© Ueberreuter Verlag
© Ueberreuter Verlag

Klimawandel stellt uns vor "Katastro-Fakten": "Brauchen technologische Revolution - eine Evolution reicht nicht"

Harvard-Ökonom und Autor des Buches "Klimaschock", Gernot Wagner, zu Gast bei Expertendiskussion in WKÖ

"Venedig wird früher oder später untergehen, New York City wird umsiedeln müssen. Das sind keine Thesen, sondern Katastro-Fakten. Die Frage ist nicht, ob das passiert, sondern nur noch wann". Mit provokativen Aussagen wie diesen lässt Gernot Wagner, Ökonom an der Harvard Universität, aufhorchen, wenn er wahrscheinliche und weniger wahrscheinliche Konsequenzen des Klimawandels beleuchtet. Gemeinsam mit Co-Autor Martin L. Weitzman, selbst Professor in Harvard und Mitglied der American Academy of Arts and Sciences, zeichnet Wagner in dem Buch "Klimaschock - Die extremen wirtschaftlichen Konsequenzen des Klimawandels" Szenarien, die nur auf den ersten Blick utopisch erscheinen.

Um das Buch, das von der "Financial Times" unter die besten 15 Wirtschaftsbücher des Jahres 2015 gewählt wurde, in der vor kurzem erschienenen deutschen Fassung vorzustellen, luden vorgestern Abend der Dachverband Energie-Klima und der Ueberreuter Verlag in die Wirtschaftskammer Österreich. Vor hochkarätigen Gästen erläuterte der gebürtige Niederösterreicher Wagner, warum die Frage letztlich nicht "Kapitalismus gegen das Klima" lauten kann, sondern es einzig darum geht, unser tägliches Handeln mit dem Klimaschutz in Einklang zu bringen.

"Klimaschock" zeigt mit sehr plastischen Beispielen auf, dass nicht nur die Politik, sondern die gesamte Weltgemeinschaft endlich wirklich aktiv werden muss, bevor der Klimawandel noch schlimmere - ökologische, aber auch ökonomische - Schäden anrichtet. "Ich bin Radfahrer, Vegetarier, habe keinen Führerschein, meine Familie und ich sparen Wasser und trennen Müll - und all das bringt nichts. Um das Problem der Klimaerwärmung in den Griff zu bekommen, müssen alle aktiv zusammenarbeiten. Wenn jeder ein wenig tut, erreichen wir auch nur ein wenig", warnt der Ökonom.

Sein "Badewannenproblem" zeigt anschaulich, dass eine Reduzierung der Erderwärmung um 2 Grad Celsius, wie dies als Ziel bei der COP 21 in Paris beschlossen wurde, nicht ausreicht: "Ebenso, wie man eine Badewanne nicht dadurch vom Überlaufen abhalten kann, dass man den Wasserhahn nur zurückzudreht, wird diese Reduktion ausreichen, um dem Klimawandel Einhalt zu gebieten."

Geo-Engineering - nicht mehr als ein "Luftröhrenschnitt" für den Planeten

Auch das im Buch ausführlich diskutierte Thema Geo-Engineering, also bewusste Eingriffe in Naturabläufe, um dem Klimawandel gegenzusteuern, war Thema der gestrigen Expertendiskussion. Wagner betonte, dass Geo-Engineering zwar wirksam sei, die langfristigen Folgen aber nicht abschätzbar. Zudem würde es auch nur die Ursachen des Klimawandels bekämpfen, nicht aber die Gründe dafür, dass zu viel CO2 emittiert wird. Geo-Engineering sei wie "klimaklempnern", Aktionen wie das Entlassen von Schwefeldioxid in die Stratosphäre wären vergleichbar mit einer Chemotherapie oder einem Luftröhrenschnitt - "ein letzter Versuch zu retten, was nicht verhindert werden konnte". Wagner betonte auch, dass der Klimawandel nur durch großartige Technologieinnovationen gestoppt werden kann: "Wir brauchen Innovationssprünge. Besser gestern als morgen. Wir brauchen technologisch eine Revolution - eine Evolution reicht nicht."

Das Buch "Klimaschock - Die extremen wirtschaftlichen Konsequenzen des Klimawandels" ist im Ueberreuter Verlag erschienen und seit kurzem im Buchhandel erhältlich.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /