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Die geheime Kostenexplosion

Fast 100 Mio. Euro Mehrkosten für Regelenergie im Strommarkt und die E-Control schaut zu

Durch die Novellierung des Regelenergiemarktes Ende 2010 sollte die Aufbringung marktwirtschaftlicher werden und dadurch die Kosten sinken. Zwei Jahre nach Inkrafttreten des Gesetzes wird eines deutlich: Die Kosten sind beinahe ums Dreifache auf rund 150 Mio. Euro gestiegen. Die Windkraft ist so wie andere Erzeuger und Konsumenten massiv betroffen. Dieses eklatante Marktversagen muss abgestellt werden. Hier ist die E-Control, auf deren Betreiben es zu dieser Umstellung des Regel- und Ausgleichsenergiemarktes kam, gefordert endlich wirksame Maßnahmen zu erarbeiten und zur Umsetzung zu bringen.

Treten zwischen der Einspeisung und der Entnahme des Stroms im Netz unvorhergesehene Schwankungen auf, werden diese ausgeglichen, indem die Regelenergie kurzfristig erhöht oder gesenkt wird. Dafür gibt es ein mehrstufiges System. Zur Stabilisierung der Netzfrequenz wird innerhalb von wenigen Sekunden automatisch die Primärregelleistung dezentral in Kraftwerken abgerufen. Dauert die Beeinflussung des Netzes länger als 30 Sekunden, wird die Sekundärregelung aktiviert, nach 15 Minuten dann die Tertiärregelung.

Umstellung misslungen

Im Dezember 2010 wurde der gesetzliche Rahmen für den Ausgleichs- und Regelenergiemarkt im ElWOG (Elektrizitätswirtschafts- und Organisationsgesetz) geändert. Vorher wurde etwa die Sekundärregelung in Form eines Mengentausches zu festgelegten Preisen ausgeführt. Die ElWOG-Novelle machte daraus dann einen Markt, der über Ausschreibungen funktioniert. Diese Umstellung des Systems wurde erst im Jahr 2012 voll wirksam. "Leider sind die Kosten für die Ausgleichs- und Regelenergie dadurch nicht gesunken, sondern im Gegenteil drastisch gestiegen - und zwar um fast 100 Millionen Euro," berichtet Moidl.

Von dieser Entwicklung ist die Windkraft direkt finanziell stark betroffen. 78% dieser Kosten werden über das Systemdienstleistungsentgelt verrechnet, und das ist in zwei Jahren um 84% gestiegen. Die neue Marktsituation hat auch die Ökostromabwicklungsstelle OeMAG voll getroffen. Von 2011 auf 2012 haben sich die Ausgleichsenergiekosten der OeMAG von 14 auf 29 Millionen Euro verdoppelt. Somit wird auch Windkraftbetreibern, die nach der Tariflaufzeit bei der OeMAG verbleiben, das Doppelte an Ausgleichsenergieaufwendungen abgezogen. Diese nunmehr über ein Jahr gehende Entwicklung der laufenden Kostensteigerungen sind eine schwere Belastung der Windkrafterzeugung.

Marktversagen wird nicht debattiert

Während die Förderkosten für Ökostrom jährlich veröffentlicht und diskutiert werden, gibt es über die Kosten der Ausgleichs- und Regelenergie, die aber ebenfalls von den Konsumenten und Erzeugern finanziert werden müssen, keine Gesamtdarstellung. "Es ist eigentlich völlig unverständlich, dass dieser sehr kostenrelevante Bereich völlig intransparent ist und es darüber keinen Gesamtbericht gibt", so Moidl und führt abschließend aus: " Dieses eklatante Marktversagen muss abgestellt werden. Hier ist die E-Control, auf deren Betreiben es zu dieser Umstellung des Regel- und Ausgleichsenergiemarktes kam, gefordert endlich wirksame Maßnahmen zu erarbeiten und zur Umsetzung zu bringen."



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Weitere Infos: IG Windkraft

Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /