© oekonews- W.Pucher / Leidwein und Frühwirt sind von der notwendigen Partnerschaft überzeugt
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Biene und Landwirtschaft: Eine Symbiose ist sinnvoll

Broschüre "Imkerei und Landbewirtschaftung - eine spannende Partnerschaft" zeigt Zusammenhänge auf

© LK / Die Bröschüre kann bei der LK bestellt werden
© LK / Die Bröschüre kann bei der LK bestellt werden
© oekonews- W.Pucher / Im Rahmen der Pressekonferenz wurde die Broschüre präsentiert
© oekonews- W.Pucher / Im Rahmen der Pressekonferenz wurde die Broschüre präsentiert

Wien- "Die Biene hat vielfältige Aufgaben in Umwelt und Kulturlandschaft. Ihre Funktion als Bestäuber einer Fülle von Kulturpflanzen machen Bienen genauso wie die Honigerzeugung selbst zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor. Mit unserer Broschüre gehen wir innerhalb der österreichischen Landwirtschaft einen weiteren Schritt in der Zusammenarbeit von Landbewirtschaftung und Imkerei, dem im konstruktiven Dialogprozess noch viele Schritte folgen. Dieser Dialog hat in der Vergangenheit etwas gelitten, doch solche Spannungen lassen sich am besten im Dialog abbauen." So Andreas Leidwein vom Ausschuss für Pflanzenproduktion der LK Österreich bei der Präsentation der Broschüre "Imkerei und Landbewirtschaftung - eine spannende Partnerschaft", die von den Landwirtschaftskammern herausgegeben wird.

Mehr Gemeinsamkeiten als Differenzen

Leidwein meinte weiter: "Wer die Diskussion zum Thema Landwirtschaft und Bienen in den letzten Jahren nur vordergründig ansieht, könnte meinen, dass hier unüberbrückbare Differenzen gegeben sind. Aber es gibt eine Fülle von übereinstimmenden Positionen und Gemeinsamkeiten. Landwirtschaft und Imkerei bilden viele Synergien, die wir zum Wohle beider Sektoren gezielt heben wollen. Darüber hinaus sind Erwerbsimker selbst auch Landwirte und Mitglieder der Landwirtschaftskammer."

Offen an Probleme herangehen

"Gibt es Probleme, so muss man sie einfach ansprechen und gemeinsam Lösungen finden, nur durch's Reden kommen die Leute zusammen. Beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln kann die Landwirtschaft beim Bienenschutz und den entsprechenden Vorsorgemaßnahmen sicher noch besser werden. Auch das Thema Landnutzungsänderung der letzten zwanzig Jahre ist zu diskutieren. Aber wir wissen um die potenziellen Gefahren, gerade deshalb investieren wir in den Landwirtschaftskammern viel in die Aufklärung und die Information unserer Mitglieder, die sowohl Land bewirtschaften als auch Bienen halten. Die Bewirtschaftung unserer Kulturlandschaft findet also am Boden und in der Luft statt. Wir wollen ein echtes Miteinander. Die Kulturpflanzen sollen gut gedeihen und die Bienen sollen sich gut ernähren und vermehren können", so Leidwein.


Bedrohungen unterschiedlichster Art

Der vergangene Winter hat gezeigt, dass es vielfältige Bedrohungen gibt und Imker und Bienen es nicht nicht leicht haben. Das explosionsartige Ausbreiten der Varroamilbe bedroht viele Imker existenziell. Auch der Kleine Bienenstockkäfer erfordert aktive Strategien, viel Wissen und die richtigen Maßnahmen zur Erhaltung gesunder Bienenbestände. "Wir brauchen die Bienen und den Imker gleichermaßen, daher wollen wir mit dieser Broschüre dazu beitragen, dass Imkerei und Landwirtschaft wieder ihre Gemeinsamkeiten erkennen und an einem Strang in die selbe Richtung ziehen", meinte Leidwein.

"Die oft emotional geführte Diskussion der vergangenen Jahre hat zwar in der Öffentlichkeit das Bewusstsein für Biene und Umwelt geschärft, zwischen Imkerei und Landwirtschaft hat sie jedoch Gräben aufgerissen, die für keine Seite von Nutzen sind. Imkerei und Landbewirtschaftung sind beide Teil der Landwirtschaft, sie leben und wirtschaften in einer Symbiose. Geht es einem Partner gut, profitiert auch der andere", zeigte sich Peter Frühwirth, Projektleiter in der LK Oberösterreich und Bio-Imker, bei der Präsentation der Broschüre überzeugt.

"An den Ackerkulturen Raps und Sonnenblume manifestiert sich das Aufeinander-angewiesen-sein wie in kaum einem anderen Bereich. Im Osten Österreichs bestimmen die Honigerträge aus dem Raps und aus der Sonnenblume ganz wesentlich die Wirtschaftlichkeit der Erwerbsimkerei. Der Raps wird jedoch auch von einer ganzen Reihe an Schädlingen bedroht und zählt zu den pflanzenschutzintensivsten Ackerkulturen. Wenn der Landwirt hier nicht an die Grenzen des ökonomisch Machbaren und des gesetzlich Erlaubten geht, nimmt er seine Verantwortung gegenüber der Schöpfung wahr. Die Ethik in der landwirtschaftlichen Produktion ist uns ein wichtiges Anliegen stellte Frühwirth fest.

Der Moraltheologe Michael Rosenberger von der KTU Linz hat sich in der vorliegenden Broschüre in sehr einfühlsamer Art mit diesen Fragen auseinandergesetzt. "Rücksicht nehmen auf den Partner, damit eben diese Symbiose auch funktioniert, ist genauso wichtig wie die Entwicklung neuer Techniken im Pflanzenschutz und eine auf sehr hohem Niveau befindliche Anwendungspraxis", so Frühwirth. Pflanzenschutz nach Schadschwellen sei aus ethischer Sicht die praktische Umsetzung des Schadensminimierungs-Prinzips.


Auch "wilde" Flieger sind immens wichtig

"Wir reden immer von der Honigbiene, weil sie in den Imkern eine Lobby haben. Aber Schmetterlinge, Wildbienen und Schwebfliegen, um nur einige der 'wilden Flieger' in der Agrarlandschaft zu nennen, sind fast noch mehr von landschaftlicher Vielfalt mit Hecken, Böschungen und blühenden Magerwiesen abhängig", gab Frühwirth zu bedenken.

Der Biologe Martin Schwarz lenkt in der Broschüre den Blick auf die stillen Teilhaber der Symbiose Imkerei und Landbewirtschaftung. Pflanzenbauspezialist Christian Krumphuber zitiert in seiner Ökonomiekritik die alten Römer 'Uti, non abuti - Benutzen, aber nicht missbrauchen' und ist damit einer Meinung mit dem Biologen Schwarz, wenn dieser schreibt: "Die Produktion von Lebensmitteln und die Erhaltung der Artenvielfalt sind Ziele der Landwirtschaft."


Landwirtschaft und Bienenschutz sind kein Widerspruch

"Mit Autoren aus den Bereichen Imkerei, Biologie, Pflanzenschutz, Ackerbau und Moraltheologie wollen wir alle Beteiligten zu einem Blick über den Tellerrand hinführen und Verständnis für die Herangehensweisen des Anderen wecken und gegebenenfalls auch die Bereitschaft, eigene Ansprüche zurückzustellen, fördern", zitierte Frühwirth noch einmal den Moraltheologen Rosenberger.

Die Broschüre "Imkerei und Landbewirtschaftung - eine spannende Partnerschaft" ist in einer Auflage von 10.000 Stück erschienen und bei den Landwirtschaftskammern, Inkerverbänden und weiteren einschlägigen Organisationen erhältlich. Sie kann auch auf der Homepage www.lko.at als pdf-Dokument heruntergeladen werden. Aufgrund des großen Interesses ist eine zweite Auflage bereits in Vorbereitung.

GastautorIn: WP für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /