© HutchRock -pixabay.com / Extrawurstsemmel
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Greenpeace-Extrawurst-Check: Viele Zusatzstoffe, intransparente Herkunft

Derzeit nur Bio-Siegel empfehlenswert - Herkunftskennzeichnung gefordert

Wien – Mehr als 110 Millionen Extrawurst-Semmeln wandern pro Jahr in Österreich über die Theke. Nun hat Greenpeace im Rahmen eines Extrawurst-Checks die beliebte Jause der ÖsterreicherInnen genauer unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Konventionelle Extrawurst-Produkte sind mit einer Reihe von Zusatzstoffen versetzt, darunter Phosphate, die mit gesundheitlichen Risiken in Verbindung gebracht werden. Weiters stammt das Fleisch in 26 Prozent der verkauften Extrawurst nicht aus Österreich, was aber am Produkt selbst nicht kenntlich gemacht wird. Beim Kauf offener Extrawurst stoßen KonsumentInnen auf besonders viel Intransparenz: Die Information an Wursttheken ist oft dürftig bis fehlerhaft. Dies zeigte ein verdeckter Theken-Test von Greenpeace. Die Umweltschutzorganisation fordert nun eine klare Kennzeichnung der Herkunft auf allen Produkten und empfiehlt KonsumentInnen, aus gesundheitlichen Gründen seltener zu Fleisch und Wurst zu greifen. Wenn, dann sei - auch aus Umweltsicht - Bio-Wurst die beste Wahl.

„Extrawurst erfreut sich großer Beliebtheit, besonders bei Kindern. Im Schnitt isst jeder Mensch in Österreich über ein Kilo Extrawurst pro Jahr. Angesichts dessen, dass daneben noch viele weitere Fleisch- und Wurstprodukte konsumiert werden, ist das schlicht zu viel“, sagt Greenpeace-Sprecher Sebastian Theissing-Matei. Die ÖsterreicherInnen essen im Schnitt 1 ¼ Kilo Fleisch oder Wurst pro Woche. Laut der Österreichischen Gesellschaft für Ernährung sollte es, um gesund zu bleiben, maximal ein Drittel davon sein.

Gerade bei Extrawurst aus der industriellen Massentierhaltung ist die Beigabe von Zusatzstoffen wie Farbstoffen, Glutamat und Phosphaten die Regel. Greenpeace hat daher zehn Extrawurst-Produkte auf ihren Phosphatgehalt getestet, darunter acht konventionelle Produkte und zwei biologische. In allen konventionellen Proben bis auf jene von Hubers wurden Phosphat-Konzentrationen zwischen 64 und 760 Milligramm pro Kilogramm gefunden. Die höchsten Konzentrationen wurden in den Produkten der Hersteller Hütthaler (760 mg/kg), Greisinger (360 mg/kg) und Landhof (280 mg/kg) nachgewiesen. Bei Bio-Extrawürsten dürfen generell keine Phosphate eingesetzt werden. „Erhöhte Phosphatkonzentrationen im Blutserum werden mit gesundheitlichen Risiken, insbesondere Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht. Zurzeit prüft die Europäische Agentur für Lebensmittelsicherheit die bestehenden Grenzwerte für Phosphate“, warnt Theissing-Matei.

Im Rahmen einer Hersteller-Abfrage ermittelte Greenpeace außerdem die Herkunft von insgesamt 66 Extrawurst-Produkten. Diese ist für KonsumentInnen oft nicht ersichtlich. Das Ergebnis: 26 Prozent der Extrawurst wird mit Fleisch aus anderen Ländern, darunter Deutschland, Slowenien, Ungarn und Polen, hergestellt. Besonders hoch ist der Anteil von Fleisch aus dem Ausland bei Puten-Extrawurst, hier sind es knapp 40 Prozent. Nur ein Viertel der Extrawurst-Produkte wurde garantiert gentechnikfrei – also ohne gentechnisch veränderte Futtermittel - hergestellt, erkennbar an dem grünen „ohne Gentechnik hergestellt“-Zeichen oder an Bio-Siegeln. Bei konventionellen Produkten erhalten KonsumentInnen praktisch keine Auskünfte über Tierhaltungsbedingungen, mögliches Tierleid oder über den Antibiotika-Einsatz im Stall.

Besonders dramatisch ist die Situation an den Wursttheken. Dort ist die Informationslage oft dürftig bis fehlerhaft, wie ein verdeckter Greenpeace-Test zeigte. In etwa der Hälfte der Fälle konnten an der Theke keine Informationen zum Produkt erfragt werden, oder es gab sogar dezidierte Fehlinformationen. Bio-Extrawurst war an 90 Prozent der Theken nicht erhältlich.

Ob offen an der Theke oder verpackt: Greenpeace verlangt nach einer eindeutigen Herkunftskennzeichnung. „Die Österreicherinnen und Österreicher möchten wissen, wo das Essen auf ihren Tellern herkommt. Es ist nicht akzeptabel, dass ihnen diese Information bei verarbeiteten Fleischprodukten wie Extrawurst weiterhin vorenthalten wird“, so Theissing-Matei. Nur österreichische Bio-Siegel oder einzelne Initiativen im konventionellen Bereich wie „Fairhof“ können derzeit eine hochwertige Herkunft mit guten Haltungsbedingungen garantieren. Im Verkauf macht biologische Wurst mengenmäßig aber momentan nur zwei bis drei Prozent aus. „Im Sinne der Gesundheit und der Umwelt raten wir Konsumentinnen und Konsumenten, allgemein weniger oft zu Fleisch- und Wurstprodukten zu greifen“, sagt Theissing-Matei. „Wer aber Lust auf eine Extrawurst-Semmel bekommt, sollte sich im Idealfall für österreichische Bio-Extra entscheiden.“



Die Ergebnisse im Detail finden Sie hier


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /