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Die Antwort von Slow Food auf die EU-Konsultation zur Zukunft der Gemeinsamen Agrarpolitik

Gestern endet die öffentliche Konsultation zur Modernisierung und Vereinfachung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP), die die Europäische Kommission am vergangenen 2. Februar gestartet hatte.

Slow Food nimmt zur Kenntnis, dass gemäß Angaben der EU in der Europäischen Union jedes Jahr 88 Millionen Tonnen Lebensmittel verschwendet werden (20% der gesamten Lebensmittelproduktion), gleichzeitig musste im Zeitraum 2003-2013 jeder vierte Landwirtschaftsbetrieb schließen. Auch in punkto Umwelt sieht die Bilanz nicht besser aus: der Landwirtschaftssektor verursacht 10% der Treibhausgasemissionen in der EU.

Daher fordert Slow Food:

Den Übergang von einer Gemeinsamen Agrarpolitik zu einer Gemeinsamen Agrar- und Lebensmittelpolitik, damit das Lebensmittelsystem in Gänze berücksichtigt wird und folglich auch einige sehr wichtige Problematiken einbezogen werden, wie Vertriebssysteme und Lebensmittelverschwendung.

Die Anerkennung der Lebensmittelsouveränität, verstanden als ‘das Recht der Völker auf für alle zugängliche, gesunde und kulturell angepasste Nahrung, nachhaltig und unter Achtung der Umwelt hergestellt. Sie ist das Recht der Bevölkerung, selbst über ihre Ernährung und Landwirtschaft zu bestimmen .”[1]

Die konkrete Unterstützung kleiner, umweltfreundlich arbeitender Hersteller und lokaler Erzeugnisse, da diese grundlegend für ein nachhaltiges Lebensmittelsystem sind.Denn es sind genau diese kleinen, umweltfreundlich arbeitenden Erzeuger, die eine Reihe von umweltbezogenen und sozialen Diensten für die Gemeinschaft leisten. Die kleinen Landwirtschaftbetriebe ermöglichen außerdem den Einsatz von mehr Arbeitskräften, wodurch sie eine wertvollen Einkommensquelle und ein Stützpfeilder der lokalen Wirtschaften werden und damit zum Erhalt der ländlichen Gemeinschaften beitragen.

Die Förderung agroökologischer Methoden, die auf einem effizienten Ressourceneinsatz basieren; die sehr wenige bis keine chemischen Produkte verwenden und die bestehenden Synergie-Effekte zwischen den einzelnen Arten ausnutzen. Dieses Landwirtschaftsmodell beinhaltet folglich zahlreiche Vorteileim Hinblick auf den Umweltschutz, da es die biologische Vielfalt schützt, die Fruchtbarkeit des Bodens erhält und einen optimalen Ernteertrag sichert.Die diversifizierten agroökologischen Systeme garantieren den Bauern außerdem ein angemessenes und gesichertes Einkommen, so dass sie nicht mehr nur auf den Erfolg einer einzelnen Anbaukultur setzen (was das Einkommen höchst anfällig für Marktschwankungen oder eventuelle Naturkatastrophen macht).

Konkrete Unterstützung für die benachteiligten Gruppen, insbesondere die Bevölkerung der Randgebiete (vor allem in den Bergen) und die jungen Leute. Die Landflucht, bedingt durch das Fehlen von Infrastrukturen und Arbeitsplätzen, stellt in ganz Europa ein erhebliches Problem dar, da gerade in diesen Räumen noch eine breitgefächerte biologische Vielfalt zu finden ist und sie in hydrogeologischer Hinsicht besonders verletzlich sind.

Förderung der Prozesse zur Mitbestimmung, um demokratische Entscheidungsprozesse in der Landwirtschafts- und Lebensmittelpolitik zu garantieren. Produzenten, Konsumenten, Organisationen der Zivilgesellschaft und Forscher müssen einen politischen Gestaltungsspielraum bekommen, in dem sie die Prioritäten des Sektors festlegen und den Institutionen eine gemeinsame Strategie vorschlagen können. Diese Gestaltungsspielräume können auch als Ort des Wissensaustauschs zwischen den verschiedenen Akteuren des Lebensmittelsektors fungieren, und so den Zusammenhalt der diversen gesellschaftlichen Parteien fördern und die Machtkonzentration seitens großer multinationaler Firmen verhindern.



Slow Food hatte bereits letzten März gemeinsam mit über 150 Organisationen der Zivilgesellschaft in der gemeinsamen Erklärung Gute Lebensmittel, Gute Landwirtschaft – Jetzt! die ersten Anregungen für die Zukunft der GAP geliefert.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /