© annca- pixabay.com
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Unser Sand auf Abwegen

Eine Zukunft ohne Strände?

Für die meisten von uns ist die Vorstellung von Stränden ohne Sand ungreifbar. Sand kann doch nicht einfach verschwinden. Doch, kann er. Und wird er, wenn die Welt weithin so viel Sand verbraucht.

Die Hauptursache für die wachsende Sandnachfrage ist der Bauboom. Mit der Erfindung von Stahlbeton vor 150 Jahren ist die Bauindustrie kontinuierlich gewachsen. Und damit auch die Sandnachfrage. Beton besteht nämlich zu 2/3 aus Sand. Die beiden anderen Inhaltsstoffe sind Wasser und Zement. Neben Beton und dementsprechend jeglichen Gebäuden und Straßen versteckt sich Sand in kleineren Mengen aber auch in anderen Alltagsprodukten wie Glas, Hightech, Plastik oder Kosmetikprodukten. Laut einer Studie der UNEP werden pro Jahr 40 Milliarden Tonnen Sand weltweit abgebaut.

Sand ist ein billiges Baumaterial. Nicht nur der günstige Preis macht die Ressource so beliebt. Bislang waren die Vorkommen auch leicht zugänglich. Für den Bausektor eignet sich allein Meeressand oder Sand aus Flüssen. Wüstensand ist ungeeignet, weil er zu glatt ist, um am Zement zu haften. Die Sandindustrie konzentriert sich beim Abbau deswegen nun auf den Meeresboden. Hier können riesige Schwimmbagger über 600.000 Tonnen Sand am Tag fördern.

Ein überwiegender Teil des abgebauten Sandes geht nach Asien. Hier wird aus verschiedenen Gründen gebaut. Das bevölkerungsreichste Land China mit einer hohen Land-Stadt-Wanderung verbraucht 60% der weltweiten Sandproduktion. Der Inselstaat Singapur sah sich mit Landmangel konfrontiert und hat sein Territorium ausgebreutet: 1/5 des Landes wurde bereits hinzugefügt. Bis 2030 möchte es um weitere 100 km2 wachsen, um Wohnraum für seine wachsende Bevölkerung zu schaffen. Auch in Dubai wurde Sand zum Bau von künstlichen Inseln – The World und Palm Islands – benutzt. Dafür und für den Bau des damals höchsten Gebäudes der Welt, dem Burj Khalifa, musste der Wüstenstaat Millionen an Tonnen Sand aus dem Ausland importieren.

Auch wenn die Vorstellung schwer ist, aber der Sand verschwindet tatsächlich. Wenn er einmal verbaut oder verarbeitet ist, ist er erst mal weg. Sand entsteht zwar durchgehend durch natürliche Erosion, das dauert aber bis zu tausende Jahre. Eine Zeitspanne, die den Bedürfnissen an erneuerbare Energien nicht wirklich entspricht. Beim Abbau auf den Meeresböden entstehen dort Löcher, der Sand rutscht nach und Strände verschwinden. Das ist bereits sichtbar: Weltweit sind 75 bis 90% der Strände auf dem Rückzug.

Es wird bereits nach Alternativen für Sand zur Herstellung von Beton geforscht. So auch an der TU Wien. Die Experten forschen, wie belastbar alternative Rohstoffen wie Lehm oder erneuerbare Baumaterialien wie Holz oder Stroh sind. Dafür bauten sie bereits ein Öko-Haus aus einer reinen Holzkonstruktion mit einer Dämmung aus Stroh und einer Verkleidung aus Lehm.


Artikel Online geschaltet von: / hackenberg /