© oekonews W.J.Pucher / Franz Alt
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Das Sonnenhaus im Mittelpunkt

Rund 150 Fachleute bei Sonnenhaus-Tagung in Wien

© oekonews W.J.Pucher / Claudia Dankl  bei der Sonnenhaustagung
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© oekonews W.J.Pucher / Arch. Martin Rührnschopf
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© oekonews W.J.Pucher / DI Dr. Daniela Trauninger
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© oekonews W.J.Pucher / Zahlreiche Teilnehmerinnen bei der Sonnenhaustagung
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© oekonews W.J.Pucher / DI Arch. Georg Dasch
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© oekonews W.J.Pucher / Mag. Gernot Wörther
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© oekonews W.J.Pucher / DI Walter Becke
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© oekonews W.J.Pucher / 5 Jahre Initiative Sonnenhaus in Österreich ist ein Grund zum Feiern
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© oekonews W.J.Pucher / 5 Jahre Initiative Sonnenhaus in Österreich
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Linz Das Sonnenhaus-Konzept hat sich bereits bewährt und hat hohes Potenzial für die Wärmewende im Gebäudesektor, so ein Fazit der 1. Sonnenhaus-Tagung am 9. Juni in Wien. Die Veranstaltung, zu der die Initiative Sonnenhaus Österreich gemeinsam mit Austria Solar eingeladen hatten, war komplett ausgebucht. Rund 150 Fachleute von Ministerien und Forschungsinstituten, aus Unternehmen und dem Handwerk informierten sich in der Skylounge der Wirtschaftskammer Österreich über das solare Bau- und Heizkonzept. Gleichzeitig stand Networking im Mittelpunkt.

Die Tagung war gleichzeitig ein Grund zum Feiern für das 5-jährige Bestehen der Initiative Sonnenhaus Österreich. Der Verein hat derzeit rund 100 Mitglieder, mehr als 300 Sonnenhaus-Projekte wurden in Österreich schon umgesetzt.

Auf der Sonnenhaus-Tagung erläuterten Architekten, Bauunternehmer und Komponentenhersteller, wie mit Hilfe von großen Solarheizungen, Wärmespeichern und Bauteilaktivierung eine solare Deckung über 50 Prozent für die Raumheizung und Warmwasserbereitung in Gebäuden erreicht werden kann. Ein Beispiel im Einfamilienhaus-Sektor ist ein Sonnenhaus in Oberdürnbach, das der Architekt Martin Rührnschopf geplant hat. Mit 27 Quadratmeter Solarkollektoren und Bauteilaktivierung kann hier ein solarer Deckungsgrad von 71 Prozent erreicht werden. Die Bewohner benötigen nur zwei Festmeter Holz im Jahr für die Nachheizung in den sonnenarmen Monaten.

Peter Zifferer, Geschäftsführer der Haller Bau GmbH, erläuterte die wirtschaftlichen Vorteile des Sonnenhaus-Konzeptes in Mehrfamilienhäusern. Das Bauunternehmen hat in Kronstorf ein Gebäude mit acht Wohneinheiten und 616 Quadratmetern Kollektorfläche gebaut. 2015 lag der solare Deckungsgrad bei 58,27 Prozent, 2016 bei 52,09 Prozent. Die Wärmekosten für die Raumheizung und Warmwasserbereitung liegen im Monat bei circa 0,28 Euro/Quadratmeter. ‘Das ist nicht zu toppen’, war sein Fazit.

Forschung bestätigt Funktionieren des Sonnenhaus-Konzeptes

Positive Rückmeldungen gab es auch aus der Forschung. So präsentierte Walter Becke, der bei dem Gleisdorfer Forschungsinstitut AEE INTEC für die Arbeitsschwerpunkte Solare Kombianlagen und Komponentenentwicklung zuständig ist, Ergebnisse aus der Begleitforschung des Förderprogramms ‘Demoprojekt Solarhaus’. 26 Sonnenhäuser werden von seinem Team aktuell messtechnisch begleitet. ‘Die ersten Ergebnisse haben spannende Erkenntnisse gebracht und sind grundsätzlich zufriedenstellend’, so Becke. Ein solarer Deckungsgrad von 70 Prozent sei durchaus erreichbar.


In Deutschland hat das Forschungsprogramm HeizSolar ähnliche Ergebnisse gebracht. ‘Sinnvolle und ausgereifte Konzepte sind vorhanden’, bestätigte Harald Drück, Leiter des Forschungs- und Testzentrums für Solaranlagen (TZS) an der Universität Stuttgart. In dem Programm mit einer Laufzeit von knapp fünf Jahren wurden sechs Einfamilienhäuser und drei Mehrfamilienhäuser mit solaren Deckungsgraden bis zu 100 Prozent vermessen.

Sonnenhäuser entlasten öffentliche Netze

Walter Becke von AEE INTEC wies noch auf einen anderen wichtigen Aspekt hin. Solarhäuser entlasten die öffentlichen Strom- und Wärmenetze, da Energie vor Ort erzeugt, gespeichert und genutzt wird. Und es ist eine ‘smarte Kopplung’ denkbar. Indem Energieversorger die Speicher für die Einlagerung von Energie nutzen, entsteht ein neues Flexibilisierungspotenzial.

Für die schon bald geltenden strengen Anforderungen der EU an den Energiebedarf von Gebäuden sind Sonnenhäuser gewappnet. ‘Sonnenhäuser sind heute schon de facto Niedrigstenergiehäuser’, sagte Daniela Trauninger, Leiterin des Zentrums für Bauklimatik und Gebäudetechnik an der Donau-Universität Krems, nachdem sie die Anforderungen der EU-Gebäuderichtlinie, der zufolge alle Neubauten ab 2021 Niedrigstenergiehaus-Standard haben müssen, sowie die nationale Umsetzung für Österreich vorgestellt hatte.

Beratungsgespräch verpflichtend für Förderung

Der Klima- und Energiefonds (KLIEN) fördert Ein- und Zweifamilienhäuser mit einem solaren Deckungsgrad von mindestens 70 Prozent mit dem Förderprogramm ‘Demoprojekt Solarhaus’. Für Einzelprojekte gibt es bis zu 12.000 Euro. Bauherren, deren Sonnenhäuser für die Begleitforschung ausgewählt werden, erhalten bis zu 17.000 Euro. Interessierte Bauherren sollten in ihrer Zeitplanung berücksichtigen, dass ein Beratungsgespräch mit dem Begleitforschungsteam Voraussetzung für die Einreichung des Antrags ist. 51 Sonnenhäuser wurden aus dem Programm bisher gefördert. Das diesjährige Programm endet am 22. September 2017 um 12.00 Uhr.
In der abschließenden Podiumsdiskussion waren die Teilnehmer sich einig, dass die Thematik ganzheitlich betrachtet werden sollte, das heißt, auch die Stromversorgung beziehungsweise die Kombination von Solarthermie und Photovoltaik sollte mit berücksichtigt werden. Außerdem sollte das Sonnenhaus-Konzept, das in Österreich derzeit noch vorrangig in Einfamilienhäusern Anwendung findet, auch verstärkt in Mehrfamilienhäuser, gewerblich genutzte und bestehende Gebäude integriert werden.

Gernot Tritthart, Vorsitzender des Marketing- und Forschungsbeirats der Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie (VÖZ), appellierte, in den Bemühungen um die Nutzung der Solarenergie und Sonnenhäuser nicht nachzulassen: ‘Es ist unsere Aufgabe, die Dinge weiterzuentwickeln, damit die Politik dann die Rahmenbedingungen setzen kann.’

Weitere Informationen:
Initiative Sonnenhaus Österreich


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /