Energie aus der Natur: Oberösterreichs größte regionale Biogasanlage eröffnet
Am 18. Juni wurde in Engerwitzdorf die österreichweit erste Biogasanlage eröffnet, die speziell für die Einspeisung in ein bestehendes Erdgas-Leitungsnetz errichtet wurde.
Über 1.500 Gäste waren nach Engerwitzdorf gekommen, um bei der Eröffnung von Oberösterreichs größter regionaler Biogasanlage dabei zu sein. Diese Anlage ist österreichweit die erste, die speziell für die Biogaserzeugung und -einspeisung in ein bestehendes Erdgas-Leitungsnetz errichtet wurde. Die Vertreter aus Wirtschaft und Politik und vor allem die Bevölkerung überzeugten sich vor Ort von diesem Vorzeigeprojekt. Seit einem halben Jahr steht hier Biogas aus nachwachsenden Rohstoffen aus der Region den Haushalten zum Heizen und Tanken zur Verfügung. Die Anlage schafft Arbeitsplätze, erhöht die regionale Wertschöpfung und spart zudem jährlich 2.700 Tonnen CO2 ein. Damit wird das Mühlviertel zur Vorzeigeregion in Sachen Biogaseinspeisung.
Biogas aus heimischer Landwirtschaft zum Heizen und Tanken ist seit Dezember im Mühlviertel Realität: Die OÖ. Gas-Wärme GmbH, ein Unternehmen der OÖ. Ferngas AG, und die Naturgas Engerwitzdorf GmbH errichteten hierfür eine Anlage, in der Biogas produziert, auf Erdgasqualität aufbereitet und ins Erdgas-Leitungsnetz der OÖ. Ferngas Netz GmbH eingespeist wird. Jährlich produziert die Anlage ca. 10 Millionen Kilowattstunden Biogas. Das entspricht der Versorgung von rund 4.000 Einfamilienhäusern mit Bio+Erdgas. 50 Bauern aus der Region liefern die Rohstoffe für die Biomethanerzeugung und sorgen so für eine hohe regionale Wertschöpfung.
Bereits seit Ende 2010 wird in Engerwitzdorf erfolgreich Biogas ins Erdgas-Leitungsnetz eingespeist und nach dem sechsmonatigen Probebetrieb fand nun in feierlichem Rahmen die offizielle Eröffnung statt. Gleichzeitig nahmen viele Besucher die Gelegenheit wahr, einen Blick hinter die Kulissen der Anlage zu werfen und Wissenswertes über die Biogasproduktion samt Einspeisung zu erfahren.
Mit regionalen Energiestrategien in die Energie-Zukunft
In Engerwitzdorf sind die für die Biomethanerzeugung eingesetzten Rohstoffe nachwachsende landwirtschaftliche Feldfrüchte und Wiesengras sowie Wirtschaftsdünger aus der landwirtschaftlichen Tierhaltung.
Die regionale Bio-Energiestrategie als ökologisches Zukunftsmodell.
Der Wandel in der Energiepolitik weist den Weg in Richtung Energieeffizienz, aber auch zu nachhaltigen und dezentralen Energielösungen. Regionalität steht heute nicht nur bei Lebensmitteln hoch im Kurs. "Auch die Energie der Zukunft wächst vor unserer Haustür. Die Landwirtschaft liefert den nachhaltigen Rohstoff Biomasse für die Biogasanlage in Engerwitzdorf und schließt damit den neuen Energie-Lebenskreis, bei dem Arbeit und Wertschöpfung in der Region bleiben", sagt Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger zum Pilotprojekt in Engerwitzdorf. "Die Land- und Forstwirtschaft ist der Lieferant nachhaltiger Wärmeenergie. Die Einspeisung von Biogas ins Gasnetz ist langfristig ein weiterer Schritt in Richtung noch stärkerer Energie-Unabhängigkeit."
Vorreiterrolle erneut bestätigt
Mit der neuen Biogasanlage in Engerwitzdorf wurde ein wichtiges Leuchtturmprojekt umgesetzt. "Die Energie AG ist mit ihrer Beteiligung OÖ. Ferngas AG federführend bei der Integration erneuerbarer Energie in die bestehenden Energiesysteme und hat hier in Engerwitzdorf mit den Landwirten der Region in einer beispielhaften Partnerschaft neue Synergien für saubere, nachhaltige Energie in Form von Biogas geschaffen", sagt OÖ. Ferngas-Aufsichtsratsvorsitzender Energie AG-Generaldirektor Dr. Leo Windtner.
Regionale Wertschöpfung: Biogas aus heimischer Landwirtschaft
Die Betreiber der Anlage in Engerwitzdorf sind vier zukunftsorientierte Landwirte (Gottfried Reichinger, Rudolf Mairhofer, Franz Gstöttenmeier und Franz Reichinger), die sich zur Naturgas Engerwitzdorf GmbH zusammengeschlossen haben sowie die OÖ. Gas-Wärme GmbH. Gemeinsam errichteten die Projektpartner die Anlage nach dem bewährten NatUrgas-Verfahren. Die vier Landwirte betreiben die Rohgaserzeugungsanlage, die OÖ. Gas-Wärme GmbH betreibt die Aufbereitungsanlage und stellt die Vermarktung des erzeugten Biomethans sicher. Eingespeist wird das auf Erdgasqualität aufbereitete Biogas in das Erdgas-Leitungsnetz der OÖ. Ferngas Netz GmbH. "Rund 50 Bauern aus der Region liefern die Rohstoffe für die Biogasproduktion. Gemeinsam konnten wir nach der ersten Ernte der insgesamt 300 Hektar großen Ackerfläche 11.000 Tonnen Silagegut liefern. Das ist ein wichtiger Beitrag für die regionale Wertschöpfung", so Gottfried Reichinger, Sprecher der Naturgas Engerwitzdorf GmbH.
Die OÖ. Gas-Wärme GmbH ist der heimische Spezialist für Biogasanlagen. "Als Erster in Österreich haben wir schon vor einigen Jahren Biogas als Ergänzung zum umweltschonenden Erdgas angeboten", zeigt sich Geschäftsführer Klaus Dorninger MBA stolz über dieses Vorzeigeprojekt der OÖ. Gas-Wärme: "Mit unserem innovativen Produkt Bio+Erdgas von erdgas oö. ist für unsere Kunden auch der Erhalt der oö. Wohnbauförderung möglich. Mittlerweile bieten wir österreichweit wiederum als Erster umweltschonendes Biogas für alle Erdgas-Kunden an."
Die beiden OÖ. Ferngas-Vorstände KommR Ing. Dr. Johann Grünberger und Ing. Dr. Gerhard Zettler zeigten sich stolz über das hohe Interesse am Vorzeigeprojekt in Engerwitzdorf. "Seit Jahren engagiert wir uns im Bereich biogener Energie und versteht diese als ideale Ergänzung der heimischen Energieressourcen. Das haben wir bereits vor sechs Jahren in Pucking gezeigt, wo wir die Ersten in Österreich waren, die Biogas ins Leitungsnetz einspeisen konnten. Wir dürfen uns als Know-how-Geber für andere Projekte bezeichnen und zeigen auch in Tschechien und der Slowakei großes Engagement beim Bau und Betrieb solcher Anlagen. Das hier in Engerwitzdorf produzierte Biogas wird zu 100 Prozent direkt in unser Erdgas-Leitungsnetz eingespeist und ist damit in ganz Oberösterreich verfügbar", so Vorstandsvorsitzender Grünberger.
Vielfältige Einsatzmöglichkeiten
Die Erzeugung und Einspeisung von Biogas in Engerwitzdorf stellt die effizienteste Form der Energiegewinnung aus Biomasse dar, ohne mit dem Anbau von Nahrungsmitteln in Konkurrenz zu treten. Die Pflanzennährstoffe gelangen als wertvoller Dünger wieder in das Erdreich zurück und bleiben damit im natürlichen Kreislauf erhalten. Das gewonnene Biogas steht neben der Verstromung für alle Anwendungsfelder zur Verfügung: Biogas kann im Haushalt statt Erdgas zum Heizen, Kochen, Kühlen, für Warmwasser oder auch zum Grillen verwendet werden.
Umweltfreundliches Bio+Erdgas für 4.000 Einfamilienhäuser
Die Anlage in Steinreith in Engerwitzdorf ist die erste in Österreich, die speziell für die Biomethanerzeugung samt -einspeisung ausgelegt und errichtet wurde. Hier werden jährlich ca. 10 Millionen Kilowattstunden Biogas produziert, die für die Versorgung von rund 4.000 Einfamilienhäusern mit Bio+Erdgas ausreichen. Seit der Inbetriebnahme Ende des Jahres 2010 konnten bereits über 500.000 m3 Biomethan (
5,5 Millionen Kilowattstunden) ins Leitungsnetz eingespeist werden. Dafür wurden 4.500 Tonnen Substratmenge verarbeitet. Das in Engerwitzdorf erzeugte Biogas spart jährlich 2.700 Tonnen CO2 ein und ist klimaneutral. Bei der Verbrennung von Biogas entsteht kein Feinstaub. Mit Bio+Erdgas können umweltbewusste Erdgaskunden ihre Öko-Bilanz beim Heizen zusätzlich verbessern. Außerdem erfüllt Bio+Erdgas alle Anforderungen der oö. Wohnbauförderung im Neubau. Die Anlage läuft seit Februar 2011 auf Nennleistung. Die Inbetriebnahme und das erste halbe Betriebsjahr der Biogasanlage und der Gasaufbereitungsanlage sind zur vollsten Zufriedenheit der Betreiber verlaufen. Da es sich um ein Pilotprojekt handelt, werden im ersten Betriebsjahr laufend Optimierungen vorgenommen. Effizienz und Leistung sind aber bereits jetzt sehr zufriedenstellend. Die Anlage in Engerwitzdorf ist Teil einer regionalen Energiestrategie und wird vom Land OÖ. als gemeinsames Pilotprojekt der Ressorts Agrar und Umwelt gefördert. Insgesamt wurden rund vier Millionen Euro investiert. Bei der Eröffnung dabei waren auch Landesrat Max Hiegelsberger, die Zweite Landtagspräsidentin Gerda Weichsler-Hauer und die Landtagsabgeordneten Ulrike Schwarz, und Mag. Michael Strugl, sowie Nationalratsabgeordneter Mag. Michael Hammer. Vor Ort waren auch Energie AG-Generaldirektor Dr. Leo Windtner, oö. Landwirtschaftskammer-Vizepräsident Ing. Franz Reisecker, Biomasseverband-Geschäftsführer Ing. Günter Danninger, OÖ. Energiesparverband-Geschäftsführer DI Dr. Gerhard Dell sowie die Bürgermeister Johann Schimböck (Engerwitzdorf), Gisela Gabauer (Gallneukirchen), Ernst Lehner (Katsdorf), Dipl.-Ing. Hermann Reingruber (Reichenau) und Ferdinand Kaineder (Altenberg). Die beiden OÖ. Ferngas-Vorstände KommR Ing. Dr. Johann Grünberger und Ing. Dr. Gerhard Zettler sowie OÖ. Gas-Wärme-Geschäftsführer Klaus Dorninger MBA und Naturgas Engerwitzdorf-Sprecher Gottfried Reichinger waren stolz, so viele Ehrengäste bei der Eröffnung begrüßen zu dürfen. Beim Tag der offenen Tür gab es rund um die Eröffnung ein buntes Rahmenprogramm: Führungen durch die Biogasanlage, eine Bilderausstellung der Volksschule Engerwitzdorf-Schweinbach, ein kurzweiliges Kinderprogramm, Auftritte der Engerwitzdorfer Schuhplattler, ein Ferkelrennen mit Gewinnspiel sowie Speis und Trank in gemütlicher Atmosphäre.
Daten und Fakten
Planungs-/Verhandlungsphase: 2006 bis 2009
Spatenstich: 21. September 2009
Bauphase: September 2009 bis November 2010
Inbetriebnahme: Dezember 2010
Volllastbetrieb: seit Ende Jänner 2011
Jährliche Produktions-/Einspeisemenge: ca. 10 Millionen Kilowattstunden
Jährliche CO2-Einsparung: 2.700 Tonnen
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /