© Naturschutzbund NÖ
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Wiener Ziesel- immer noch bedroht

Was passiert mit den Zieseln beim Wiener Heeresspital- Wie sollen sie "freiwillig" auf die Ausgleichsflächen kommen?

Wien- Es ist noch nicht lange, dass die überparteiliche Bürgerinitiative IGL Marchfeldkanal zur Ziesel-Mahnwache aufgerufen hatte. Mit vollem Erfolg: Rund 400 Menschen kamen am 2. Juni nach Stammersdorf, um vor Ort gegen die drohende Verbauung eines der letzten Wiener Ziesel-Habitate zu protestieren. Unzählige Wienerinnen und Wiener wollen die geplante Vertreibung der Ziesel am Marchfeldkanal nicht einfach hinnehmen.

Neun Sprecherinnen und Sprecher warfen unterschiedliche Blickwinkel in die Problematik der Heeresspital-Ziesel ein. Teilweise wurde mit großer Emotion auf die absolute Notwendigkeit von Tier- und Naturschutz hingewiesen. Die Vorgänge rund um die Heeresspital-Flächenwidmung sind aufklärungswürdig, sie zeigen offensichtliche Fehlentwicklungen in der Stadtplanung. Es herrschte große Einigkeit darüber, dass es notwendig ist, die Ziesel in ihrem angestammten Lebensraum zu schützen.

Es beeindruckte auch das musikalische Rahmenprogramm: eine Uraufführung des Kindermusical ‘SoKo Ziesel’ unter Leitung von Mag. Renate Schütz, aus deren Feder sowohl Musik als auch Text des Werkes stammen. Die Darsteller und Darstellerinnen waren Kinder und Jugendliche, die das Publikum mit ihrer mitreißenden Darbietung in ihren Bann zogen. Abschließend gab es eine ökologische Führung rund um das Habitat der Ziesel und Feldhamster.

VIDEONACHSCHAU zur Zieselmahnwache von Ernst Gruber, inseltv.at:








Wie gehts weiter?

Die Bauträger Kabelwerk und Donaucity veröffentlichten nun eine Stellungnahme, dass für die streng geschützten Ziesel nördlich des Heeresspitals Ausgleichsflächen gefunden worden seien. Die Tiere sollen freiwillig dorthin abwandern. Wo genau diese Ausgleichsflächen liegen sollen, wurde nicht bekannt gegegeben. Wie das im Detail aussehen soll, ist unbekannt. Man betont, dass die Ziesel freiwillig auf die Ausgleichsflächen abwandern sollen. ‘Alle Zeitpläne sind Spekulation, wir richten uns ganz nach den Tieren’, ist in einem Artikel in der Kronenzeitung zu lesen.

"Ein Bescheid der Wiener Naturschutzbehörde MA 22 nährt jedoch massiv Zweifel, ob den Zieseln nördlich des Wiener Heeresspitals überhaupt Zeit zum Abwandern gegeben werden soll. Denn bereits im Februar 2012 beantragten die Bauträger bei der MA 22 die Erlaubnis zum Lenken der Ziesel auf Ausgleichsflächen durch streifenweises Bearbeiten ihres Lebensraums." meint indessen die IGL Marchfeldkanal. Die MA 22 hat das offensive Ansinnen vorerst abgelehnt.

"Zu befürchten ist also, dass jetzt, wo Ausgleichsflächen angeblich vorhanden sind, der freiwilligen Ziesel-Abwanderung mit schwerem Gerät nachgeholfen werden soll. Angesichts eines mächtigen Pflugs werden die kleinen Tiere zwar instinktiv, jedoch keineswegs freiwillig ihren Lebensraum verlassen." so die IGL weiter.

Ein Bauträgerwettbewerb soll dennoch noch 2012 starten, wie der Website des Wohnfonds Wien zu entnehmen ist.

"Obwohl ein Ziesel-Vorkommen im Gebiet zwischen Marchfeldkanal und Brünner Straße schon seit 2006 durch die MA 22 dokumentiert ist, widmete man in 2010 einen Teil des Lebensraums kommentarlos für Wohnbau um. Weder erfolgte eine Umweltprüfung, noch wurden Alternativen geprüft, noch angesichts des drohenden Konflikts präventive Maßnahmen zum Schutz der Population gesetzt. Bereits damals standen die Ziesel in Österreich auf Platz 1 der Roten Liste.

Da passt es nur allzu gut in das traurige Bild, dass man sich erst jetzt, wo die inzwischen medial bekannten Tiere einem Großbauprojekt unübersehbar im Weg stehen, mit ihnen auseinandersetzen will. Die Beauftragung zur Erforschung der Ziesel-Population erfolgte aber letztlich nur mit dem zentralen Ziel, diese abzusiedeln." so die IGL Marchfeldkanal.

Kurioserweise sind die Untersuchungen nur auf die Zieselbesiedlung nördlich des Heeresspitals beschränkt.


Wie von Experten aus dem Lebensministerium zu erfahren ist, würde die Verbauung des Habitats gegen geltendes EU-Recht verstoßen.

Die überparteiliche Bürgerinitiative IGL Marchfeldkanal fordert endlich Priorität für den Artenschutz, ohne Wenn und Aber! Bereits 5.400 Unterstützer haben eine entsprechende Erklärung zur Einrichtung eines Naturschutzgebietes auf sämtlichen unverbauten Flächen rund um das Wiener Heeresspital unterschrieben.

Man darf gespannt sein, wie die Geschichte weitergeht.

Mehr Information und Unterschriften für die Ziesel:
www.ziesel.org


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /