ist Österreich unter das Niveau von 2014 gerutscht. Spätestens seit damals stagniert Österreich bei rund 32%. Die sinkende heimische Erzeugung und steigende Energieimporte im Wert von rund 10 Milliarden Euro jährlich führen zu einer erhöhten Abhängigkeit der Energieversorgung vom Ausland. "Von Kasachstan, Irak, Lybien und so weiter beim Öl, von Russland beim Gas, und beim Strom von den Atom- und Kohlestromproduzenten Deutschland und Tschechien abhängig zu sein, ist beunruhigend. Wenn Deutschland wie geplant aus der Atomkraft aussteigt und dann auch aus der Kohle, wird es für Österreich beim Strom eng", so Püspök.

Die vorliegende Energiestatistik ist eine deutliche Mahnung, dass Österreich seinen Klimaschutzverpflichtungen nicht nachkommt. "Damit fährt unser Land klima- und energiepolitisch gegen die Einbahn. Es ist höchste Zeit, das Ruder in der Energiepolitik energisch herumzureißen und verlässliche und berechenbare Voraussetzungen für einen raschen Ausbau aller Erneuerbaren Energien in Österreich zu schaffen", sagt Püspök. Basierend auf umfangreichen Analysen kann Österreich bis 2030 fast zwei Drittel seines Energieverbrauchs durch heimische Erzeugung decken. "Die Verantwortung für Österreichs Energiezukunft muss jetzt Vorrang vor den kurzfristigen Partikularinteressen mächtiger Lobbys bekommen. Die Regierung hat die Chance und die Pflicht, jetzt die Weichen richtig zu stellen, da auch 2018 mit weiter abnehmender Produktion aus erneuerbaren Energien zu rechnen ist", meint Püspök.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /