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Niedrigere Lebenserwartung und Gefährdung der Biodiversität

Unerwünschte Nebenwirkungen einer Energieversorgung mit Öl, Gas und Kohle sind enorm

Horn- 2 1/2 Monate nach dem so wichtigen Klimaschutz-Abkommen in Paris lud der Waldviertler Energie-Stammtisch in Kooperation mit dem Weltladen Horn im März zum Infoabend ins Gasthaus Blie in Horn, und zwar zum Thema Treibhausgase, Stickoxide, Quecksilber, … als unerwünschte Nebenwirkungen einer fossilen Energieversorgung. Anschließend an die angeregte Diskussion gab es nicht nur Informationen zum Thema Energie und Klima, sondern auch faire Energiepakete aus dem Weltladen Horn, die regen Absatz fanden.

Mit Dr. Jürgen Schneider, Prokurist im Umweltbundesamt, konnte ein ausgewiesener Experte als Vortragender gewonnen werden. Er ging der Frage nach, welche unerwünschten, z.T. wenig bekannten Wirkungen, Probleme und Schäden mit der Nutzung fossiler Energieträger verbunden sind. Er zeigte auf wie klassische Luftschadstoffe wie Feinstaub und Stickoxide sich konkret auswirken, indem sie die Lebenserwartung verkürzen bzw. die Biodiversität gefährden. Nach Berechnungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind Luftschadstoffe für einige Hunderttausend vorzeitige Todesfälle pro Jahr in der EU verantwortlich.

Bezüglich Treibhausgase und Klimakrise fasste er die Notwendigkeiten auf vier Punkte eindrücklich zusammen: Erstens, die Reduktion von Treibhausgasen ist aus ökologischen, sozialen und ökonomischen Gesichtspunkt unerlässlich und zweitens, der Energiebereich ist als Verursacher von 2/3 der globalen Treibhausgasemissionen der zentralen Ansatzpunkt. Drittens, eine weitgehender Ausstieg aus der Nutzung fossiler Energieträger ist daher bis zur Mitte diese Jahrhunderts unvermeidlich, was viertens bedeutet, dass der überwiegende Anteil der heute nachgewiesenen fossilen Energieträger in der Erde bleiben muss, um die Erderwärmung zwischen 2°C und 3 °C zu beschränken.

Besonders interessant war sein, natürlich mit Zahlen hinterlegter, Hinweis, dass der Umstieg von fossilen auf erneuerbare Energieträger enorme Chancen für Österreich und seine Regionen bietet. Neben dieser Riesenchance, die er in der Energiewende sieht, nennt er weitere Argumente - beginnend mit der hohen Abhängigkeit von Importen bei fossilen Energieträgern über die geringe Widerstandskraft gegen externe Versorgungs- und Preisschocks bis zur Tatsache, dass in der EU rund 1 Milliarde Euro pro Tag für fossile Importe ausgegeben werden. Dies passt zu den Berechnungen der Energieagentur in Waidhofen, dass aus dem Waldviertel mehr als 1 Million Euro pro Tag für den Einkauf von fossilen Energien abfließen, die uns im regionalen Wirtschaftskreislauf bitter fehlen.

Schneider schließt folgerichtig seinen Vortrag damit, dass Energieeffizienz und Ersatz fossiler durch erneuerbare Energieträger eine gesellschaftspolitische Zielsetzung sind, die – passend zum Abkommen von Paris – ab sofort noch ernsthafter angegangen werden kann und muss. Mit dem Zielpfadrechner des UBA kann dies übrigens jeder gleich im eigenen Bereich tun.

Die überaus interessanten und aufschlussreichen Vortragsfolien sind hier verfügbar.



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Das Umweltbundesamt konnte 2015 sein 30jähriges Bestehen feiern und ist mit über 450 MitarbeiterInnen aus 55 wissenschaftlichen Disziplinen heute einer der größten Arbeitgeber Österreichs im Umweltbereich.

Das Umweltbundesamt ist die zentrale Anlaufstelle zu Umwelt- und Klima-Szenarien. Es ist verantwortlich für die Datensammlung und Veröffentlichung der jährlichen Treibhausgasbilanz und des Klimaschutzberichtes.
2015 hat es erstmals den Weg zu einer Low Carbon Economy bis 2050 modelliert, also zu einer Wirtschaft, deren Treibhausgasausstoß möglichst gering ist.
Mit zwei Online-Tools hat es 2015 innovative Angebote für den Bereich Monitoring und Nutzung von Boden in Österreich entwickelt: dem Boden-Kohlenstoff-Rechner für LandwirtInnen und dem Bodenbildungsnavigator. Damit stärkt man das strategische Flächenmanagement und die Erhaltung der Bodenfunktionen.

GastautorIn: Renate Brandner-Weiß für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /