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Mad Science- The Nuclear Power Experiment

The Nuclear Power Experiment von Joseph Mangano - Ein Buchtipp

In dem 2012 erschienenen Buch "Mad Science- The Nuclear Power Experiment" liefert Joseph Mangano einen umfassenden Überblick über die Geschichte der Kernkraft und die Argumente, mit denen sie bis heute gerechtfertigt wird.

Er ruft den naiven Umgang der Wissenschaftler mit Strahlung in Erinnerung, die zum Beispiel das Röntgen von Kinderfüssen in Schuhgeschäften als Gesundheitsmassnahme propagierten. Die Ärzte, die erstmals das hohe Krebsrisiko bei Kindern thematisierten, wenn Schwangere geröngt wurden, taten dies unter dem Verlust ihrer Karriere und ihrer Existenz. Diese Konsequenz führte dazu, dass Ärzte nicht wagten, Strahlung kritisch zu sehen. Sie wurde sogar als Heilmittel gegen Krankheiten gedeutet.

Die Technologie der Atomkraftwerke hat ihren Ursprung in der Entwicklung der Atombombe im 2. Weltkrieg. Damals spielten Fragen der Sicherheit, der Gesunsheit und des Umweltschutzes natürlich keine Rolle. Nach Hiroshima und Nagasaki kam es zum nuklearen Wettrüsten des Kalten Krieges, wo weiterhin Kritik an Kernkraft unerwünscht blieb.

Politiker sahen die neue Technologie nicht nur als Schutz und Verteidigung des Landes, sondern auch als Weg in eine neue Zukunft, in der die friedliche Nutzung der Kernkraft eine unerschöpfliche Stromquelle darstellen sollte, die praktisch nichts kosten würde.

Die Wall Street jedoch zog sich schon in den 70er Jahren aus dem Geschäft zurück, da Kernkraft wesentlich teurer war als angenommen und wesentlich weniger Gewinn abwarf als man gehofft hatte. Trotzdem finanzierten Regierungen die Atomindustrie weiter.

Mangano beschreibt die Gesundheitsrisiken, die sich schon aus dem Betrieb eines intakten Reaktors ergeben und die zahlreichen Unfälle und Katastrophen, zu denen es kam und die zu noch schwerwiegenderen Schäden führten. Er schildert die schwierigen über Jahrzehnte dauernden juristischen Auseinandersetzungen der Bevölkerung und der Arbeiter mit den Betreibern und der Regierung.

Er zitiert Studien, die einen Zusammenhang sehen mit Kernkraft und Kindersterblichkeit sowie Krebs bei Kindern. In den USA sorgte eine Untersuchung von Milchzähnen von Kindern, die nahe Reaktoren wohnten, für Aufsehen: sie enthielten Strontium.

Auch für Schilddrüsenpatienten ist dieses Buch sehr interessant, da es Studien zeigt, die sich mit dem enormen Anstieg von Schilddrüsenkrebs befassen. Schilddrüsenkrebs hat sich von allen Krebsarten am meisten verbreitet.

Mangano bespricht die wenigen aber immerhin vorhandenen gemessenen Jodwerte von Jod-131 an, die sowohl bei normalen Kernkraftwerken als auch bei Katastrophen freigesetzt werden.

So konnte radioaktives Jod zum Beispiel nach Atomtests an der Westküste Amerikas noch an der Ostküste nachgewiesen werden.

Auch bei Unglücken wie in Fukushima oder Santa Susana sind amerikanische Lebensmittel mit radioaktivem Jod belastet gewesen.

Atomtests könnten auch zu einem Massensterben von Schafherden geführt haben, die mit verstrahlten Schilddrüsen tot gefunden wurden. Die offizielle Erklärung lautete jedoch: "Fehlernährung".

Es existiert eine Studie der 70er Jahre, die zeigte, dass die Umweltbelastung mit radioaktivem Jod ständig zunimmt.

Schilddrüsenkrebs, Brustkrebs und Krebs bei Kindern könnten womöglich auf Strahlenbelastung zurückzuführen sein.

Studien hierüber werden von der Atomindustrie jedoch abgeblockt.

In diesem Buch gibt es viele Hinweise darauf, dass Kernkraft zu einer Umweltverschmutzung mit radioaktivem Jod führt.

Vor diesem Hintergrund erscheint die Lebensmitteljodierung als begleitende Massnahme zur Atompolitik erklärbar, die Umdeutung des Jodbedarfs des menschlichen Körpers aus der Sicht der Atomindustrie logisch. Verschiedene Stellungnahmen des AKJ oder von Areva bejahen diesen Zusammenhang. Die Lebensmitteljodierung soll die früher natürliche Aufnahme von Jod über die Luft unterbinden, da dieses Jod radioaktiv sein kann:

Jörg Brauns von Areva: "Steht nicht genügend Jod in der Nahrung zur Verfügung, wird die Schilddrüse jedes Jod das über die Atmung oder die Nahrung in den Körper gelangt, begierig aufnehmen und einlagern. Wenn dieses Jod radioaktive Jodisotope enthält, entsteht bei Personen, die unter Jodmangel leiden eine tendenziell höhere Strahlenexposition als bei Personen, die nicht unter Jodmangel leiden.

Man geht davon aus, dass ein Teil der nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl diagnostizierten Schilddrüsenkrebserkrankungen hätte vermieden werden können, wenn die betroffene Bevölkerung vor diesem Unfall ausreichend mit Jod versorgt worden wäre." [aus einer Mail Jörg Brauns/ Areva vom 9. September 2009 auf eine Anfrage]

Auch der Arbeitskreis Jodmangel glaubt, dass die Lebensmitteljodierung die Auswirkungen eines GAUs senkt: "Eine optimale Jodversorgung infolge der Salzjodierung bietet einen Schutz, dass weniger radioaktives Jod von der Schilddrüse aufgenommen werden kann im Vergleich zu einer Schilddrüse, die nicht ausreichend mit Jod versorgt ist. Inwiefern eine ausreichende Sättigung im Falle eines Reaktorunfalles besteht, lässt sich für den Einzelnen nicht vorhersagen, weshalb bei einem solchen Gau dennoch rechtzeitig Jodtabletten an die betroffene Bevölkerung ausgeteilt werden sollten." [AKJ auf Anfrage 12. September 2009] AKJ weiter: "Eine dauerhaft gute Jodversorgung bewirkt eine natürliche Sättigung der Schilddrüse mit Jod und kann so auch präventiv gegen eine potentiell erhöhte radioaktive Strahlenbelastung wirken, bestätigt unser Experte Professor Dr. Gärtner." [AKJ auf Anfrage 31. März 2011]

Das Buch kann im Internet bestellt oder auch als eBook heruntergeladen werden.
www.orbooks.com/catalog/mad-science

Ute Aurin, die Verfasserin der Rezension, ist selbst Autorin mehrerer Sachbücher unter anderem von Risiko Jod: Die unterschätzte Gefahr.

GastautorIn: Ute Aurin für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / hackenberg /