© Hans Braxmeier/ pixabay
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Kleinwasserkraft Österreich: Stromkennzeichnung in Österreich verschleiert Atomstromimporte

Ökologisch differenzierte Elektrizitätsabgabe soll auf ausschließlich österreichischen Herkunftsnachweisen basieren

Anlässlich des neuen e-control Stromkennzeichnungsberichts kritisiert der stv. Geschäftsführer von Kleinwasserkraft Österreich, Erwin Mayer, die Schlussfolgerungen der e-control, dass Österreich atomstromfrei sei: "Handelbare Herkunftsnachweise aus dem Ausland zu verwenden ist nicht nur keine Garantie für 90% Ökostrom in Österreich, sondern verschleiert die erheblichen Atomstromimporte nach Österreich". Nur wenn mit ausschließlich österreichischen Herkunftsnachweisen gerechnet würde und diese steuerlich beim Endkunden bevorzugt würden, könnte ein Import von Kohle- und Atomstrom vermieden, und gleichzeitig die herrschende Marktverzerrung ausgeglichen werden.

Das jetzige System der Ausstellung und Anerkennung von Herkunftsnachweisen führt in der Praxis dazu, dass sich der Strom aus erneuerbaren Energien auf der Stromrechnung erhöht, aber gleichzeitig der tatsächliche Anteil von Atom- und Kohlestrombezug aus dem Ausland steigt. Kraftwerke werden von den Betreibern werden gebaut um über den Verkauf von Strom an Händler oder Endkunden Geld zu verdienen. Damit sind die Finanzströme von den Endkunden zu den Kraftwerksbetreibern mitentscheidend, welche Kraftwerke neu gebaut werden, welche am Netz bleiben oder welche vom Netz genommen werden. Auch gemäß des neuen Stromkennzeichnungsberichts zahlen die Stromhändler, die Endkunden in Österreich beliefern, gleich ob sie Industrie, KMU oder Haushalte versorgen, mit rund 3,5 Cent/kWh Kraftwerksbetreiber im EEX-Raum, der deutsch-österreichischen Preiszone. Unwesentlich höhere Strompreise werden auch ins benachbarte Ausland, z.B. nach Tschechien mit den AKWs Temelin und Dukonvany bezahlt. Somit werden mit dem Geld österreichischer Endkunden um rund 3,5 Cent/kWh AKWs und Braun- wie Steinkohlekraftwerke finanziert und am Leben gehalten und es besteht weiterhin der kaufmännische Anreiz, neue AKW wie z.B. in Temelin auch für den österreichischen Strommarkt zu bauen.

Daran ändert der durch die österreichische Stromkennzeichnung ausgelöste Ankauf von handelbaren Herkunftsnachweisen aus Norwegen nichts. Diese werden zu den Kosten der Zertifizierung zu niedrigen Preisen von rund 0,15 Euro/MWh oder 0,015 Cent/kWh in ganz Europa, aber eben auch nach Österreich verkauft. Ein tatsächlicher Stromimport mit der Bezahlung der Rechnung an den norwegischen Wasserkraftproduzenten am Strommarkt erfolgt nicht. Im Endeffekt bekommen die Betreiber RWE von Garzweiler 2, einem extrem umweltschädlichen Braunkohlekraftwerke in Deutschland und die CEZ für die AKW Temelin und Dukovany von österreichischen Endkunden 3,5 Cent/kWh für den Strom, am Markt für Herkunftsnachweise zahlen die Stromkonsumenten 0,015 Cent/kWh an norwegische Wasserkraftbetreiber. Auf der Stromrechnung ist über die österreichische Stromkennzeichnung auch der aus Deutschland oder Tschechien angekaufte Strom meist zu 100% Ökostrom. "Die Herkunftsnachweise werden bildlich gesprochen auf den Atom- und Kohlestrom draufgeklebt und damit verschleiert", kritisiert Mayer. Ob dieses Geld genau an die erwähnten, oder an andere fossile oder atomare Kraftwerke in Europa geht, kann das europäische Herkunftsnachweissystem nicht feststellen. Der Begriff "Herkunftsnachweis" ist somit mehr als nur irreführend. Es wird nur damit nachgewiesen, dass eine geringer Betrag an irgendeinen Betreiber einer Ökostromanlage in Europa gegangen ist.

"Diese Handelbarkeit der Herkunftsnachweise ist in der Erneuerbare-Energien-Richtlinie vorgeschrieben und die e-control rechnet somit richtlinienkonform. Die Bestimmung in der Erneuerbaren Richtlinie müsse in diesem Punkt rasch geändert werden", so Mayer auch an den heute in Österreich anwesenden EU-Kommissar MaroÅ¡Å efčovič. Nur mehr nicht handelbare Herkunftsnachweise sollen als Nachweis der Stromherkunft anerkannt werden. Für kleine Kraftwerksbetreiber wie die Kleinwasserkraft, die 85% ihres Stroms um nur 3,5 Cent/kWh verkaufen, sind kleine zusätzliche Almosen von 0,0015 bis 0,01 Cent/kWh für ihren wertvollen Ökostrom nicht ausreichend. Soll österreichische Wasserkraft auch tatsächlich an österreichische Endkunden gehen und Österreich 100% Ökostrom bis 2030 erreichen, dann braucht es ein besseres Werkzeug als ein untaugliches Stromkennzeichnungsregime. "Die Befreiung von Ökostrom aus Österreich von der Elektrizitätsabgabe und nicht getrennt handelbare Herkunftsnachweise würden sowohl die bestehende Wasserkraft als auch den Ökostromausbau in Österreich sichern", schließt Mayer.

Quelle: Kleinwasserkraft Österreich



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /