© IGL Marchfeldkanal
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Ziesel in Wien: EU-Kommission fordert Stellungnahme von Österreich

Die IGL-Marchfeldkanal freut sich: Die EU hat eine von der Bürgerinitiative eingebrachte Beschwerde zu den Vorgängen rund um die Stammersdorfer Ziesel akzeptiert.

Unter Beiziehung unabhängiger, in Fragen des europäischen Umweltrechts anerkannter Experten, hat sich die Bürgerinitiative IGL-Marchfeldkanal im Juli 2013 mit einer detaillierten Beschwerde an die europäische Kommission gewandt.

Das von der Bürgerinitiaitver in Auftrag gegebene Gutachten kommt zum Schluss, dass das geplante Projekt in zahlreichen Punkten gegen Artikel 12 der FFH‐Richtlinie verstößt und somit die Wiener Naturschutzbehörde MA 22 die Ausnahmeregelungen des Artikel 16 der FFH‐RL anwenden hätte müssen. Der erteilte Bewilligungsbescheid geht auf diesen Umstand jedoch kaum bzw. fehlerhaft ein und gibt keine Gründe gemäß Art. 16 Abs. 1 der FFH-RL an.

Nach eingehender Prüfung der umfassenden Unterlagen, konfrontiert die EU-Kommission nun die Republik Österreich mit den Vorwürfen der Bürgerinitiative. Innerhalb von zehn Wochen muss Österreich dazu gegenüber Brüssel Stellung beziehen.

Können die schwerwiegenden Vorwürfe nicht ausräumt werden, droht ein Mahnschreiben von den obersten europäischen Naturschützern und in weiterer Folge ein Verfahren vor dem Europäischen Gerichtshof. Eine Verurteilung käme die österreichischen Steuerzahler teuer.

Indes ist das Ziesel-Vorkommen nördlich des Heeresspitals signifikant angewachsen. Anstatt freiwillig abzuwandern, haben sich die Tiere nahezu am gesamten Areal ausgebreitet, wie die Bürgerinitiative erzählt. Dass die Ziesel bereits übersiedelt sind, wie kolportiert wurde, stimmt offensichtlich nicht.

Doch für Jubel bleibt keine Zeit. "Wir stellen uns schon die bange Frage:
Fahren beim Heeresspital nun bald die Bagger auf, um möglichst rasch vollendete Tatsachen zu schaffen?" meinen die Vertreter der Bürgerinitiative.



Folgende Punkte bilden den Kern der Beschwerde:

Wissenschaftlich unerprobtes Konzept einer ’freiwilligen Abwanderung” des Ziesels und des Feldhamsters

Ungeeignete Ausgleichsflächen

Absichtliche und aktive Vertreibung von Ziesel und Feldhamster

Absichtliches Fangen von Tieren

Bewilligter Baubeginn ohne gesichertes Funktionieren der neu geschaffenen Ausgleichsflächen

Störende Einflüsse des Betriebs des geplanten Vorhabens auf die lokale Population
Das Fehlen nachvollziehbarer Angaben auf welche Weise das völlige Verlassen aller Lebensräume geprüft wird

Gemäß Artikel 12 und 16 der FFH-RL wären von der Wiener Behörde vor Erteilung einer Ausnahme alternative Projektstandorte zu prüfen gewesen. Zudem hätte das öffentliche Interesse an der Realisierung des Projekts gegenüber dem hohen Schutzbedürfnis der Ziesel- und Feldhamster-Populationen abgewogen werden müssen.


Beide zur Gewährung von Ausnahmen im europäischen Artenschutz verbindlich anzuwendende Verfahrensschritte wurden jedoch nicht durchgeführt.

Ziesel haben sich am gesamten Bauland ausgebreitet!

Die Beobachtungen der IGL-Marchfeldkanal zum weiteren Ausbreiten der Ziesel werden nun auch von offizieller Seite bestätigt. Wie die Ziesel-Expertin Ilse Hoffmann in der Facebook-Gruppe ’Rettet die Ziesel” erklärt, hat die Anzahl der am Feld nördlich des Heeresspitals lebenden Ziesel merkbar zugelegt.

Von der Naturschutzbehörde MA 22 war auf Anfrage zu erfahren, dass die Tiere mittlerweile auch in jene Zonen eingewandert sind, die bislang nicht von ihnen besiedelt waren. Nur an kleineren Randstellen des rund sieben Hektar großen Areals sind noch keine Zieselbaue zu finden.

Für Aufregung sorgte ein Medienbericht, dass die Ziesel schon umgezogen seien und die Umlenkung der Tiere erfolgreich sein könnte. In einer ersten Reaktion auf Facebook rückte die darin zitierte Ilse Hoffmann, den Artikel zurecht: ‘Fotos und Zitat wurden von mir freigegeben, allerdings hatte ich keine Gelegenheit, den Artikel gegenzulesen. Wen die Fakten interessieren: Bitte unter Berufung auf das Umweltinformationsgesetz den aktuellen Quartalsbericht von der MA22 anfordern. Im übrigen: 11 Baue sind grade mal 5 % des derzeitigen Bestands auf der Projektfläche…’


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /