© San Diego Gas & Electric - Elektroautos laden beim Zoo
© San Diego Gas & Electric - Elektroautos laden beim Zoo

Das Auto als Kraftwerk

Es gibt eine Zukunft, in der unsere Autos als Speicher eingesetzt werden - San Diego Gas & Electric zeigt vor, wie das gehen kann.

San Diego hat unzählige Elektrofahrzeuge auf den Straßen, es gilt als Vorreiter in Kalifornien. Ende September hat es einen Meilenstein erreicht, mit rund 10.000 Elektrofahrzeugen in der Region San Diego auf den Straßen. Das ist mit ein Grund, warum SDG & E, der regionale Energieversorger, ein Programm gestartet hat, mit dem Ressourcen aus einer Gruppe von Elektrofahrzeugen und Energiespeichersystemen auf dem Strom-Großhandelsmarkt gehandelt werden.

Das Pilotprogramm, eines der ersten seiner Art überhaupt, gibt Einblick darüber, wieviel Energie von Elektrofahrzeugen und andere Arten von Energie, aus kleinen Speichern und aus der Region das Netz zuverlässiger und effizienter machen können, sagt James Avery, SDG & E Senior Vize-Präsident.

"Der Schlüssel zur Erschließung dieses künftigen Potenzials ist, einfach besser zu verstehen, wie diese Ressourcen zur Verfügung gestellt werden können, mit entsprechendem Wert sowohl auf der Kunden-Ebene als auch auf der größeren elektrischen Netzebene. Dieses Projekt macht genau das möglich", meinte er bei der Vorstellung der Details.

Vehicle-to-Grid ist einfach eine Schlüsselkomponente für ein künftiges kleinräumiger gestaltetes Stromnetz. Energieplaner sind sich bereits heute bewußt, dass E-Autos fast immer in der Nacht laden, genau dann, wenn es wenig Nachfrage gibt und die Strompreise niedriger sind. Wenn die Nachfrage nach Strom im Laufe des Tages die Preise an der Strombörse steigen lässt, können E-Autos eine wichtige Ressource sein.

Vorerst testet SDG & E die Einbindung der Elektrofahrzeuge und von stationären Speichersystemen an fünf Standorten im San Diego County. Die Ressourcen daraus werden zu entsprechenden Preisen auf den Strombörsen angeboten, ausserdem wird das Netz damit weit stabiler, wenn kurzfristig Energie-Schwankungen auftreten. Verschiedene Faktoren können solche Schwankungen des elektrischen Netzes verursachen, angefangen von der unterschiedlichen Verfügbarkeit erneuerbarer Energien, wenn die Sonne einmal nicht scheint oder der Wind ein paar Stunden nicht weht.
Das Pilotprogramm erlaubt es, den Elektrofahrzeugbesitzern im Rahmen eines Nachfrage- und Angebots-Programms, in dem die Besitzer entsprechend für das zur Verfügung stellen ihres Batteriespeichers bezahlt werden, teilzunehmen -mit den gleichen Preisen, die für Strom aus dem Kraftwerk um diese Zeit gezahlt werden würde.

Die Elektrofahrzeuge, können auf entsprechende Anforderungen reagieren und einen Teil der Ladung freigeben, wenn Strom knapp ist, und werden wieder geladen, wenn mehr als genug Strom aus erneuerbare Energien erzeugt wird. Damit kann die Nutzung von Energie aus erneuerbaren Energien forciert werden während gleichzeitig das Netz extrem stabil wird.
Die am Netz befindlichen E-Fahrzeug werden ferngesteuert mit einer Software, die sowohl die Lade-Bedürfnisse des Teilnehmers berücksichtigt als auch Demand-Response-Dienste auf Netzebene beinhaltet. Eine Demand-Antwort erfolgt, wenn der Kunde sein E-Fahrzeug nicht laden muss, oder wenn Energie zu Spitzenzeiten verbraucht wird.

Das Projekt, das bis Ende 2015 läuft, soll viele Details klären, mit den Ergebnissen sollen Hemmnisse genauso wie Best Practices aufgezeigt werden. Die Energiewirtschaft wird zunehmend diese Art von dezentraler Energie nutzen. Elektrofahrzeuge, Speicher, Solarstrom, Lastmanagement, Energieeffizienz werden immer mehr an Bedeutung gewinnen.

Kalifornien ist mit Abstand der Marktführer im Bereich Elektrofahrzeugeinsatz in Nordamerika. Allein im Versorgungsgebiet von SDG & E fahren bereits 13.000 Elektrofahrzeuge. Eines ist fix. Diese Flotte wird voraussichtlich weiter wachsen, weil sich der Staat bemüht, hier etwas zu bewegen. Im Rahmen eines von Gouverneur Jerry Brown verabschiedeten EV-Plans sollen 1,5 Millionen emissionsfreie Elektrofahrzeug bis 2025 auf den kalifornischen Straßen unterwegs sein.


Elektroautos am Netz – Ausbau des Pilotprojekts

Um die Fahrzeugbesitzer zu ermutigen, ihre Fahrzeuge außerhalb gewohnter Zeiten zu landen, müssen andere Strompreise gelten, die Tarife müssen verändert werden. SDG & E hat dazu einen Antrag bei der California Public Utilities Commission (CPUC) eingebracht, in dem vorgeschlagen wird, stündlich unterschiedliche vollends zeitvariable Preise möglich zu machen.

SDG & E würde in die Vertragsbedingungen mit den Kunden den Bau, die Installation und den Betrieb von Elektrofahrzeug-Lademöglichkeiten in Firmen und Mehrfamilienhäusern aufnehmen. Die unterschiedlichen Preise sollen die Kunden dazu ermutigen, ihre Batterien zu den Idealzeiten, in denen genug Strom im Netz vorhanden ist, zu laden. Die Kunden könnten diese variablen Stundensätze auf ihren Handys sehen und danach eine Entscheidung treffen, ob sie laden wollen oder nicht.

Die Ergebnisse eines langfristigen Pilotprojekts könnten die Wirtschaftlichkeit eines solchen Elektrofahrzeug-Programms für Steuerzahler, die Energieversorger und die Gesellschaft als Ganzes aufzeigen. SDG & E hat deswegen das Beratungsunternehmen E3 beauftragt, ein detailliertes Kosten-Nutzen-Modell zu erstellen.

Das 10-jährige Pilot-Programm, das von der CPUC noch genehmigt werden muss, würde 59.000.000 $ für Infrastruktur und 44 Millionen Dollar für Betriebs- und Wartungskosten kosten. Ein Vorteil wäre, dass diese mit dem Handel des eingesparten C02 (Zertifikate) bezahlt werden könnten.

SDG & E ist auch führend in der Einführung von Energiespeichern. Der Energieversorger hatte bereits 261 MW Speicher per Ende letzten Jahres im Einsatz. Im Rahmen des Programms ist von Vorteil, dass SDG & E auch ein führender Anbieter von Microgrid-Entwicklung ist und eines der größten erneuerbaren Energie-Micronetze in Borrego Springs errichtet hat. Eine Kombination dieser Maßnahmen könnte das Netz wesentlich stabilisieren.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /