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Elektromobilität: Wir müssen revoltieren

Es liegt an uns selbst- Ein Antwortbrief von Oliver Hromada an Franz Alt

Lieber Franz Alt,

Noch vor fünf Jahren hätte ich zu deinen Ausführungen rund um die Elektromobilität unwidersprochen gratuliert. Heute, nachdem ich persönlich 8 Jahre ausschließlich solar-elektrisch mobil bin, privat 4 Elektroautos besitze und die größte NGO für Elektromobilität in Österreich leite, sehe ich die Dinge etwas anders.

Es stimmt der Vergleich, dass die Zukunftstechnologie ‘Handy’ um das 133 fache unterschätzt wurde. Im übrigen wird das Potential der erneuerbaren Energien regelmäßig nicht nur von der IEA unterschätzt, sondern auch von den Pionieren und Experten der Solar-Szene.

Der Vergleich ist ganz hervorragend. Aber worauf fußt dieser Umstand?

Die Telekommunikationsindustrie hat die Neuentwicklung des Handys massiv unterstützt. Ein Quantensprung und ein unermesslicher Umsatzbringer. Es hat aber auch keine Lobby der Wählscheiben- Erzeuger gegeben. Oder eine Telefon- Hörer und Kabel Lobby. Bei diesem Beispiel kann man auch noch weiterdenken. Wo war die vereinigte Lobby der Schreibmaschinenerzeuger als der PC kam??

Aber bei der Autoindustrie samt ihren verfilzten, multinationalen Konzern-Verflechtungen schaut es schon anders aus.

Wem gehört Mercedes? Wo sitzen die Inhaber von VW, FIAT usw. Und in welchen, gegenseitigen Geschäftsbeziehungen stehen erdölproduzierende Länder? Wie kommt es, dass Vertragspartner von NISSAN in Deutschland sich weigern, das Elektroauto zu vertreiben und es riskieren die Vertragspatnerschaft zu verlieren?

Meiner Meinung nach liegt es an uns selbst.

Wir fordern ja keine Umstellung. Weder bei Lebensmittel noch bei unserer Mobilität. Sieh Dir an, was wir ‘als Fraß’ vorgesetzt bekommen, und wie krank es uns macht. Was den Konzernen ja gar nicht ungelegen kommt, denn wenn Dich Nestle heute KRANK macht, bist du morgen der beste Kunde von der neuen Vision Nestlé HealthCare Nutrition!

Nein- Nein und nochmals Nein.

Wir müssen revoltieren. "Wann werden wir militant?" um es mit Stéphane Hessels Worten zu sagen.

Deine Zeilen erinnern mich an einen Artikel in der Herald Tribune von 01 November wo es heißt: ‘Nach jüngsten Berichten in gewissen Zeitungen ist es Mr. Thomas Edison endlich gelungen, die Batterie zu verbessern. Es heißt, schon in wenigen Monaten würden elektrisch angetriebene Fahrzeuge auf den Markt kommen, die wenig kosten und fast keine Wartung benötigen’. (Ach ja- korrekterweise reiche ich noch das Erscheinungsjahr nach. 1907!!)

Es geht doch nicht alleine um die Elektromobilität. Sie ist ein guter Indikator. Es geht um die Patentierung von Genen die es Konzernen erlaubt, die Hand auf das Saatgut der Zukunft zu halten. Es geht um den Strommarkt, um die Demokratie und um die Möglichkeit ein selbstbestimmtes Leben führen zu dürfen. Ich will kein billiges E- Auto, so wie ich keine billigen Lebensmittel will. Wir zahlen den Preis der Abhängigkeit. Genau wie beim Handy- und da sind wir wieder beim Anfang.
Denn ob das Handy ein Segen oder ein irrer Fluch ist, wird sich auch noch zeigen.

Lieber Franz Alt, bitte schreib, dass Du etwas forderst!

Dass Du ungeduldig wartest und nicht mehr lange ruhig bist. Drohe mit einem Sturm von Gleichgesinnten auf die europäischen Autohäuser. Aber bitte schreib nicht, dass in Kürze alles Supi ist!

Dein Solarfreund Oliver Hromada
Vorstandsvorsitzender Europäisches Zentrum für Solare Mobilität
www.eurozem.org

GastautorIn: Oliver Hromada für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /