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Temelinerweiterung: Teuer, hochriskant und eine wirtschaftliche Katastrophe

Kostenexplosion und Sicherheitsrisiken beim AKW Temeli­n dürfen nicht länger ignoriert werden

Der Antrittsbesuch des tschechischen Präsidenten Milos Zeman bei Bundespräsident Heinz Fischer wird im Zeichen der zukünftigen Zusammenarbeit der beiden Länder stehen. Greenpeace appelliert an den österreichischen Bundespräsidenten, die Gelegenheit zu nutzen, um über die Atompolitik des Nachbarlandes zu diskutieren. Nachdem der tschechische Außenminister Karel Schwarzenberg bereits die ökonomische Sinnhaftigkeit des Ausbaus des AKW in Frage gestellt hat, muss Präsident Zeman die Kostenwahrheit über Atomstrom aus Temelín auf den Tisch legen und die Risiken, die vom AKW ausgehen, anerkennen, fordert Greenpeace.

"Berechnungen zufolge wird der Neubau der Reaktoren Temelin 3 und 4 rund 12 Milliarden Euro kosten. Beispiele in ganz Europa zeigen, dass die ursprünglichen Kostenberechnungen für den Neubau von Atomreaktoren bei weitem nicht eingehalten werden", so Julia Kerschbaumsteiner, Atomsprecherin bei Greenpeace zur Kostenexplosion beim Bau von Atomkraftwerken. Die Baukosten für den französischen Reaktor Flamanville belaufen sich beispielsweise bereits auf 8,5 Milliarden Euro und haben sich seit Baubeginn verdreifacht. "Um dennoch Partner für die Konstruktion zweier Reaktoren zu gewinnen, setzt die tschechische Regierung auf Abnahmegarantien für den in Temelin erzeugten Strom, eine klar EU-wettbewerbswidrige Subventionierung", so die Atomsprecherin.

Greenpeace fordert, dass die Kostenwahrheit für die geplante Aufrüstung des AKW Temelin auf den Tisch gelegt wird. "Werden die exorbitanten Errichtungskosten für Temelin 3 und 4 in den Strompreis eingerechnet, so belaufen sich die Produktionskosten für eine MWh Atomstrom auf weit über 60 Euro, während sich der Erlös auf der Strombörse derzeit bei rund 42 Euro einpendelt. Wer die Differenz zu zahlen hat, liegt klar auf der Hand. Hier wird die tschechische Bevölkerung zur Kasse gebeten", kritisiert Kerschbaumsteiner.

Auf der Agenda für das Treffen der Präsidenten stehen zudem Gespräche über die mangelhaften Unfallvorkehrungen beim AKW Temeli­n. Wie aus einer jüngst veröffentlichten Greenpeace-Studie hervorgeht, birgt Temeli­n erhebliche Sicherheitsrisiken, nicht nur für die tschechische, sondern auch für die Bevölkerung in Deutschland und Österreich. "Zeman darf nicht weiter ignorieren, was Wissenschaftler deutlich aufzeigen: Temelin ist nicht sicher. Das AKW befindet sich in einem seismischen Gebiet und ist gegen mögliche Erdbeben nicht ausreichend gewappnet. Zusätzlich gibt es keinen angemessenen Schutz vor Überflutungen und auch fehlen Filtersysteme, deren Installation eine der wichtigsten Lektionen aus Fukushima sind", warnt die Greenpeace-Sprecherin.

Greenpeace appelliert an Bundespräsidenten Fischer, bei den Gesprächen zu Temeli­n klare Worte zu finden. "Österreich ist ein Vorreiter im Kampf gegen Atomkraft und hat damit auch die Verantwortung, sich auf EU-Ebene vehement gegen Atomenergie einzusetzen. Mit dem Gesetz, das den Stopp von Atomimporten vorsieht, wird Österreich der teuren und hochriskanten Atomenergie auch aus Tschechien eine klare Absage erteilen. Fischer muss in seinen Gesprächen verdeutlichen, was auch Ökonomen und Physiker von Temeli­n halten: nämlich nichts", schließt Kerschbaumsteiner.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /