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Städte brauchen wilde Natur, wilde Natur braucht Städte

Der 10. Welt-Wildnis-Kongress beschließt Entwicklung von Leitlinien für mehr Naturschutz und Bürgerbeteiligung in Städten – Entschließung auf Initiative von Chicago Wilderness und Deutsche Umwelthilfe verabschiedet

Salamanca/Berlin - Wissenschaftler, Naturschutzorganisationen und Unternehmen aus allen Kontinenten fordern ‘mehr Mut zu wilder Natur in den Städten’. In einer von den Umweltorganisationen Chicago Wilderness und Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH) initiierten Erklärung an die Staatengemeinschaft beschlossen die Teilnehmer des 10. Welt-Wildnis-Kongresses (‘WILD10’) im spanischen Salamanca die Entwicklung von Leitlinien zu mehr Naturschutz und Bürgerbeteiligung in Städten. ‘Mit der Erklärung von Salamanca ermutigen wir Städte und Metropolen naturnäher und wilder zu werden: Es ist nur scheinbar ein Widerspruch, aber gerade die vom Menschen geprägten Ballungszentren brauchen wilde Natur und wilde Natur braucht auch die Städte’, sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Michael Spielmann. Zu den Erstunterzeichnern des Beschlusses gehören Organisationen, Städte und Einzelpersönlichkeiten aus Deutschland und den USA, aber auch aus Schwellenländern wie Mexiko, Südafrika und Indien.

‘Im neuen, urbanen Jahrtausend, in dem erstmals eine wachsende Mehrheit der Weltbevölkerung in Städten lebt, muss ernsthaft versucht werden, die Entwicklung von Städten und Natur zusammenzubringen und die enorme Bedeutung grüner Infrastruktur für die Stadtmenschen und die biologische Vielfalt zu erkennen’, sagte der Leiter Naturschutz der DUH und Mitautor der Beschlüsse, Ulrich Stöcker. Ganz eigene und biologisch vielfältige Lebensräume in Städten und in Stadtnähe sind mit ihrer artenreichen Tier- und Pflanzenwelt und ihren Ökosystemleistungen ein wesentlicher Bestandteil der weltweiten Biodiversität. Einerseits tragen sie erheblich zur Lebensqualität in verdichteten Räumen bei. Andererseits hängt der dauerhafte Schutz der unterschiedlichen Ökosysteme existenziell ab von einer starken öffentlichen Wertschätzung. ‘In diesem Sinne stehen Umweltkommunikation und Bildung für nachhaltige Entwicklung im Zentrum urbaner Naturschutzstrategien’, sagte Stöcker. Weltweit seien Bürgerinnen und Bürger Treuhänder der Natur. Ihre aktive und bewusste Einbeziehung gerade in den Ballungszentren sei unabdingbar für den Erhalt und die Entwicklung biologischer Vielfalt.

Auf Basis dieser Erkenntnis beschloss die WILD10-Konferenz die Entwicklung von Best-Practice-Leitlinien, um mit ihrer Hilfe eine nachhaltige Aufwertung des Naturschutzes in der Stadtplanung und eine Stärkung der Bürgerbeteiligung sicherzustellen. Folgerichtig unterstützt der Kongress auch weltweit Städte, die mit dem Ziel antreten, als ’Wild Cities’ positive internationale Aufmerksamkeit für das Anliegen zu gewinnen.

‘Die Erklärung von Salamanca ist eine Aufforderung an die Staatengemeinschaft, die Bedeutung von Städten und ihrer Bürger und Verwaltungen für den Schutz der Biologischen Vielfalt stärker in das öffentliche Bewusstsein zu rücken,’ erklärte Spielmann. ‘Wir appellieren an die künftige Bundesregierung, die von der letzten Großen Koalition 2007 beschlossene Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt und insbesondere auch deren Ziel, bis 2020 auf zwei Prozent der Landesfläche wieder Wildnisgebiete entstehen zu lassen, uneingeschränkt umzusetzen.’ Auch der von neun europäischen Nicht-Regierungsorganisationen – darunter aus Deutschland die DUH und die Zoologische Gesellschaft Frankfurt – entwickelte und in Salamanca verabschiedete Aktionsplan ‘A Vision for a Wilder Europe’ enthalte zahlreiche Hinweise zur Umsetzung der Nationalen Strategie, schloss Spielmann.

Hintergrund:

Der World Wilderness Congress ist ein 1977 von Ian Player (Südafrika) gegründetes und von der US-amerikanischen WILD Foundation organisiertes Umweltforum, das alle vier Jahre zusammentritt. Es ist damit der älteste, regelmäßig zusammenkommende und global ausgerichtete Umwelt-und Naturschutz-Kongress der Welt. Umwelt- und Naturschutzaktivisten aus allen Kontinenten tauschen Erfahrungen aus, formulieren Strategien zum Erhalt und der Wiederherstellung von Wildnisgebieten und bilden Koalitionen für wichtige Naturschutzprojekte. Der vor wenigen Tagen zu Ende gegangene 10. World Wilderness Congress in Salamanca war der erste seit 20 Jahren in Europa. Im Zentrum der Tagung standen Strategien zur Wildnisentwicklung in Europa.

Die DUH arbeitet mit Unterstützung des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und des Bundesamts für Naturschutz an verschiedenen Wildnis-Projekten, insbesondere im Projekt ‘Städte und wilde Natur’. Sie führt zudem die Geschäfte des ‘Bündnis der Kommunen für biologische Vielfalt’.

Die WILD10-Resolution zu Wild Cities können Sie ab dem 22.10. unter http://www.wild.org/main/world-wilderness-congress/ , die ‘Vision for a Wilder Europe’ können Sie unter http://wild10.org/en/wp-content/uploads/2013/04/A-Vision-for-a-Wilder-Europe-Oct-2013.pdf nachlesen.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /