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Umweltdachverband kritisiert: 380 kV-Stromleitungsausbau vorwiegend für Atomstromhandel!

Ausbau von 380 kV-Leitungen auf EU-Projektliste

Schließung des 380 kV-Rings vorwiegend für Atomstromtransporte von Temelin, Dukovany und Mochovce nach Südeuropa - Österreichs Antiatompolitik wird mit Forcierung des 380 kV-Atomstromtransits absolut unglaubwürdig

Die EU will den Ausbau der transeuropäischen Energieinfrastruktur vorantreiben. Am 14. Oktober hat die EU-Kommission dazu eine Unionsliste mit 248 Vorhaben von gemeinsamem Interesse veröffentlicht (http://ec.europa.eu/energy/infrastructure/pci/doc/2013_pci_projects_ country.pdf), die 2014-2020 vorrangig genehmigt, gefördert und durchgeführt werden sollen. Auf der nun vorliegenden Liste finden sich jedoch auch energiepolitisch und umweltrechtlich strittige Projekte, die eine naturverträgliche Energiewende hintertreiben, indem sie weiter am bisherigen Energiesystem festhalten. Allen voran steht hier der unter der Flagge der erneuerbaren Energien segelnde Ausbau der 380 kV-Stromleitungen in Österreich und seinen Nachbarländern. "Diese Liste ist ein Affront! Europaweit wie global brauchen wir verstärkte Klimaschutzmaßnahmen und müssen dazu unser Energiesystem radikal in Richtung umweltverträglich und erneuerbar umkrempeln. Was wir auf keinen Fall brauchen, sind Mega-Projekte, die das bisherige überholte Energiesystem weiter fortschreiben und einer dezentralen erneuerbaren Erzeugungsstruktur widersprechen; Projekte, die der Atomlobby in die Hände spielen, hinter verschlossenen Türen ohne Beteiligung der Öffentlichkeit ausgewählt wurden und die noch dazu aus europäischen Steuertöpfen finanziert werden sollen. Der Umweltdachverband protestiert daher aufs Schärfste gegen die in dieser Liste angeführten Ausbauprojekte von Atomstromautobahnen, von denen insbesondere auch Österreich als Stromtransitland für Nord-Süd-Stromverbindungen betroffen ist", erklärt Gerhard Heilingbrunner, ehrenamtlicher Präsident des Umweltdachverbandes.

380 kV-Ringschließung in Salzburg und Kärnten erleichtert Verbund-Atomstromgeschäfte

Mit zwei Projekten zur Lückenschließung im österreichischen 380 kV-Ring - 174 km neue Oberleitungen zwischen St. Peter, Oberösterreich, und Tauern, Salzburg, sowie weitere 190 km zwischen Lienz, Osttirol, und Obersielach, Kärnten - stehen Vorhaben auf der EU-Liste, die Österreichs 380 kV-Leitungen zu Atomstromautobahnen verkommen lassen und den täglichen Transport von Strommengen in der Größenordnung von 1.000 bis zu über 2.300 Megawatt aus Temelin, Dukovany und Mochovce nach Südeuropa unterstützen. "Österreichs Antiatompolitik und der Kampf aller NGOs und des offziellen Österreichs gegen Temelin & Co. wird damit endgültig ad absurdum geführt. Denn: Wenn das offizielle Österreich JA zu Atomstromautobahnen sagt, sagt es auch JA zu Atomstromhandel und somit ein JA zu den Atomkraftwerken in unseren Nachbarländern", so Heilingbrunner.

Anschluss neuer Temelin-Blöcke geplant - Atomstromautobahn Tschechien/Österreich

Weiteres Sorgenkind auf der Unionsliste ist der Ausbau einer Vielzahl an Hochspannungs-Oberleitungen in Tschechien damit der Anschluss an die zwei neuen in Planung befindlichen Reaktorblöcke des Kraftwerks Temelin, 50 km von der österreichischen Grenze. Der Umweltdachverband spricht sich vehement gegen die Verwirklichung dieser mehrere Millionen Euro teuren Projekte aus, da sie nicht die Anforderungen an Vorhaben von gemeinsamem Interesse erfüllen. "Indem sie den schnellen und leistungsstarken Transport von Atomstrom über das österreichische 380 kV-Netz nach Südeuropa erlauben, greifen Projekte dieser Art letztlich nur dem weiteren Ausbau von Temelin und anderen Atomkraftwerken unter die Arme - der Ausbau von Atomkraft in Tschechien und der Slowakei gelingt nur, wenn Österreich es zulässt, dass Atomstrom durch unser Land geführt wird", so Heilingbrunner abschließend.



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Weitere Infos: Umweltdachverband

Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /