© Hans Braxmeier - pixabay.com / Effiziente Gebäudesanierung macht Sinn
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GLOBAL 2000-Wohnbaucheck 2017: Wie klimafit sind die Bundesländer beim Heizen und Sanieren?

Kein Bundesland ist Klimaschutz-Pionier, aber Wien, Vorarlberg, Steiermark und Niederösterreich sind in der "Verfolgergruppe". Einige haben noch größeren Nachholbedarf.

In einer aktuellen Studie bewertet die österreichische Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 die Wohnbaupolitik der Bundesländer und vergleicht diese mit Benchmarks einer ambitionierten Klimapolitik. Dabei wird klar, dass im Gebäudebereich bereits wichtige Fortschritte erzielt worden sind, es aber auch noch viel zu tun gibt, um die heimischen Klimaziele zu erreichen. In der Wertung konnte kein Bundesland genug Punkte sammeln, um als "Klimaschutzpionier" bezeichnet zu werden. Wien, Vorarlberg, die Steiermark und Niederösterreich befinden sich aber in der "Verfolgergruppe". Das Burgenland, Kärnten, Salzburg, Oberösterreich und Tirol finden sich wiederum in der "Nachzüglergruppe" wieder, wo die Energiewende im Raumwärmebereich langsamer vorangeht, als dies möglich und auch notwendig wäre. "Derzeit erfüllt kein Bundesland die Anforderungen an ambitioniertem Klimaschutz. In Wien, Vorarlberg, der Steiermark und Niederösterreich sind die Ansätze dafür aber am deutlichsten vorhanden. Diese Bundesländer könnten mit geeigneten Maßnahmen rasch aufschließen. Im Burgenland, Kärnten, Salzburg, Oberösterreich und Tirol bedarf es aber noch deutlich stärkerer Kurskorrekturen, um auf Klimakurs zu kommen," erklärt Johannes Wahlmüller, Klima- und Energiesprecher von GLOBAL 2000. "Eine gesetzliche Regelung, die sicherstellt, dass keine neuen Ölheizungen mehr eingebaut werden und mehr Mittel für thermische Sanierung sind jetzt die zwei vordringlichsten Maßnahmen, die in allen Bundesländern die Energiewende vorantreiben können", sagt Wahlmüller weiter. Erst letztes Jahr hat das Umweltministerium ein Rechtsgutachten erstellen lassen, das zeigte, dass ein gesetzliches Verbot beim Einbau von neuen Ölheizungen rechtlich in Österreich möglich ist. Im Detail untersuchte GLOBAL 2000 die Fortschritte beim Ausstieg aus fossiler Energie, wobei Öl und Gas gesondert betrachtet wurden, und bei der Steigerung der Gebäudeeffizienz. In allen drei Bereichen wurden insgesamt neun objektive Bewertungskriterien definiert. Die Kriterien leiteten sich dabei aus Energiestudien ab, die die Erreichung langfristiger Klimaziele zum Inhalt haben, aus der Energiestrategie Österreich, mit einem Zeithorizont bis 2020 und aus den Energiestrategien der Bundesländer selbst. Es waren dabei deutliche Unterschiede zwischen den Bundesländern in allen drei Themenbereichen sichtbar. Ausstieg aus Öl wirtschaftlich, technisch und rechtlich rasch möglich Aktuell (2014) heizen noch 622.000 Haushalte in Österreich mit Öl. Ein Großteil der Heizsysteme ist bereits veraltet und steht vor einer Erneuerung. In den letzten zehn Jahren ist der Bestand an Ölheizungen um 35 % zurückgegangen, wobei sich die Bundesländer stark unterscheiden. Wien (-74 %), das Burgenland (-46 %) und die Steiermark (-42 %) haben den stärksten Rückgang zu verbuchen. Im Bundesschnitt liegen Oberösterreich (-35 %), Salzburg (-34 %) und Vorarlberg (-34 %). Geringere Reduktionen konnten hingegen Kärnten (-29 %), Niederösterreich (-27 %) und Tirol (-25 %) verbuchen. "Ein rascher Ausstieg aus Öl ist sowohl rechtlich, wirtschaftlich als auch technisch möglich. Niederösterreich ist das erste Bundesland, das ab 2019 im Neubau keine Ölheizungen mehr erlaubt. Auch hier sind ergänzende Regelungen für die Heizungssanierung noch notwendig. Es gilt aber jetzt in allen Bundesländern den Öl-Ausstieg rechtlich zu fixieren", erklärt Wahlmüller. Erdgas politisch noch zu wenig beachtet Beim Thema Erdgas zeigen sich weniger erfreuliche Trends. 887.000 Haushalte heizen in Österreich mit Gas (2014). In den letzten zehn Jahren ist der Anteil von 25 % (2005) lediglich auf 24 % (2014) gefallen. In den Bundesländern zeigen sich aber stark unterschiedliche Trends: In Oberösterreich (-10 %), Vorarlberg (-8%), Wien (-8%) und Niederösterreich (-7%) sind in den letzten zehn Jahren Rückgänge bei Gasheizungen zu verbuchen. In Salzburg stagniert der Einsatz von Gasheizungen und in der Steiermark (+7 %), dem Burgenland (+9 %) und Tirol (+23%) nimmt der Anteil von Gasheizungen sogar noch zu. "In den nächsten 20 Jahren sollte auch der Ausstieg aus Erdgas im Raumwärme-Bereich weit fortgeschritten sein. Hier sind in einigen Bundesländern noch deutliche Kurskorrekturen notwendig", sagt Wahlmüller. "Konkret sollten im Neubau keine neuen Gasheizungen mehr zugelassen werden, hier gibt es gute andere Lösungen. Vor allem Wien ist hier gefordert, wenn es auf die positiven Trends der Vergangenheit aufbauen will und Tirol, wenn es die negativen Trends nicht weiter verstärken will. Generell sollten Gasheizungen nicht länger gefördert werden. Nur Niederösterreich, Salzburg und Vorarlberg setzen das bereits konsequent um - das sollte auch in den anderen Bundesländern jetzt umgesetzt werden!" Alarmsignal bei niedriger Sanierungsrate Im Bereich der Gebäudeeffizienz und insbesondere der Gebäudesanierung schneiden alle Bundesländer durchwegs schlecht ab. Wurden im Jahr 2010 noch ein Prozent der Gebäude in Österreich pro Jahr einer umfassenden thermischen Sanierung unterzogen, sind es derzeit nur noch 0,5 Prozent. Das Ziel der Energiestrategie Österreich ist aber eine Steigerung auf drei Prozent. Kein Bundesland konnte in dieser Kategorie punkten, wobei die Schlusslichter das Burgenland (0,2 %), Wien (0,2 %) und Salzburg (0,0 %) bilden. Wien gibt bundesweit pro Kopf am meisten für Gebäudesanierung aus, es verfolgt aber offenbar damit auch andere Schwerpunkte als die energetische Gebäudesanierung . "Statt die Anzahl der Gebäudesanierungen pro Jahr zu verdreifachen, wurde sie halbiert, das ist ein deutliches Alarmsignal. Insbesondere in Salzburg ist eine vertiefende Analyse des drastischen Einbruchs notwendig. Es braucht jetzt deutlich mehr Anstrengungen in allen Bundesländern, auch in Wien ist Handlungsbedarf. Hier wird vergleichsweise viel Geld für die Gebäudesanierung ausgegeben, aber die Möglichkeit von thermisch-energetischen Sanierungen sollte noch viel stärker mitgedacht werden", sagt Wahlmüller abschließend. Studie zum Download





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Weitere Infos: Global2000

Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /