© Energiebewegung NÖ- Nein zu Atomkraft- Ja zu erneuerbaren Energien
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Tschechisches AKW Dukovany: Reaktoren außerplanmäßig zur Überprüfung abgeschaltet

GLOBAL 2000 fordert Umweltminister Rupprechter auf, Umweltverträglichkeitsprüfung für dreißig Jahre alten Reaktor durchzusetzen - laxe Sicherheitskultur

Heute wird Reaktor 3 im tschechischen Atomkraftwerk Dukovany außerplanmäßig heruntergefahren, nachdem bereits gestern Reaktor 2 ungeplant vom Netz genommen wurde. Reaktor 1 steht seit 28. August für eine umfassende Überprüfung des Reaktordruckbehälters und einen Brennstoffwechsel still.

"Die jetzt außerplanmäßig durchgeführten Kontrollen stehen in Zusammenhang mit dem Projekt des AKW-Betreibers CEZ, die dreißig Jahre alten Reaktoren ohne Containment um weitere 20 Jahre am Netz zu lassen und damit die Sicherheit der mitteleuropäischen Bevölkerung um weitere Jahrzehnte zu gefährden", so Dr. Reinhard Uhrig, Anti-Atom-Sprecher von GLOBAL 2000. "Die fahrlässige Sicherheitskultur der Anlage und das Ignorieren der Stresstest-Ergebnisse zeigt sich auch wieder bei dieser Abschaltung."

Die Abschaltung der Blöcke 2 und 3 erfolgt laut Direktor des Atomkraftwerks, "um die Schweißnähte im atomaren und nicht-atomaren Teil der Anlage zu überprüfen", also den Zustand des unter hohem Druck stehenden und hunderte Grad heißen Primär- und Sekundärkreislaufes der Reaktoren. Dass Betreiber CEZ eingesteht, dass die Dokumentation dieser Anlagenteile mangelhaft ist und jetzt im Zuge der Verhandlungen mit der tschechischen Nuklearaufsicht SUJB erst Röntgen-Kontrollen an den Schweißnähten durchführt, ist aus Sicht der Nuklearexperten unverantwortlich.

"Seit 2013 ist bekannt, dass es bei bau- und altersgleichen Reaktoren wie im ungarischen Paks an Leitungen zu Korrosionen und Durchrostungen mit massiven Leckagen kommt. Den Zustand der Kühlrohre erst nach mehrfacher Aufforderung durch die Nuklearaufsicht anzusehen zeigt die fahrlässige Sicherheitskultur der Anlagenbetreiber CEZ", so Uhrig.

Stresstest-Ergebnisse nicht umgesetzt - Feuerwehr in Erdbeben-gefährdeten Gebäuden

Die Umsetzung der Stresstest-Ergebnisse in Dukovany bestätigt diese Nachlässigkeit: Die Notkühlung der Anlage hängt völlig von der Einsatzfähigkeit der Betriebsfeuerwehr ab. Die Stresstests hatten einen erdbebensicheren Unterstand für die Einheiten gefordert - der Betreiber CEZ geht lapidar davon aus, dass "das Auftreten eines seismischen Ereignisses nicht plötzlich ist" - und daher die Feuerwehren rechtzeitig ins Freie gebracht werden können. "Die Annahme, dass ein Erdbeben schon rechtzeitig eine Vorwarnung schickt und dann die Feuerwehr ins Freie fährt ist für einen Ingenieur ein grob wahnsinniges Unterfangen, dass nur als vorgeschobene Ausrede für die Unfähigkeit der Sicherung der Anlage dienen kann", so Uhrig. "Im Sinne der Sicherheit ganz Mitteleuropas fordern wir Österreichs Umweltminister Rupprechter auf, sich für umgehende Nachrüstung der Reaktoren auf Basis der Stresstests sowie für eine grenzüberschreitende Umweltverträglichkeitsprüfung für etwaige Verlängerungsansuchen der Reaktorlaufzeiten zu kämpfen."

GLOBAL 2000 hatte im Frühjahr 2015 mit Partnerorganisationen wie Energieagentur Niederösterreich ENU und Umweltinstitut München über 60 000 Unterschriften an Minister Rupprechter übergeben, der seine Unterstützung der BürgerInnen für ihr internationales Recht auf Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) von Dukovany 1 zugesagt hat - der Betreiber CEZ wird jedoch bis Ende September um eine Laufzeitverlängerung von 10 Jahren ohne UVP ansuchen.

"Der Direktor der Anlage, MiloÅ¡Å těpanovský, ist sehr bemüht die Signifikanz der jetzigen Kontrollen herunterzuspielen - wenn bei den Überprüfungen Unregelmäßigkeiten und Korrosion wie im baugleichen Reaktor in Paks gefunden werden, muss der Betreiber CEZ endlich die Konsequenzen ziehen", so Uhrig abschließend. GLOBAL 2000 fordert, die Hochrisiko-Reaktoren nach den Kontrollen gar nicht wieder in Betrieb zu nehmen und gleich abgeschaltet zu lassen.



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /