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Wie soll Österreich in 100 Jahren aussehen?

Eine OEKONEWS-Ansichtssache von Chefredakteurin Doris Holler-Bruckner

Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat in seiner Rede zum Nationalfeiertag 2018 gefragt, wie unser Land in 100 Jahren aussehen soll. Er meinte, er sei Optimist und glaube an unser Land und an unsere Zukunft. Er glaube daran, dass das Klimaproblem gelöst sein wird, und wir unsere Erde lebenswert bewahren werden. Und daran, dass es unserer Wirtschaft gut geht, ohne dass das auf Kosten unserer Umwelt geht.

Der Bundespräsident weiter: "Wir können all das und mehr hinbekommen, wenn wir es wirklich wollen. Ich lade Sie ein, diesen Optimismus mit mir zu teilen. Denn um die Zukunft erfolgreich zu gestalten, brauchen wir Zuversicht. Weil die Zuversicht uns Dinge erhoffen, erträumen und schließlich erschaffen lässt. Darin waren wir in Österreich immer gut."

"Aber seien wir nicht naiv. Von selber wird das nichts. Wir müssen schon alle gemeinsam daran arbeiten. Aber, wie gesagt, ich bin guten Mutes, dass wir das schaffen. Denn wir haben etwas ganz Besonderes, das uns in Zeiten der Polarisierung ganz besonders hilft und immer geholfen hat: Das Österreichische. Was das Österreichische ausmacht? Anders als der radikale Standpunkt, der alles verachtet, was von der „reinen Lehre“ abweicht, nimmt das Österreichische die Realität zur Kenntnis. Es nimmt zur Kenntnis, dass die Welt eben nicht aus Schwarz und Weiß, aus unversöhnlichen Positionen besteht, sondern dass eine Lösung zum Wohle aller immer in der Mitte liegt. Das hat uns in den letzten 100 Jahren erfolgreich gemacht. Immer, wenn wir das vergessen haben, sind wir blutig gescheitert.
Denn nur im immerwährenden Streben nach dem Gemeinsamen liegt das größtmögliche Wohl aller. Das hat uns in der Vergangenheit groß gemacht und das wird uns auch in Zukunft helfen."

"Schaffen wir die nötigen Freiräume für eigenständiges, kritisches Denken, fördern wir mündige, selbständige und mitfühlende Bürgerinnen und Bürger. "

Ein Aufruf, der uns alle angeht, egal ob Alt oder Jung.

Die größte Herausforderung der Zukunft ist der Klimawandel, den wir eindämmen müssen. Derzeit sind wir noch meilenweit von notwendigen Zielen entfernt und es muss mehr getan werden, wie es der letzte Bericht des IPCC drastisch aufzeigt.

Jedes Jahr bringt uns mehr dramatische Wetterkapriolen, mit immer mehr Schäden, in der Landwirtschaft, an Gebäuden, auf Straßen und Wegen usw. Die Hitzewelle des heurigen Sommers mit Höchstwerten von mindestens 30 Grad heizte uns im wahrsten Sinne des Wortes ein. Wien und Bregenz verzeichneten mit 32 bzw. 16 Hitzewellentagen in Folge jeweils einen neuen Rekord. Wir müssen wir uns schon jetzt darauf einstellen, d.ass es jedes Jahr dramatischer werden kann

"Bereits im Jahr 2017 gab es in Österreich mehr Hitzetote als Verkehrstote", bringt es Prof. Dr. Hans Peter Hutter, Stv. Leiter der Abteilung für Umwelthygiene und Umweltmedizin der Medizinischen Universität Wien, auf den Punkt. Das wir nicht bei rot über die Kreuzung fahren sollen, weil wir da einen Unfall verursachen können, ist uns klar. Dass wir zum Thema Klimawandel endlich vollends ambitioniert handeln sollen, anscheinend nicht.

"Für Österreich muss der Klimawandel als bedeutende und weiterhin zunehmende Bedrohung für die Gesundheit eingestuft werden." schreiben die Autoren des ersten nationalen Sachstandsberichtes zum Thema Gesundheit, Demographie und Klimawandel, der im September vorgestellt worden ist.

Das heißt, wenn wir nicht in 100 Jahren ein Österreich wollen, in dem jedes Jahr tausende Menschen wegen Hitze sterben, in dem es horrende Schäden in der Landwirtschaft durch Extremwetter gibt und das von hunderttausenden Klimaflüchtlingen aus anderen Ländern überrannt wird, dann müssen wir handeln.

Wer nun meint, das sei egal, weil wir Österreicher und Österreicherinnen nicht einmal 1% der Weltbevölkerung ausmachen, sollte darüber nachdenken, welche Vorbildwirkung wir haben könnten. Als ein Land, dass zu den 20 reichsten Ländern der Welt gehört, sollten wir es uns leisten können, so schnell wie möglich einen Umstieg der Wirtschaft in Richtung 100% Energiewende in allen Bereichen zu investieren. Das bringt uns gleichzeitig viele wirtschaftliche Vorteile, da Österreich zu einem absoluten Vorreiterland im Bereich Umwelttechnologien gehört. Ökologische Investitionen in die Energiewende rechnen sich, da wir uns noch dazu jedes Jahr viel Geld ersparen, das ins Ausland abfließt: Allein 2017 zahlte Österreich 10,7 Milliarden Euro für Energieimporte.

Wir sollten an unsere Kinder und Enkelkinder denken, von denen manche in 100 Jahren noch leben werden. Zum Argument "hinter mir die Sintflut, das betrifft mich sowieso nicht mehr" das von manch ewig Gestrigen zu hören ist: Wir sind schon mitten drin: Unwetter, Vermurungen und Hochwässer nehmen ebenfalls zu.

Ich bin immer noch optimistisch. Ich setze ebenfalls auf das Österreichische, wie es Bundespräsident Alexander van der Bellen ansprach. Ich glaube an das Gute, an die ambitionierten und engagierten Menschen, die die Ärmel hochkrempeln können, an innovative Unternehmer, an ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, an unsere Jugend, usw.. einfach an Lösungen zum Wohle aller. Wir können es, wie unzählige umgesetzte Beispiele in ganz Österreich zeigen. Es gibt sie: energieautarke Bauernhöfe, energieautarke Firmengebäude, Passiv- und Plusenergiehäuser, Photovoltaikanlagenbesitzer, Elektroautofahrer, deren Strom fürs Auto vom eigenen Dach kommt. Unzählige Österreicher und Österreicherinnen setzen in Teilbereichen Taten: sie kaufen vorwiegend regionale oder Biolebensmittel, essen weniger oder gar kein Fleisch, fahren Rad und Bahn und Bus statt Auto, sparen Wasser usw. So sehe ich die Zukunft vor mir: Leise auf den Straßen, mit autonomen elektrischen Autos, die wir teilen können. Mit Plusenergiehäusern, Strom aus 100% erneuerbaren Energien, PV-Anlagen, Windkraftwerken, mit weniger Heizbedarf, den wir rein aus erneuerbaren Energien abdecken. Mit Produkten die voll recycelt werden können.

Gehen wir es endlich ambitioniert an: Ändern wir unser Steuersystem und belohnen wir weniger CO2-Ausstoß oder weniger fossilen Energieverbrauch.
Denken wir langfristig, für unsere Kinder, von denen manche in hundert Jahren noch leben werden, für unsere Enkel und Urenkel, damit auch diese in 100 Jahren noch ein lebenswertes Österreich haben.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /