© Poppe Prehal/ METRO ZERO1
© Poppe Prehal/ METRO ZERO1

Holzbaupreis für Österreichs größtes Plusenergie-Gebäude

Projekt METRO ZERO1 erhält NÖ Holzbaupreis

Steyr/ Am 15. 3. wurde in Korneuburg der zukunftsweisende Plusenergie-Großmarkt ZERO1 von METRO Cash & Carry mit dem NÖ Holzbaupreis ausgezeichnet. Geplant und umgesetzt von POPPE*PREHAL ARCHITEKTEN (P*P) aus Steyr – Vorreiter in Sachen nachhaltiger Architektur seit 18 Jahren.

Bereits zum 16. Mal wurde am 15. März 2018 der NÖ Holzbaupreis im Rahmen einer festlichen Gala in Korneuburg verliehen. Unter 65 Einreichern wurden die Preisträger ermittelt. Das P*P-Projekt METRO ZERO1 – Österreichs größtes Plusenergie-Gebäude – ging als Sieger in der Kategorie Nutzbau hervor. ZERO1 steht für Null-Energie, Null-Emission und Nachhaltigkeit bis ins Detail. Revolutionär ist neben Konstruktion und Technik auch die Gestaltung der Verkaufsflächen.

In der Begründung der Jurybewertung für den Kategoriepreis Nutzbau liest man: „Das Gebäude ist beispielgebend für neuen Industriehochbau und zeigt, dass durch die Verwendung von Holz bei Konstruktion und Verkleidung wirtschaftliche und ökologische Kriterien gut erfüllt werden können. Die Innenraumqualität wird dabei praktisch mitgeliefert.“

Über die Auszeichnung des zukunftweisenden Projektes freut sich mit seinem gesamtem Team der Architekt Andreas Prehal, für den dieser Weg absolut keine Eintagsfliege bedeutet, denn, so Prehal „Seit 18 Jahren setzen wir uns für nachhaltiges, energie- und kosteneffizientes Bauen ein – in Verbindung mit Nutzerfreundlichkeit UND ästhetischer Architektur. Anfangs wurden wir belächelt, nun trägt diese Erfahrung Früchte!“

Übrigens: Bereits im Jänner dieses Jahres durften sich die Steyrer Architekten bereits über den NÖ Wohnbaupreis für ihr Projekt „Betreutes Wohnen Traismauer“ freuen.

METROs ZERO1 - ein Meilenstein aus Holz

Einkaufen im Wald

ZERO1 - der Im Oktober 2017 eröffnete METRO Cash & Carry „Nullenergie“-Großmarkt in Holzbauweise am Standort St. Pölten mit Null-Energie und Null-Emission – hat sich komplett dem Nachhaltigkeitsgedanken verschrieben. Revolutionär ist im Vergleich zu den bisherigen METRO-Märkten neben Konstruktion und Technik auch die Gestaltung der Verkaufsflächen. POPPE*PREHAL ARCHITEKTEN deren Engagement bereits 2014 mit dem Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit ausgezeichnet wurde, überzeugten mit einem Gebäude in Holzbauweise, das auf recycelte und recycelbare Materialien setzt. ZERO1 strebt die BREEAM Zertifizierung Outstanding an und wäre österreichweit das erste mit diesem internationalen Standard. Das BREEAM Outstanding Vorzertifikat wurde ZERO1 bereits verliehen.

Meilenstein statt Mascherl

Es gibt sie wie Sand am Meer. Gebäude, die sich stolz „nachhaltig“ betiteln aber bei genauerer Betrachtung neben einem bisschen Holz und ein paar anderen Spielereinen dieser Bezeichnung nicht wirklich Rechnung tragen. Ganz anders bei METROS ZERO 1. „Unser Kunde wollte sich nicht nur ein Mascherl umhängen. Dieser Großmarkt bedeutet einen kompletten Schwenk für die Zukunft bei METRO. Nachhaltigkeit bis ins Detail - nicht nur in Bezug auf das Bauwerk sondern auch im Einkaufserlebnis für die Kunden“ zeigt sich der verantwortliche Architekt Andreas Prehal begeistert. Zurecht, wurde mit ZERO 1 auch die BREEAM-Vor-Zertifizierung „Outstanding“ erreicht, BREEAM-Outstanding hat bis dato weltweit nur 1 % der Gebäude (davor kein einziges in Österreich!) erreicht.
Voraussetzung Neubau statt aufwändiger Umbau: da der bestehende Großmarkt im Norden der Stadt die neuen Betreiber- und Kundenbedürfnisse nicht mehr ausreichend erfüllen konnte, entschied man sich für einen kompletten Neubau an anderer Stelle. Der neue Markt bot somit die Möglichkeit, das gesamte Konzept neu zu überdenken und wesentliche Weichen für den Um- und Neubau weiterer Filialen zu stellen.

Sowohl den Wald als auch die Bäume sehen

In allen Bereichen ist das umfassende Nachhaltigkeitskonzept des ZERO 1 – auch für die Kunden - spürbar. Sämtliche Baumaterialien wurden nach höchsten ökologischen Standards ausgewählt, das Gebäude in Holzbauweise errichtet. Blau-Gelb haben wir die klassischen METRO-Märkte im Kopf, bei ZERO 1 ist bereits von weitem die eindrucksvolle Fassade aus thermobehandelter Fichte (mit Vorvergrauungsanstrich für einen fließenden Übergang zur natürlichen Grauung) zu sehen, die dem gesamten Großmarkt einen feinen Touch gibt.
Eindrucksvoll das Vordach – eine Stahlkonstruktion mit Pneus – sprich aufblasbaren Folienkissen: Der gemeinsame Ein- und Ausgangsbereich ist – von außen weithin erkennbar – in einem voll verglasten Bauteil untergebracht und von dem riesigen Vordach überspannt, das bis weit über die Kundenparkplätze reicht. Darunter befinden sich Strahler, die das Gebäude abends beleuchten – allerdings nur bis 22 Uhr, was sowohl die Energiekosten als auch die nächtliche Lichtverschmutzung reduziert.

Licht, Luft, Wärme und Frische mit bestem Gewissen

Neben dem Holz spielen u.a., Beleuchtung, Lüftung und vor allem die einfache Orientierung tragende Rollen. „Denken Sie an den klassischen Hochregal-Dschungel, den Sie bis dato durchforsten mussten. In St. Pölten ging METRO komplett neue Wege, der Kunde hat die Übersicht und kann gezielt schlendern, viel Holz schafft eine besondere Wohlfühl-Atmosphäre“, erläutert Prehal das neue Raumkonzept. Ein- und Ausgang werden kombiniert und mit einem großzügigen Empfangsbereich ausgestattet. Gleich nach dem Eintritt in den Markt erwartet die Kunden ein 360-Grad-Blick über die gesamte Fläche, sodass der Kunde auf einen Blick sieht wo er hin muss. Hochregale gibt es nur mehr linkerhand, rechts bieten 1,5m hohe Regale einen guten Überblick. Die einzelnen Zonen sind zur einfacheren Orientierung außerdem übersichtlich beschriftet. Lichtfarbe und Raumtemperatur differieren je nach Sortiment.
Beträgt die Raumhöhe in der Mitte 8 m, flankieren rundum niedere Marktnischen mit Oberlichten und Blick in die Natur. Diese Fensterflächen, die rund um den gesamten Markt führen, sorgen für deutlich mehr Tageslicht und ermöglichen damit eine Reduktion der künstlichen Beleuchtung. Über eine zentrale Steuerung können sämtliche Fenster geöffnet werden, sodass mittels Querlüftung selbst in Tropennächten das Gebäude ausreichend gekühlt wird. So kann – auch um dem Null-Energie-Anspruch zu genügen – vollständig auf eine Lüftungsanlage verzichtet werden.
Bei den Frischeabteilungen des ZERO 1 herrscht Marktcharakter. Sie werden kombiniert, der Kunde kann direkt von Obst und Gemüse-Nischen weiter zu den Fisch- und Fleischabteilungen schlendern. Statt großflächiger Kühlungen, die bisweilen beim Kunden auch Frösteln hervorriefen, werden gekühlte Bereiche auf das Notwendigste beschränkt.
Zur Heizung sowie Aufbereitung des Warmwassers wird die Abwärme der Kältemaschinen benutzt – sehr positiv für die Zero-Emission-Bewertung des Gebäudes.

Im Zentrum: Bistro und Lounge

Um kulinarisch zu verweilen, neue Gastro-Produkte zu verkosten oder das Gespräch mit Mit-arbeitern zu suchen bietet der Bistro-Würfel – zentral im Markt gelegen – Gelegenheit und ein entspanntes Ambiente. Direkt darüber, im „Aussichtstürmchen“ kann eine kleine, feine Lounge für informelle Meetings oder geschlossene Veranstaltungen genutzt werden.

Heimeliges Holz

Neben Übersichtlichkeit, angenehmer Raumtemperatur und viel Tageslicht ist auch der hohe Anteil an Holz ein wesentlicher Wohlfühlfaktor. Denn der CO2-Speicher Holz kommuniziert nicht nur rein visuell Naturnähe und Wohnzimmer-Feeling, sondern fungiert auch als wohltuender Schallschlucker. 600 Kubikmeter Holzplatten und 2.250 Kubikmeter wieder verwertbares Massivholz als tragendes Element für Fassade und Dach wurden verbaut. Die Deckenuntersichten des Marktes sind durch Brettschichtholzträger aus Fichte geprägt. Auch die Innenwände sind teilweise als Holzriegelkonstruktion ausgeführt. Die OSB-Platten im Wandbereich bestehen aus Kiefernholz. Die konstruktiv wirksamen Holzstützen sind in Form von Kreuzstützen ausgebildet. Das spart Material und ermöglicht Seitenmaße von lediglich 90 x 90 cm. Das Stützraster misst ca. 20 x 20 m. So lassen sich unterschiedlich große Raumabschnitte bilden, die auch eine mögliche spätere Umnutzung erlauben. Außerdem wäre es möglich, das gesamte Gebäude wieder in seine Einzelteile zu zerlegen und diese neu zu verwenden oder getrennt zu entsorgen. Weil das – übrigens durchwegs heimische – Holz unbehandelt ist, ist auch eine thermische Verwertung unbedenklich.

Nachhaltig auch das Drumherum

Als Boden wurde Beton mit Quarzsandeinstreuung, naturerdig pigmentiert, gewählt. Die Bodenplatte ist beheizt und bringt die Wärme somit genau dorthin, wo sie gebraucht wird.
Die Dämmung darunter besteht aus leichtem Schaumglasschotter, einem zu 100% aus Altglas gewonnenen Recyclingmaterial. Auch die Gebäudehülle – inklusiver aller Andockstationen und Tore bei den Laderampen – ist optimal gedämmt und erfüllt somit alle Anforderungen eines Niedrigstenergie-Gebäudes. Eine Photovoltaikanlage am Dach (1.008 kWp) erzeugt die restliche benötigte Energie – übers das Jahr sogar mehr als für den Markt selbst gebraucht wird, wodurch ZERO 1 auch als Plus Energie Haus fungiert.

Um nicht zu vergessen: auch die Außenflächen und das gesamte Verkehrskonzept rund um den neuen Großmarkt ZERO 1 stehen unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit. Versiegelte Flächen – sprich Asphalt – am Parkplatz werden maximal reduziert, stattdessen kommen 30 cm dicke Versickerrungssteine zum Einsatz. Neben Parkplätzen gibt es Abstellmöglichkeiten für Fahrräder sowie e-Tankstellen. Die Erreichbarkeit per Auto ist am neuen Standort ideal - das Gelände befindet sich direkt an der Bundesstraße 1a, nahe der Autobahn.

Kluge Hülle statt mehr Kosten

Insgesamt umfasst der neue METRO in St. Pölten etwa 8.500 Quadratmeter Verkaufsfläche, die Baukosten betrugen mit rund 12 Millionen Euro in etwa gleich viel wie für die Errichtung eines „konventionellen“ Großmarktes. „Das Geheimnis hinter der Kostengleichheit ist ganz einfach eine Kostenverschiebung von aufwändiger Haustechnik – die wir hier weit möglichst vermieden haben – hin zu einer cleveren Gebäudehülle. Das bedeutet auch für die Zukunft geringere Betrieb- und Wartungskosten“ erklärt Prehal einleuchtend. Manche der für St. Pölten geplanten Veränderungen in der Fläche sollen auch in existierende Märkte übernommen werden.

ZERO1 wird als Meilenstein neue Maßstäbe setzen – nicht nur innerhalb des METRO-Konzerns, sondern auch international. Wünschenswert, dass dieses Beispiel Schule macht und weitere Bauherrn zum Schritt Richtung echter Nachhaltigkeit motiviert. Ganz ohne Mascherl.

Projektdaten METRO Zero 1 St. Pölten:

Objektadresse: Stattersdorfer Hauptstraße 1, 3100 St. Pölten, Österreich
Baubeginn: Oktober 2016
Eröffnung: Oktober 2017
Baukosten: ¤ 12 Mio.
Gesamtnutzfläche: 12.873 m²
Verkaufsfläche: 8.787 m²
Photovoltaik: 1.000.000 kWh/a
Bauweise: Holzbauweise
Bauherr: Sinco Großhandelsgesellschaft m.b.H.
Architekt: Mag. Andreas Prehal, POPPE*PREHAL ARCHITEKTEN ZT GmbH
Direktionsstr. 15, 4400 Steyr, Österrreich


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /