© Foto: Ivana Bernáthová / Autos zu kaufen,welche keine Emissionen produzieren und nur minimalen Lärm, waren jahrzehntelang nur ein entfernter Traum
© Foto: Ivana Bernáthová / Autos zu kaufen,welche keine Emissionen produzieren und nur minimalen Lärm, waren jahrzehntelang nur ein entfernter Traum

Tschechien unterstützt Elektromobilität

Das Tschechische Industrie- und Handelsministerium plant eine Unterstützung der Entwicklung alternativer Mobilitätsformen.

Hauptlockmittel soll eine einmalige Förderung des Ankaufs von Kraftfahrzeugen mit Elektro- oder Gasantrieb in der Höhe von 40.000 Kronen (knapp 1.500 €) sein. Die Erfahrungen aus dem Ausland zeigen aber, dass die im Grunde gute Idee einige versteckte Gefahren in sich birgt.

Autos, welche keine Emissionen produzieren und nur wenig Lärm, waren jahrzehntelang nur ein ferner Traum. Ebenso wie Kraftwerke, die es schaffen, Strom aus der Kraft von Sonne und Wind zu erzeugen und zu akkumulieren.

Mit den massiven Entwicklungsfortschritten bei der Nutzung erneuerbarer Energiequellen in den letzten Jahren wird dieser Traum aber langsam Realität. Bisher ist der Anteil der elektrisch betriebenen Autos auf den europäischen und amerikanischen Straßen kaum von Bedeutung, das wird sich in den kommenden Jahren aber rasch ändern. Neben dem technologischen Fortschritt im Bereich der Elektroautos tragen auch Subventionen dazu bei, welche die Regierungen der einzelnen Länder eingeführt haben oder einführen wollen.

Am weitesten ist in dieser Richtung ein Land, von dem das kaum jemand annehmen würde: Norwegen. Die dortige Regierung unterstützt aber den Ankauf von Elektroautos nicht mit Direktzahlungen, wie das in Tschechien Minister Mládek vorschlägt, sondern vor allem mit indirekten Maßnahmen. Während der Kauf eines Fahrzeugs mit Verbrennungsmotor mit einer einmalig zu zahlenden Abgabe in der Höhe von bis zu 25 % des Kaufpreises des Autos gekoppelt ist und in weiterer Folge auch mit einer jährlich zu zahlenden Öko-Steuer, sind Autos mit elektrischem Antrieb davon nicht betroffen.

Darauf hat prompt der amerikanische Elektroauto-Produzent Tesla reagiert, der über das ganze Land ein Netz von Ladestationen aufbaute und den Eigentümern von Fahrzeugen der eigenen Marke ein unbeschränktes Aufladen der Batterien - und zwar kostenlos - garantiert.

Das Ergebnis ließ nicht lange auf sich warten: während des ersten Halbjahres 2015 erreichte der Anteil von Elektroautos an der Zahl der gesamt verkauften Einheiten sage und schreibe bereits ein Drittel, dieser Anstieg beläuft sich im Vergleich zum ersten Halbjahr 2014 auf 41 %. Vom norwegischen Beispiel ließen sich auch schon die Niederlande, Frankreich, Kroatien oder Japan inspirieren. Weitere Staaten kommen hinzu.


Falls Minister Jan Mladek den Ankauf von Autos mit Elektro- oder Gasantrieb mit 40.000 Kronen unterstützen will, ist das für die Entwicklung der Elektromobilität zweifellos eine gute Nachricht. Der angeführte Betrag soll den Preisunterschied zwischen alternativen und klassischen Autos ausgleichen oder deutlich reduzieren helfen. Viele Stimmen machen aber darauf aufmerksam, dass das allein noch nicht genügen wird. Vom Erwerb eines Elektroautos schreckt potentielle Käufer neben dem hohen Preis auch noch das unzureichend dichte Netz an Ladestationen und die Zeitaufwändigkeit des Ladeprozesses ab.

Gerade hier zeigt sich, wie wichtig die Koppelung der Entwicklungen im Bereich der Elektromobilität mit dem Ausbau der lokalen Nutzung erneuerbarer Energiequellen ist. Hat jemand eine Photovoltaikanlage am Dach mit Akkumulator im eigenen Haus, so verfügt er damit gleichzeitig über eine Ladestation, an der er seinen Wagen gratis ‘tanken’ kann.
Intelligente Energiesysteme ermöglichen so etwas nicht nur Einfamilienhäusern, sondern auch großen Wohneinheiten oder Bürokomplexen. Nur so ist ein Elektroauto eine wirklich saubere Lösung, ohne dass dadurch bloß die Produktion von Emissionen anderswohin verlagert würde.

Und genau darauf hat das Industrieministerium irgendwie vergessen. Minister Mladek ließ sogar hören, dass die Elektromobilität eine Lösung des Problems des überflüssigen Stromes sei, den Tschechien exportiere. Mit anderen Worten – für diesen Überschuss, der am europäischen Strommarkt immer schwieriger absetzbar wird, sollen die tschechischen Elektrofahrzeugfahrer zahlen.

Von da aus ist es allerdings nur mehr ein kleiner Schritt zur Überlegung, dass, wenn wir die Elektromobilität ausbauen wollen, wir neue Atomreaktoren brauchen werden. Sonst würden wir ja nichts haben, womit wir unsere Autos auftanken könnten….

Autor:  Jakub Šiška , die Sendung wurde am 27.8.2015 im Tschechischen Rundfunk veröffentlicht.

Übersetzung aus dem Tschechischen: Bernhard Riepl www.sonneundfreiheit.eu


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /