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Österreich: Laut WHO fast 2.900 Tote pro Jahr wegen Feinstaub

Verstärkte Maßnahmen gegen Ultra-Feinstaub nötig

Wien - Die Ergebnisse der aktuellen WHO-Studie über die Folgen der Feinstaubbelastung sind auch für Österreich erschreckend: Allein in Österreich sind jährlich rund 2.900 Todesfälle (Lungenkrebs, Schlaganfälle, tödliche Herzerkrankungen) auf die Luftverschmutzung durch den kleinkörnigen Feinstaub PM2,5 zurückzuführen. Zusätzlich werden durch die Feinstaubpartikel zahlreiche Atemwegs- und Herzkreislauferkrankungen verursacht. Laut WHO hat Österreichs Bevölkerung durch Krankheiten infolge zu hoher Feinstaubbelastung mehr als 54.000 eingeschränkte Lebensjahre.

Der VCÖ weist darauf hin, dass in Österreich Verkehr, Industrie und Heizen die Hauptverursacher sind. In den Städten weisen die verkehrsnahen Messstellen die höchsten Belastungen auf. "Der vom Verkehr verursachte Feinstaub ist auch deshalb so schädlich, weil er dort ausgestoßen wird, wo die Menschen unterwegs sind oder wohnen. Je näher wir uns beim Feinstaub-Emittenten befinden, umso mehr Feinstaubpartikel atmen wir ein. Autofahrer sind in stark befahrenen Straßen regelrecht in einer Abgaswolke unterwegs", macht VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen aufmerksam.

Messungen des VCÖ haben gezeigt, dass an stark befahrenen Straßen in Städten die Ultra-Feinstaubbelastung ähnlich hoch sein kann wie in Raucherlokalen. Vor allem Dieselfahrzeuge verursachen eine hohe Anzahl an Feinstaubpartikel, aber auch Benzin-Pkw mit Direkteinspritzung.

Die WHO empfiehlt als Grenzwert für den Feinstaub PM2,5 einen Jahresmittelwert von maximal 10 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Dieser Wert wurde im Vorjahr bei Messstellen in allen Bundesländern überschritten. "Da aber alle Messstellen unter dem EU-Grenzwert von 25 Mikrogramm lagen, gibt es keine Konsequenzen. Aus Gesundheitssicht ist der aktuelle Grenzwert viel zu hoch", stellt VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen fest. Zudem gibt es zu wenige Messstellen für die kleineren Feinstaubpartikel. Während es für den grobkörnigen Feinstaub PM10 mehr als 130 Messstellen gibt, sind es für PM2,5 nur rund 40 Messstellen.

Der VCÖ fordert verstärkte Maßnahmen, damit die Luft sauberer wird. Im Verkehrsbereich ist vor allem die Verringerung des Kfz-Verkehrs in den Städten nötig. Der VCÖ fordert den verstärkten Ausbau der Stadt-Umland-Bahnverbindungen sowie nach internationalem Vorbild Rad-Highways in den Ballungsräumen. Diese direkten und möglichst kreuzungsfreien Radrouten haben etwa in der Großstadtregion Kopenhagen zu einem starken Umstieg von Autopendlern aufs Rad geführt. Zudem ist die Bevölkerung vor Fahrzeugen, die besonders große Schadstoffmengen ausstoßen, stärker zu schützen. Während es in Deutschland in mehr als 100 Städten Umweltzonen auch für Pkw gibt, gibt es in Österreich keine einzige.

"Ähnlich wie Passivrauchen ist das Einatmen der Schadstoffe, die aus den Auspuffen kommen sehr gesundheitsschädlich. Doch während man Raucherlokale und verrauchte Räume meiden kann, ist das beim Gehen auf der Straße schwer möglich. Deshalb ist die Politik gefordert Maßnahmen zu setzen, damit die Luft im öffentlichen Raum sauberer wird. Die von den Abgasen verursachten Erkrankungen erhöhen die Ausgaben im Gesundheitssystem und belasten durch Krankenstände auch die Wirtschaft", betont VCÖ-Expertin Rasmussen

Österreich weist laut WHO-Studie pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner mehr Todesfälle durch Feinstaub PM2,5 auf als zahlreiche andere EU-Staaten. In Österreich gibt es laut WHO durch Feinstaub PM2,5 jährlich 34 Todesfälle pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner, in 15 EU-Staaten ist dieser Wert niedriger, ebenso in der Schweiz (18 Todesfälle pro 100.000 Personen).


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /