© sxc.hu
© sxc.hu

Akuter Handlungsbedarf: Klimaschutzziele laut UNEP-Jahresbericht kaum erreichbar

Aktueller Bericht der World Meteorological Organisation zeigt besorgniserregenden CO2-Anstieg - Akuter Handlungsbedarf für künftige Regierung und für die EU

Der gestern vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) präsentierte "Emissions Gap Report" zeigt auf, dass die Pariser Klimaschutzziele derzeit kaum zu erreichen sind. Um wie vereinbart die Erderwärmung auf maximal zwei Grad Celsius zu begrenzen, müssten bis zum Jahr 2030 um ein Drittel weniger klimaschädliche Treibhausgase ausgestoßen werden, als in den vorliegenden Klimaschutzplänen der einzelnen Staaten angedacht.

Der Bericht der World Meteorological Organisation (WMO) ist gleichzeitig Weckruf und Handlungsauftrag für die künftige Regierung. Die CO2-Konzentration ist auch 2016 stark gestiegen und liegt nun 145 Prozent über dem vorindustriellen Niveau. Das letzte Mal als ein ähnlich hohes Niveau erreicht wurde, war vor 3,5 Mio. Jahren, als die Temperatur auf der Erde um zwei bis drei Grad wärmer als heute und der Meeresspiegel um zehn bis 20 Meter höher war. Die WMO warnt vor ‘schweren ökologischen und ökonomischen Folgen’.

GLOBAL 2000 fordert daher mehr Anstrengungen für Klimaschutz weltweit und auch in Österreich, denn in Österreich ist der Trend zur Erwärmung mit einem Anstieg von zwei Grad gegenüber vorindustriellem Niveau sogar besonders stark ausgeprägt: ‘Wetterextreme nehmen an Stärke zu und die Klimakrise ist für viele Menschen auf der Welt bereits bittere Realität. Die österreichische Bevölkerung ist selbst teils massiv betroffen. Die kommende österreichische Regierung muss Antworten auf diese Frage liefern und die Energiewende in Österreich in beschleunigtem Tempo umsetzen. Es braucht dazu als erstes Aktionspläne mit Schwerpunkten im Gebäude- sowie im Mobilitätsbereich, um unsere Klimabilanz rasch zu entlasten’, sagt Johannes Wahlmüller, Klima- und Energiesprecher bei GLOBAL 2000.

In Österreich sind die Treibhaugasemissionen auf einem anhaltend hohen Niveau. Im Klimaschutzbericht 2017 des Umweltbundesamts wurde festgestellt, dass die Emissionen klimaschädlicher Gase zuletzt sogar um 3,2 Prozent gestiegen sind und damit über dem international üblichen Basisjahr 1990 liegen. Die UN hatte bereits Jahre zuvor Industrienationen aufgefordert, ihre Treibhausgasemissionen gegenüber 1990 bis zum Jahr 2020 um 20 bis 25 Prozent zu reduzieren. In Österreich ist aber selbst die Erreichung der weniger ambitionierten EU-Ziele bis 2020 in Gefahr, die in den Bereichen Verkehr, Gebäude, Landwirtschaft, Abfallwirtschaft, die außerhalb des Emissionshandels (Industrie, E-Wirtschaft) zu regeln sind, eine Reduktion der Treibhausgasemissionen um 16 Prozent gegenüber 2005 vorsehen. ‘Ein Bekenntnis zum Klimaschutzabkommen von Paris reicht nicht aus. Wir brauchen entschlossene Taten. Das kommende Regierungsprogramm wird der erste Lackmustest, ob die nächste Regierung gewillt ist, die österreichische Bevölkerung vor drohenden Klimafolgen zu schützen’, betont Wahlmüller.

Greenpeace fordert Nachschärfen bei EU-Zielen

"Die EU-Ziele müssen deutlich ambitionierter ausfallen als bislang vorgesehen. Hier ist die Union als Ganzes aber auch jeder Mitgliedsstaat in der Pflicht, auch Österreich", sagt Adam Pawloff, Klima- und Energiesprecher von Greenpeace in Österreich. "Die noch amtierende Regierung hat es bislang nicht einmal geschafft eine nationale Strategie zur Erfüllung der derzeitigen EU-Ziele auszuarbeiten. In Wahrheit muss Österreich jedoch eine Strategie samt Zielen vorlegen, die deutlich strenger sind als die von der EU vorgegeben." Denn werden die derzeit vorliegenden Klimaschutzpläne aller Staaten bis zum Jahr 2030 vollständig umgesetzt, so werden 11 Gigatonnen CO2 mehr in die Luft geblasen, als maximal erlaubt um das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen. Diese Menge entspricht in etwa dem 14-fachen der jährlichen Emissionen in Österreich.

"Wir stehen vor einer beispielslosen Herausforderung, aber auch einer großen Chance", so Pawloff. "Die künftige österreichische Bundesregierung muss zunächst ihre Hausaufgaben erledigen, um sich dann im Rahmen der kommenden EU-Präsidentschaft Österreichs dafür stark zu machen, das EU-Klimaschutzziel deutlich zu erhöhen", so Pawloff.

Den "Emissions Gap Report 2017" finden Sie hier



Verwandte Artikel:


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /