© MA 22/Wolfgang Trimmel  - Mehlschwalben
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Vogelzug ohne Rückkehr: Einer von drei Singvögeln stirbt

BirdLife Österreich erinnert im Rahmen der internationalen „European Birdwatch“-Tage an Gefahren des Vogelzuges

Wien – Es wird kühler und damit hat der Abzug unserer Vögel in die südlichen Winterquartiere seinen Höhepunkt erreicht. Ein spektakuläres Naturschauspiel, wenn etwa 500 Millionen Vögel über Österreich ziehen Leider ist dies gleichzeitig ein nackter Kampf ums Überleben. Rund ein Drittel der nach Süden ziehenden Vögel kommt im nächsten Frühjahr nicht wieder. Die Aktion ‘European Birdwatch’ macht am 30. September und 1. Oktober 2017 auf das Thema Vogelzug und seine grenzüberschreitenden Gefahren aufmerksam.

Etwa die Hälfte der in Österreich vorkommenden Vogelarten sind Zugvögel. Diese verlassen im Herbst ihre Brutgebiete hier und ziehen in wärmere Überwinterungsgebiete. Sobald die Tage kürzer werden, setzt die so genannte ‘Zugunruhe’ ein und die lange Reise kann beginnen. Langstreckenzieher wie Weißstörche, Rauch- und Mehlschwalben haben Österreich bereits Richtung Süden verlassen. Jetzt beginnt auch der Zug der Kurz- und Mittelstreckenzieher. ‘Wer die kleinen Schwärme der Singvögel beobachten möchte, sollte sich an strategisch günstigen Punkten einfinden und neben dem Beobachten auch gut lauschen’, rät Gábor Wichmann, Geschäftsführer von BirdLife Österreich. ‘Einer dieser Oktoberdurchzügler ist der sonst unauffällige Wiesenpieper. Auffällig ist allerdings sein typischen Flugruf (‘ist-ist’), der untertags beim Überfliegen zu hören ist.’ Auf den Abzug bereiten sich derzeit auch die hierzulande brütenden Rotkehlchen, Heckenbraunellen und Zilpzalpe vor. Rund ein Drittel von ihnen wird allerdings im kommenden Frühjahr nicht wiederkehren.

Reise voller Gefahren

‘Vögel leben und überleben dort, wo sie genügend Nahrung finden und wo ihr Lebensraum in Ordnung ist’, so Wichmann. Der Mangel an sicheren und nahrungsreichen Rastplätzen macht den Vögeln während des Zuges besonders zu schaffen. Doch auch die illegale Jagd setzt den Singvögeln zu, wie eine Studie von BirdLife International (2015) zeigt. Im Mittelmeerraum – vor allem Zypern, Malta, Syrien und Ägypten – werden jedes Jahr mehr als 25 Millionen Vögel illegal getötet. Sie verenden an ausgelegten Leimruten, in Netzen oder werden erschossen. ‘Die illegale Verfolgung ist das Tüpfelchen auf dem ‘i’ der Gefahren, wenn Arten wie Buchfink, Mönchsgrasmücke oder Wachtel als ‘Delikatesse’ auf den Tellern landen oder bereits bedrohte Vogelarten wie Wachtelkönig oder Turteltaube illegal auf Märkten verkauft werden!’

Vogelschutz kennt keine Grenzen

Mit der europaweiten Vogelbeobachtungs-Aktion ‘European Birdwatch’ möchte die Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich ein Bewusstsein dafür schaffen, dass Vogel- und Naturschutz nur grenzüberschreitend funktionieren können. ‘Wir müssen uns der Verantwortung bewusst sein, dass Migration nicht lokal stattfindet, sondern ein Grenzen überschreitendes Phänomen ist. Wenn wir wollen, dass unsere Zugvögel auch im kommenden Jahr in ausreichender Zahl wieder zurückkommen, müssen wir uns gemeinsam um ihren Schutz kümmern.’ Daher veranstaltet BirdLife International mit 29 Partnerorganisationen bereits zum 24. Mal die Aktion ‘European Birdwatch’. Das Wochenende vom 30. September und 1.Oktober 2017 steht ganz im Zeichen des Vogelbeobachtens. BirdLife Österreich bietet dazu in mehreren Bundesländern Veranstaltungen an, wobei die durchziehenden Vögel bestimmt und gezählt werden.

Geführte Exkursionen von BirdLife Österreich
30. September: Exkursion im Seichtwasserbiotop Föderlach (Kärnten)
30. September & 1. Oktober: Herbstzug und Beringung in Hohenau (NÖ)
30. September & 1. Oktober: Vogelzugbeobachtung auf der Hochebene in Schenkenfelden im Mühlviertel (OÖ)
30. September: Vogelberingung im Lungau in Tamsweg/Murinsel (Salzburg)
30. September: Herbstzug am Hochwechsel (Steiermark)
1. Oktober: Vogelzug zwischen Schleienloch und Rheinmündung (Vorarlberg)
1. Oktober: Herbstzug über die Alten Schanzen in Stammersdorf (Wien)

Weitere Informationen:
Tel.: 01/5234651

www.birdlife.at/page/european-birdwatch


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /