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GLOBAL 2000: Novelle der Wiener Bauordnung nachschärfen!

Der auf Bundesebene beschlossene Ausstieg aus Öl, Kohle und Gas muss auch in Wien umgesetzt werden.

Heute Donnerstag endet die Frist zur Stellungnahme zum Entwurf der neuen Wiener Bauordnung. Die österreichische Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 ortet den Klimaschutz betreffend noch gravierende Mängel: "Es ist zwar positiv, dass der Klimaschutz nun erstmals als Ziel in die Bauordnung aufgenommen wird, aber der derzeitige Entwurf widerspricht einem klaren Ausstiegspfad aus Öl, Kohle und Gas für Wien. Selbst im Neubau wird der Einsatz fossiler Energie noch immer nicht überwunden. Damit fällt die Wiener Bauordnung hinter die Beschlusslage auf Bundesebene zurück. Die nächsten Wochen müssen deshalb für intensive Nachverhandlungen genützt werden", sieht Johannes Wahlmüller, Klima- und Energiesprecher von GLOBAL 2000, noch deutlichen Handlungsbedarf.

Auf Bundesebene ist in der Klima- und Energiestrategie #Mission2030 vorgesehen, dass alle neu errichteten Gebäude ab 2020 ohne den Einsatz von fossiler Energie für Raumwärme, Warmwasser und Kühlung auskommen sollen. Für Wien sieht der Entwurf zur Bauordnung zwar für den Neubau vor, auf Heizungen auf Basis von Öl und Kohle sowie dezentrale Gasheizungen zu verzichten, zentrale Gasheizungen sind aber nach wie vor erlaubt. Werden Gasheizungen eingebaut, soll zumindest 20 Prozent des Warmwassers aus Solarenergie gewonnen werden. Damit ist die Tür für den Einsatz fossiler Energie auch im Neubau nach wie vor offen. "Gerade im Neubau sollte es möglich sein, Gebäude zu errichten, die die Klimakrise nicht weiter verschärfen und die ohne fossile Energie auskommen. Weiters sollte die maximale Nutzung der Solarenergie bei allen neu errichteten Gebäuden eine Selbstverständlichkeit sein, egal welche Heizung eingebaut wird. Die derzeitigen Regelungen gehen daher an den Anforderungen eines ambitionierten Klimaschutzes und auch an den technischen Möglichkeiten meilenweit vorbei", stellt Wahlmüller klar.

Kritisch sieht GLOBAL 2000 außerdem, dass kaum Maßnahmen enthalten sind, um im Gebäudebestand die CO2-Emissionen zu reduzieren. So ist zwar vorgesehen, dass bei größeren Sanierungen auch die oberste Geschoßdecke gedämmt werden muss, diese Regelung wird aber nur für Gebäude wirksam, die nicht mehr als zwei Wohnungen aufweisen. Damit ist der größte Teil des Wiener Gebäudebestands von der an sich sinnvollen Regelung ausgenommen. Dabei zeigt der [GLOBAL 2000-Wohnbaucheck 2018] (https://www.global2000.at/publikationen/wohnbaucheck-2018) gerade für Wien im Bereich der thermischen Sanierung deutlichen Handlungsbedarf. Die Sanierungsrate bei umfassenden Sanierungen ist auf nur noch 0,4 Prozent gefallen, drei Prozent sind zur Erreichung der Klimaziele aber notwendig. "Die Dämmung der obersten Geschoßdecke kostet wenig und bringt unglaublich viel. Allein damit kann eine Energieeinsparung von 20 Prozent erreicht werden, bei einer Amortisationszeit von wenigen Jahren. Es ist völlig unverständlich, warum diese sinnvolle Regelung nur für einen kleinen Teil des Wiener Gebäudebestands gelten soll", fordert Wahlmüller weitere Verbesserungen ein.

Weiters fehlt ein Gebot für den Einsatz erneuerbarer Energie, um beim Heizkesseltausch klimaschädliche Emissionen zu reduzieren. GLOBAL 2000 spricht sich dafür aus, in einem ersten Schritt den Tausch von Öl auf Öl nicht weiter zu ermöglichen, sondern stattdessen auf alternative Heizsysteme zu setzen. Sinnvoll sieht GLOBAL 2000 die neu geschaffene Möglichkeit, Energieraumpläne zu gestalten. Diese sind derzeit aber lediglich auf Gebiete beschränkt, die eine Fernwärmeanbindung und zumindest ein weiteres hocheffizientes Heizsystem aufweisen. "Die Schaffung von Energieraumplänen halten wir für ein sehr sinnvolles Stadtentwicklungsinstrument. Der Anwendungsbereich sollte aber auf das gesamte Stadtgebiet ausgeweitet werden, um eine klimaschonende und wirtschaftlich sinnvolle Energiepolitik in ganz Wien zu ermöglichen. Die nächsten Wochen müssen jetzt genützt werden, um für den Klimaschutz und im Sinne von Energieeinsparungen für die KonsumentInnen noch deutliche Verbesserungen auf den Weg zu bringen", fordert Wahlmüller abschließend.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /