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Energieeffizienzgesetz – Quo vadis?

Der neue Interessensverband „Dienstleister Energieeffizienz und Contracting Austria – DECA“ lud zur Diskussion über die Umsetzung der Energieeffizienzrichtlinie der EU in Österreich.

Über 50 Interessierte folgten am 19. Juni der Einladung zur Veranstaltung ‘Energieeffizienz¬gesetz – Quo vadis?’. Bei sommerlichen Rekordtemperaturen wurde ein heißes Thema mit kühlem Kopf diskutiert.

Input für die Diskussion kam von Christian Noll, Geschäftsführer der Deneff – der deutschen Schwesterorganisation der DECA. Der Deneff-Vorschlag konzentriert sich auf die Umsetzung des Artikels 7 der Richtlinie mittels eines marktorientierten Anreizsystems: Der Staat sucht im Wege der Ausschreibung von Energieeinsparung Akteure, die diese Einsparung mittels eigener Programme umsetzen. Gregor Thenius von der Österreichischen Energieagentur bot einen Überblick über Ansätze und Trends in den Mitgliedsstaaten der EU, vor allem hinsichtlich der Umsetzung via Verpflichtungssystem oder Alternativen dazu, sowie einen Überblick über den Zielerreichungsgrad Österreichs hinsichtlich der 20-20-20-Ziele. Hier ist Österreich auf einem guten Weg bei den Erneuerbaren und beim CO2-Ziel, allerdings weit von 20 % Energieeffizienz entfernt.

Am Podium stellten sich dann zusätzlich zu den Referenten die EnergiesprecherInnen der Grünen und des BZÖ, Christiane Brunner und Rainer Widmann, Dieter Drexel von der Industriellenvereinigung und Heinz Mihatsch, Obmann der DECA, der Diskussion und Fragen des Publikums.

Kritik am Entwurf des Energieeffizienzgesetzes wurde sowohl von den Oppositionsparteien wie von der Wirtschaft geübt - zum Einen am Entstehungs- und Verhandlungsprozess (‘Bad Governance’ vor allem wegen der nicht erfolgten oder verspäteten Einbindung in Formulierung und Verhandlungen) und an der Ausgestaltung des Verpflichtungssystems, das als nicht vollziehbar und in vielen Punkten nicht klar geregelt beschrieben wurde.
Alle bekennen sich zur Energieeffizienz, bei der konkreten Umsetzung scheitern viele Initiativen jedoch an Einzel¬interessen. Das generelle Ziel für das Energieeffizienzgesetz sollte daher sein, das Ja zur Energieeffizienz – von der Industrie bis zu den EinfamilienhausbesitzerInnen – zu nutzen und die Hürden bei der Erschließung der Potenziale auszuräumen. Viele sahen auch das Ziel ganz klar, dass Effizienzsteigerung alleine nicht ausreicht und das Gesetz auch ein absolutes Reduktionsziel beim Energieverbrauch anstreben muss.

Moratorium als Chance


Einig waren sich die Anwesenden, dass das Moratorium für das Energieeffizienzgesetz vor allem eine Chance bietet, neue Ansätze und Verbesserungen gemeinsam zu erarbeiten. Sehr begrüßt wurde auch die Tatsache, dass mit der DECA jetzt ein Ansprechpartner für Fragen der Energieeffizienz in Gebäuden zur Verfügung steht.
Aus Sicht der DECA sollte die Gelegenheit genutzt werden, um den Markt für hochqualitative Energiedienstleistungen in Österreich nachhaltig zu stärken. Hoch qualitativ bedeutet, dass für die Energieeinsparungen vertragliche Garantien abgegeben werden. Damit können rasch und umfassend Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz gesetzt werden, die daraus resultierenden Einsparungen sind durch Garantien nachhaltig abgesichert und leicht nachweisbar. Die Unternehmen der DECA haben in den letzten sieben Jahren nur mit Einspar-Contracting an die 100 Mio EUR investiert und beschäftigen rund 500 MitarbeiterInnen ausschließlich mit diesem Modell – bei einer entsprechenden Marktentwicklung könnten hier 1000e hochwertige Arbeitsplätze geschaffen werden.


Wichtige Punkte in diesem Zusammenhang:

Finanzierung
In den ersten Jahren finanzierten die Contractoren die Einspar-Contracting-Projekte aus dem Cash-flow, bis nach einigen Jahren auch die Banken begannen, an das Funktionieren des Modells zu glauben. Wirtschaftliche Energieeinsparmaßnahmen sind auf der einen Seite der Schlüssel zu soliden Finanzierungskonzepten, auf der anderen Seite könnte das Vertrauen der Energieverbraucher in Garantie-Modelle durch eine Ausfallshaftung des Bundes für solche ‘Energieeffizienzkredite’ massiv gestärkt werden.


Qualitätssicherung
Sollte die Sanierungsrate bei den Gebäuden deutlich gesteigert werden, sind gut ausge¬bildete Fachkräfte von der Energieberatung über die verschiedenen Gewerke bis hin zu den Planungsbüros eine wesentliche Voraus¬setzung für den Erfolg im Hinblick auf die erzielbaren Energieeinsparungen und damit auch für die Wirtschaft¬lichkeit von Maßnahmen.

Abgestimmte Förderprogramme des Bundes und der Länder
Sanierungswillige Unternehmen und Haushalte sollten nicht durch massive Förderbürokratie oder widersprüchliche Regelungen entmutigt (‘Förderdschungel’) werden. Eine gezielte bundesweite Förderung von hochqualitativen Energieeffizienzdienstleistungen basierend auf dem erfolgreichen Modell in Oberösterreich würde uns den Zielen näher bringen.

Die Rolle der EVU´s neu definieren
Wer Energie verkauft, kann nicht an Einsparung interessiert sein. Der Wandel vom Energieversorger zum Energiedienstleister ist seit vielen Jahren ein Thema – bei diesem Wandel muss man die EVU´s auch unterstützen.

20-20-20 Ziele der EU: Schlusslicht Energieeffizienz
Wie seitens der österreichischen Energieagentur und auch von allen DiskussionsteilnehmerInnen bestätigt wurde, ist Österreich bei den Zielen CO2-Reduktion und Einsatz erneuerbarer Energie gut unterwegs, wird aber das Ziel Energieeffizienz mit den bisherigen Ansätzen weit verfehlen.

Der Beitrag der DECA

Die DECA bildet die unabhängige Plattform für die Weiterentwicklung und hochwertige Umsetzung von Energieeffizienzdienstleistungen am österreichischen Markt. Die langjährige Erfahrung der DECA-Mitglieder kann einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, Österreich auch beim Thema Energieeffizienz in die gewünschte Richtung zu bewegen.
(Mehr über die DECA: www.deca.at)

GastautorIn: Monika Auer für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /